Landau Braucht die Südstadt Grün oder Parkplätze?
Immer wieder mal wird dem Bauamt der Stadt vorgeworfen, zu wenig überplant zu haben und dann Auswüchse renditeorientierter Bauherren nicht verhindern zu können. Zum Beispiel in der Münchener Straße, wo Nachbarn seit Langem versuchen, einen Neubau zu verhindern, der nach ihrer Überzeugung den Siedlungscharakter sprengt. Im Bereich Friedrich-Ebert-Straße soll so etwas nicht passieren. Die Verwaltung will einen Bebauungsplan aufstellen, um die grünen Innenhöfe des Quartiers zu retten. Noch, so sagte Bauamtsleiter Christoph Kamplade, gebe es keinen Anlass, sich Sorgen zu machen, sondern nur eine Anfrage für ein kleines Projekt. Doch das könnte sich ganz schnell ändern.
Konkret geht es um die sogenannte Blockrandbebauung zwischen Glacis- und Cornichonstraße sowie Bismark- und Moltkestraße. Blockrandbebauung heißt, dass die nahezu geschlossene Häuserreihe an der vorderen Grundstücksgrenze steht, während die Innenhöfe weitgehend freigeblieben sind – eine typische städtische Bauweise der sogenannten Gründerzeit. Im schlechteren Fall stehen im Blockinneren Remisen, Hinterhäuser, alte Gewerbebauten, aber nicht im vorliegenden Fall.
Höfe sollen frei bleiben
Kamplade schilderte dem Bauausschuss, dass das Viertel schon stark verdichtet ist und eine weitere Nachverdichtung schonend zu erfolgen habe – und das möglichst vertikal. Soll heißen: Dächer ausbauen oder Gebäude aufstocken sind verhandelbare Möglichkeiten, aber ein Zubauen der Höfe sollte vermieden werden. Außerdem will das Bauamt etwas regeln, was Oberbürgermeister Dominik Geißler (CDU) im Zusammenhang mit der Diskussion um den Gloria-Kulturpalast bereits angekündigt hatte: dass auch in der Südstadt mehr Gastronomie oder beispielsweise Jazzclubs und Ähnliches möglich sein sollen. In Behördensprache liest sich das so: In der Friedrich-Ebert-Straße als zentraler städtebaulicher Achse sei „auch eine Verfestigung und Intensivierung von wohngebietsverträglichen gewerblichen und/oder dienstleistungsorientierten Nutzungen vorstellbar“. Denn durch den Bau des Wohnparks am Ebenberg weiter südlich sei die Südstadt nicht mehr Randlage, sondern ein zentral gelegener Stadtteil.
Vordringliches Ziel des Bauamtes ist es jedoch, das Viertel – Achtung, Modewort – resilient zu gestalten, also widerstandsfähig. Zum einen sollen die vorhandenen Bau- und Nutzungsstrukturen erhalten und gestärkt werden, zum anderen soll dem Klimawandel etwas entgegengesetzt werden, den „Hitzestress-Tagen“. In dieser Beziehung sei die Südstadt gar nicht schlecht mit ihren wertvollen begrünten Innenbereichen, die als Erholungsraum der Anwohner gesichert werden sollen.
Neuauflage des Glacisstraßenstreits
Hitzestress? Da war doch was. Genau: Davon war schon die Rede, als es um die Neugestaltung der Glacisstraße ging und Anwohner sich gegen die bisher nicht vorhandenen, aber von der Verwaltung für unverzichtbar gehaltenen Stadtbäume wehrten, weil diese Parkplätze kosten werden. Am Ende hat sich die Mobilitätsabteilung durchgesetzt mit ihrem Vorschlag für mehr Grün und weniger Autos. Aber der Streit ist unvergessen. „Im Grunde begrüßen wir das“, sagte Bernd Löffel (CDU) zu den Planungszielen der Verwaltung, um aber sofort klarzustellen, dass Stellplätze allenthalben rar würden und der Bürgermeister – gemeint war Lukas Hartmann (Grüne) – bekanntlich Autos verschwinden lassen wolle. Löffel forderte daher, das Parken in den Innenhöfen nicht einzuschränken, sondern auf wasserdurchlässigen Flächen ausdrücklich zuzulassen oder sogar zu begünstigen. Denn nur in die Höfe könnten die Autofahrer künftig noch ausweichen.
Das sieht Klaus Eisold (SPD) nur mit Einschränkungen so: Hochwertige Grünflächen dürften nicht versiegelt, alter Baumbestand nicht beseitigt werden. Vermutlich als Kompromiss gedacht war der Vorschlag, Überdachungen mit Dachbegrünung zu regeln. Wolfgang Freiermuth (FWG) erinnerte an die alte Forderung seiner Fraktion, in der Südstadt eine zentrale Parkmöglichkeit zu schaffen. Früher war bei der FWG von Parkhaus oder Tiefgarage die Rede, doch dafür sieht Kamplade weder einen Platz noch eine baurechtliche Möglichkeit. Pläne für ein Parkhaus beim Vinzentius-Krankenhaus waren vor Jahren daran gescheitert. Kamplade erinnerte lediglich an Überlegungen von Bauträger Thorsten Holch, am Ende der Bürgerstraße ein Parkdeck zu errichten. Über den Sachstand sei ihm jedoch nichts bekannt. Ergänzende Anmerkung: Derzeit ist ein Parkdeck in der Paul-von-Denis-Straße im Gespräch, bei dem sich der Investor sorgt, ob er es wirtschaftlich betreiben kann. Da stellt sich die Frage, ob bei Südstadt-Bewohnern der Leidensdruck hoch genug ist, dass sie sich dort einmieten.