Leichtathletik „Nicht von dieser Erde“: Ogunleyes Weg zur Olympiasiegerin
Seit ihrem Olympiasieg ist Yemisi Ogunleye, die deutsche Leichtathletik-Königin der Spiele von Paris, als Sängerin gefragt. Kein Sender scheint auf einen Vortrag der 25-Jährigen, die in Bellheim aufwuchs und in Schwegenheim turnte, verzichten zu wollen. „I almost let go“, „This little fight for mine“ – Ogunleye singt von sich und Gott und vom Glauben, der Berge versetzt. Sie habe vor ihrem sechsten Versuch „eine unfassbare Ruhe verspürt, die nicht von dieser Erde ist“, sagte sie am Freitagabend im ZDF.
Kaum einen hatte es auf den Sitzen gehalten: Ogunleye stößt die Kugel 19,73 Meter weit, geht in Führung, die Neuseeländerin Maddison-Lee Wesche kontert mit Bestleistung 19,86 Meter, die Südpfälzerin erreicht im letzten Versuch 20 Meter. Sie halte diese Medaille für so viele Menschen da draußen, sagte Ogunleye, für ihre Trainerin Iris Manke-Reimers, ihre Familie, ihre Kirchengemeinde in Karlsruhe. Um 20.48 Uhr schlug die Frau, die singt, dass der Teufel sie hatte, aber Jesus sie ergriff, im Stadion fünf Mal die Olympiasiegerglocke, die in der Kathedrale Notre-Dame aufgehängt wird.
Als Turnerin beim TV Schwegenheim belegte Ogunleye 2012 bei den deutschen Mehrkampfmeisterschaften den vierten Platz. Für dieses Ergebnis verliehen die Schwegenheimer der Bellheimerin, die für MTG Mannheim startet, eine besondere Auszeichnung. 2013 vertrat Ogunleye den TVS beim Deutschen Turnfest in der Metropolregion: Sprung oder Stufenbarren meisterte sie als Dritte unter 50 Teilnehmerinnen. 1,5 Punkte fehlten ihr zum Sieg. Schon damals galt sie als klasse Leichtathletin. Die 14-Jährige stieß die Drei-Kilogramm-Kugel am weitetesten von allen, auf 13,04 Meter. Hinzu kamen 13,92 Sekunden im 100-Meter-Sprint und 4,89 m im Weitsprung. Am Jahresende lag Ogunleye in der Pfalzbestenliste im Vier- (2186) und Siebenkampf (3739) der Unter-15-Jährigen vorne. Dann kam sie zu ihrer Trainerin in Mannheim.