Lokalsport Südpfalz Pokalträume mit der Doppelsechs

Kandels Torhüter Patrick Aust und seine Mitspieler Yannik Kindler (links) und Benedikt Brück.
Kandels Torhüter Patrick Aust und seine Mitspieler Yannik Kindler (links) und Benedikt Brück.

«KANDEL.» Es ist die beste Zwischenbilanz seit dem Aufstieg in die Fußball-Verbandsliga in der Saison 2013/2014. Der FC Bienwald Kandel überwintert mit 31 Zählern als Tabellenfünfter. Was eine faustdicke Überraschung ist.

Die Vorzeichen vor Rundenbeginn waren wenig positiv. Protagonisten des sportlichen Aufstiegs der Vorjahre wie Felix Forstner, Marc Staiger oder Lucas Pfau wechselten in tiefere Klassen. Die Verpflichtung von Spielertrainer Yasin Özcelik erfolgte erst im April. Er sagte: „Für uns geht es ab Sommer nur gegen den Abstieg, alles andere wäre völliger Unsinn.“ Eigentlich war es bereits zu spät für Neuzugänge. Umso erstaunlicher, dass keiner der „Neuen“ enttäuscht hat. Kubilay Sahin (vorher: FC Nöttingen) erkämpfte sich einen Stammplatz auf der Außenbahn, das gleiche gilt für Youngster Lukas Seringer (FSV Offenbach). Christian Heil (TuS 08 Schaidt) hat den Sprung aus der A-Klasse geschafft, was ihm viele nicht zugetraut hatten. Der Rumäne Anton Covasan (kam ganz spät vom SV Gonsenheim) und Eigengewächs Lukas Notti erwiesen sich bei engem Kader als gute Alternativen. Musa Jabbi (SV Viktoria Herxheim) hatte nicht viel Einsatzzeit. Nach einem Traumstart mit vier Siegen standen die Kandeler an der Tabellenspitze. Dann folgte ein Zwischentief mit sieben sieglosen Partien, der Abstand zu den Abstiegsrängen betrug noch vier Zähler. Ein Grund waren die Verletzungen von Leistungsträgern wie Özcelik (Handbruch), Seringer (Bänderriss) oder Yanik und David Wagner. Stefan Heinrichs, mit neun Treffern Topscorer der Vorsaison, zog sich bei einem Freizeitkick in der Sommerpause einen Kreuzbandriss zu. Der 31. Oktober markiert die Wende: Das allerletzte Aufgebot siegte im Pokal-Achtelfinale beim SC Hauenstein mit 7:6 nach Elfmeterschießen. Vereinspräsident Mario Krüger meint rückblickend: „Es war ein Hammerspiel. Da hat die Mannschaft ihren aufrichtigen Charakter gezeigt. Die Spieler, die in die Bresche springen mussten, haben gleich ihre Qualität unter Beweis gestellt.“ Danach folgten bis zur Winterpause fünf Siege in sieben Pflichtspielen. Die 0:2-Derbyniederlage in Zeiskam war die Ausnahme, der glanzvollste Sieg war das 3:2 im Viertelfinale des Südwestpokals gegen den Regionalligisten TSV Schott Mainz. In der Offensive sorgten neben Spielertrainer Özcelik vor allem Florian Hornig und Pascal Hüll für Gefahr, das Trio zeichnet für zwei Drittel der 38 Saisontore verantwortlich. Keeper Patrick Aust besticht durch Reaktionsvermögen und unglaubliche Reflexe, die Abwehrkette Conrad Kühnast/Yanik Wagner/Yannick Kindler/Anton Covasan ließ die gegnerischen Stürmer in engen Spielen kaum zur Entfaltung kommen. Sie steht mit nur neun Gegentreffern auf fremden Plätzen für die zweitbeste Auswärts-Defensive der Liga. Die Doppelsechs bildeten meist die formkonstanten David Wagner und Benedikt Brück. Für Brück dürfte die Saison beendet sein, er erlitt im letzten Spiel des Jahres gegen Hohenecken einen Riss des vorderen Kreuzbandes. Christian Burgstahler muss wegen anhaltender Kniebeschwerden seine Laufbahn beenden. Dennoch sind Winterneuzugänge eher unwahrscheinlich. Krüger sagt: „Während der Saison ist es unheimlich schwer, richtig gute Transfers zu realisieren. Wir reagieren nur, wenn es absolut passen sollte.“ Torjäger Heinrichs will im Januar wieder mit dem Aufbautraining beginnen. Die Vorbereitung auf die Restsaison beginnt am 20. Januar. Als Saisonziele nennt Krüger „einen einstelligen Tabellenplatz und den Einzug ins Pokalfinale“. Das Ziel für die Runde erscheint realistisch, der Finaleinzug wird schwer. Am 21. März kommt Wormatia Worms, ein weiterer Regionalligist, ins Bienwaldstadion. Im Februar will der FC ein personelles und infrastrukturelles Zukunftskonzept präsentieren. Torhüter Sebastian Schaaf spielt keine Rolle mehr. Er kehrt zu seinem Heimatverein FV Neuburg in die A-Klasse Süd zurück. Seit Sommer 2015 bestritt er neun Punkt- und drei Verbandspokalspiele für den Verbandsligisten.

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