Landau Alternative gesucht

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Die Veranstaltung „Mut zur Wahrheit: Asylchaos und Eurokrise“ der Alternative für Deutschland (AfD) wird nicht in der Kletterhalle in Landau sein. Der Vermieter hat aus Sicherheitsgründen abgesagt. Die Partei sucht nun eine Ausweichadresse.

Die für Freitag in Landau geplante Veranstaltung der AfD (wir berichteten) mit Bundessprecherin Frauke Petry und dem Spitzenkandidaten für die Landtagswahl, Uwe Junge, hat Kritiker auf den Plan gerufen. Der Landauer Gymnasiast Jonas Wadle hat (zusammen mit einem Mitstreiter mit dem Pseudonym Phil Nudaveritas = Freund der nackten Wahrheit) über das soziale Netzwerk Facebook zu einer „Demonstration für Toleranz und Vielfalt“ auf dem Neuen Messplatz aufgerufen, mit Marsch zur Kletterhalle. Dem hat sich der Allgemeine Studierendenausschuss (Asta) der Uni angeschlossen, und bis gestern hatten sich bereits gut 460 Teilnehmer angekündigt. Yann Schosser, Referent für Hochschulpolitik des Asta, hatte dazu geschrieben: „Wir wollen den Anhängern der AfD zeigen, dass ein breites Bündnis von Menschen in und um Landau nicht einverstanden ist, wenn sie diese Stadt als Bühne für ihren Fremdenhass und Rassismus nutzen wollen.“ Doch dabei war es nicht geblieben: Ebenfalls über Facebook wurde unter dem Schlagwort „AfD-Veranstaltung in Landau stören“ dazu aufgerufen, den Parteitermin möglichst zu verhindern. Wer mag, kann daraus auch den Aufruf zu Gewalt herauslesen: „Jedem/Jeder ist freigestellt, das zu tun, was nötig ist, um diese rassistische, sexistische und nationalistische Veranstaltung zum Desaster zu machen. Bringt Transpis, Schilder, faules Gemüse oder was der Biomüll sonst so hergibt mit.“ Das wiederum war Anlass für Wadle und „Nudaveritas“, sich von dieser Veranstaltung eindeutig zu distanzieren. Dieter Wieser ist Geschäftsführer der Fitz Rocks GmbH, die die Kletterhalle betreibt, und Teilhaber einer Immobilienbesitzgesellschaft, die als Vermieter aufgetreten ist. In letzterer Funktion hat er der AfD wieder abgesagt, um Schaden von Unbeteiligten abzuwenden. So seien Mitarbeiter der Kletterhalle beschimpft und bedroht worden, und er wolle verhindern, dass beispielsweise Besucher des benachbarten Kinocenters oder andere Passanten zu Schaden kommen, falls es zu einer gewalttätigen Gegendemonstration kommen sollte. Die AfD hatte bereits am Tag der deutschen Einheit einen Seminarraum in der Kletterhalle gemietet. Wieser sagte, Vermietungen seien ein Bestandteil der Kletterhallen-Finanzierung. Er schließe nicht aus, dass er für seine Absage von der AfD in Regress genommen werde. Wieser gab weiter zu bedenken, dass es in einem demokratischen Staat beides gebe und geben müsse: das Recht auf Versammlungsfreiheit und das Demonstrationsrecht. In Facebook schrieb er: Er schäme sich für die Absage, „da ich hiermit dem Druck undemokratischer und gewaltbereiter Kräfte nachgebe.“ Zwei Mitarbeiter Petrys sagte gestern auf Anfrage, dass die Veranstaltung definitiv stattfinden werde; es gebe mehrere alternative Veranstaltungsorte zur Kletterhalle, die noch geprüft würden. Vermutlich laufe es auf einen auch historisch interessanten Veranstaltungsort ganz in der Nähe hinaus. Die angekündigte Aktualisierung des Veranstaltungsorts ist bis Redaktionsschluss nicht erfolgt. Ob es eine dritte Gegenveranstaltung von Parteien und Kirchen auf dem Rathausplatz geben wird, wie vom Hauptausschuss vergangene Woche vorbesprochen, steht noch nicht fest. Das soll sich vermutlich heute entscheiden. Für eine solche Veranstaltung in der Innenstadt hatte Oberbürgermeister Hans-Dieter Schlimmer (SPD) geworben mit den Worten, dass man Rechtsextremisten nicht aufwerten solle: „Wir sind das Herz der Stadt, daher sollten wir auch im Herzen der Stadt was machen.“ Jonas Wadle teilte gestern Abend mit, dass die Demonstration für Vielfalt und Toleranz nach Wegfall der Kletterhalle umorganisiert wird. Nach einem Gespräch mit der Polizei hat das Organisationsteam beschlossen, dass die Demo den Neuen Messeplatz meiden und stattdessen am Freitag um 17 Uhr am Hauptbahnhof beginnen soll. Von dort soll es durch die Innenstadt zum Rathausplatz gehen. Mehr noch: Bei dieser Gelegenheit soll warme Winterkleidung gesammelt und dem DRK für die neue Erstaufnahmeeinrichtung des Landes in Herxheim zur Verfügung gestellt werden. (boe)

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