Landau / Birkweiler Edelkastanie: 700 Kilogramm Saatgut gesammelt
In den vergangenen Wochen hat das Forstamt Haardt im Forstrevier Haingeraide bei Birkweiler die Früchte der Edelkastanie gesammelt. Wie Mario Biwer vom Forstamt mitteilt, sind dabei rund 700 Kilogramm Saatgut zusammengekommen. „Daraus können nun ungefähr 9000 junge Edelkastanienpflanzen in der Baumschule angezogen werden.“ Diese würden dann zum Beispiel genutzt, um den Wald für den Klimawandel umzubauen. Auch im Venninger Gemeindewald sei gesammelt wordern, dort sind laut Biwer 470 Kilogramm Saatgut zusammengekommen.
„Die Edelkastanie gilt als äußerst wärmeliebend und ist eine typische Baumart der mediterranen Gefilde“, erklärt Biwer. Daher ist sie bestens geeignet, dem Klimawandel hierzualnde zu trotzen. Sie präge den Übergang von der Weinlandschaft der Rheinebene zu den ausgedehnten Wäldern der Biosphärenreservates Pfälzerwald. Dort zeige sie mit ihren weißen Blüten im Juni das charakteristische Bild des Haardtrandes.
Früher Nahrung für römische Legionäre
„Neben der renommierten Weinlage ,Keschdebusch’ auf der Germarkung Birkweiler liegt ein geprüfter Esskastanienbestand“, so Biwer. Die Kategorie „geprüft“ gelte als höchstwertigste Einstufung. Hierbei müsse das Vermehrungsgut des fraglichen Ausgangsmaterials seine überlegene Anbaueignung in einer Nachkommenschaftsprüfung nachgewiesen haben. „Der Kastanienbestand von Birkweiler ist nach Aussagen des zuständigen Revierleiters Konrad Gollong derzeit der einzige geprüfte Bestand in der Bundesrepublik Deutschland, wenn nicht sogar in ganz Europa. Aufgrund seiner Wüchsigkeit, Feinastigkeit und des Höhenwachstums hat er die Anforderungen des Forstvermehrungsgutgesetztes erreicht“, erklärt Biwer.
Auch im Bereich des Forstamts Annweiler werden seit 2019 Kastanien gesammelt, um daraus Saatgut zu gewinnen. An der Aktion beteiligt ist das Forstliche Genressourcenzentrum Rheinland-Pfalz, das rund um Annweiler und Bad Bergzabern die Früchte aus dem Wald holt.
Die Edelkastanie (lateinisch: Castanea sativa) wurde vor zirka 2000 Jahren von den Römern über die Alpen nach Mitteleuropa gebracht. Sie nutzten die Früchte, die Maronen – oder wie man in der Pfalz sagt: die „Keschde“ – als Nahrung für ihre Legionäre. Edelkastanienholz wurde bis in die 50er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts im „Kammertbau“ bei der Anpflanzung der Weinreben benötigt. Das milde Klima der Haardt ist die Voraussetzung für das gute Gedeihen der Edelkastanien.