Südpfalz Corona-Effekt beim Wertstoffhof: Viele Südpfälzer misten ordentlich aus

Da ist wohl was schiefgelaufen. Das Plastikrad ist beim Edelmetall eindeutig fehl am Platz.
Da ist wohl was schiefgelaufen. Das Plastikrad ist beim Edelmetall eindeutig fehl am Platz.

Kurzarbeit und Corona haben offenbar viele dazu animiert, mal gründlich auszumisten. Auch kuriose Funde sind auf dem Wertstoffhof in Landau an der Tagesordnung. Und dann wird beim Entsorgen auch noch ordentlich geschummelt.

In jungen Jahren hält das der Rücken noch aus: Leon aus Landau, vor Kurzem 18 Jahre alt geworden, wuchtet eine Schranktür aus dem Hänger und wirft sie in einen der Container auf dem Gelände des Wertstoffhofs in Landau. Seine Eltern haben ihm zum Geburtstag eine neue Einrichtung für das Kinderzimmer geschenkt, was ja inzwischen ein Erwachsenenzimmer ist. Und deshalb muss alles raus. Der Südpfälzer ist nicht der einzige in der Region, der in den vergangenen Monaten kräftig ausgemistet hat. Das Coronavirus und dessen Folgen haben auch auf der Mülldeponie in Landau für Hochbetrieb gesorgt – und für skurrile Szenen.

Zurück ins Jetzt: Der Auszubildende Paul Hauck sieht die Entrümpler schon von weitem und eilt direkt zur Hilfe. Teile einer alten Kommoden und, wie es aussieht, ein zerlegter Lattenrost zeugen von den großen Plänen der Landauer Familie für das ehemalige Kinderzimmer. Auch anderen Hofbesuchern stehen die Mitarbeiter meistens helfend zur Seite, denn vor dem Tor warten schon die nächsten Kunden darauf, das Gelände zu betreten. Deshalb muss alles laufen.

Mitarbeiter klagen über Kunden

„Drei Autos oben, drei unten“, darauf wird jeder vor Betreten des Wertstoffhofs hingewiesen. Da bildet sich auch mal eine längere Schlange. Der größte Zulauf sei entweder kurz vor der Mittagspause oder vor Feierabend, beklagen die Angestellten, „eben auf den letzten Drücker“. Da müsse man schon mal hart bleiben und die Kunden vertrösten. „Auch wenn das nicht immer einfach ist.“ Und es auch nicht immer in einem freundlichen Ton passiert. Aber Stress lässt das Nervenkostüm auch mal flattern.

Viele haben ihre Zeit und das schöne Wetter auch dazu genutzt, dem eigenen Garten neues Leben einzuhauchen. Die Reste der geschnittenen Hecke müssen dann schnell weg. Das bringt wiederum seine eigenen Probleme mit sich. „Beim Grünschnitt wird oftmals gemogelt, die Leute sind unvernünftig“, sagt ein Mitarbeiter des Wertstoffhofs. Mit ein, manchmal zwei Kollegen sei da einfach nichts zu machen. „Da dreht man sich um. Und schon liegt’s drin.“ Das müsse dann im Nachhinein wieder aussortiert werden.

Viel kann wiederverwertet werden

Nun ist ein Sprinter vom Club Behinderter und ihrer Freunde an der Reihe. Sozialarbeiter Florian Damm und Kollege Joachim Glatz sind da, sie erzählen, in einer sechsköpfigen Wohngemeinschaft sei der Keller mit Wasser vollgelaufen. „Die Gelegenheit haben wir direkt am Schopfe gepackt und neben dem ehemaligen Inventar auch gleich die Altlasten mitentsorgt. Dazu gehört ein alter Heizkörper. “

Dann steigt Volker Thomas aus seinem Wagen. Der Landauer ist Stammgast auf dem Wertstoffhof, denn er entsorgt beruflich Privathaushalte in der Region. Von „antiken“ Einmachgläsern über Stühle und anderes Mobiliar bis hin zu alten Schuhen hat er alles im Programm. Die heutige Ladung lässt da keine Wünsche offen. Auch im Container nebenan findet sich Allerlei – Kochtöpfe, Gartenstühle und ein rostiges Wellblechdach. Das meiste könne wiederverwertet werden, sagt ein Mitarbeiter. Nur wenn zum Beispiel Holz mit Öl bearbeitet worden sei, ginge das nicht. „Das wird dann nach Mannheim gebracht und verbrannt.“

Virus hat Arbeit auf Hof verändert

Wegen Corona sind die Kläranlage und der Wertstoffhof strikt voneinander getrennt. Angestellte sind auf die beiden Anlagen verteilt, es wird nicht mehr hin und her gewechselt. Es sei wichtig, diese Maßnahmen zu ergreifen, um die Wasserversorgung vor Kontaminationen bestmöglich zu schützen, heißt es von der Stadt. Corona habe den Arbeitsalltag auf dem Hof verändert.

Deshalb ist für Azubi Paul Hauck diese Ausbildung eine ganz besondere. Er habe sein erstes Lehrjahr in Ludwigshafen absolviert und werde nun direkt voll eingesetzt, sagt er. Gerade die verschärften Vorschriften auf dem Hof und im Miteinander seien eine Umstellung für alle. Die Anzahl der auf dem Hof eingesetzten Mitarbeiter sei festgelegt, da müsse jeder überall mithelfen. Er natürlich auch.

„Beobachten gelegentlich Schummelversuch“

Um die Sicherheit aller auf der Deponie zu gewährleisten, wird auf Digitalisierung gesetzt. Kameras und automatische Waagen sollen den persönlichen Kontakt minimieren. Die Angestellten bemängeln allerdings: „Die Kameras können nicht ins Auto gucken. Das ist ein massives Problem.“ Es sei deshalb weiterhin notwendig, hier und da die Ladeflächen zu inspizieren. Das sei vor allem deshalb erforderlich, weil Sperrmüll zwar kostenfrei, Hausmüll und anderes jedoch kostenpflichtig entsorgt werden müsse. „Da beobachtet man gelegentlich den ein oder anderen Schummelversuch.“

Auch bei der Bezahlung funktioniere noch einiges nicht so, wie es sollte. Aus hygienischen Gründen werde auf Bargeld verzichtet und auf die EC-Karte bestanden, sagen die Mitarbeiter. Was zunächst wie eine annehmbare und vernünftige Maßnahme wirkt, sei in der Umsetzung weniger einfach. Einige Kunden seien zum Bezahlen nur mit Bargeld ausgestattet, und das wiederum nötige die Angestellten dazu, die eigene EC-Karte zu zücken. „Zu Hause darf ich dann meiner Frau erklären, woher das ganze Bargeld kommt und die nächste Kontoabbuchung ankündigen.“

Auf dem Wertstoffhof in Landau ist viel Betrieb.
Auf dem Wertstoffhof in Landau ist viel Betrieb.
 Behandeltes Holz wird separat entsorgt. Ordnung muss schließlich sein.
Behandeltes Holz wird separat entsorgt. Ordnung muss schließlich sein.
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