Lokalsport Südpfalz Mit der Krähe den Schweinehund besiegen

Bei der Krähen-Variante werden die Knie auf den Oberarmen abgelegt.
Bei der Krähen-Variante werden die Knie auf den Oberarmen abgelegt.

Interview: Andreas Eichhorn ist Sportler durch und durch, Turner, Tennisspieler, Fußballer, Skifahrer. Der Bildungsreferent des Sportbundes Pfalz gibt zu, dass auch er manchmal einen Trick baucht, um den inneren Schweinehund zu überwinden und zu trainieren. Die „Krähe“, eine Yogaübung, hat ihn gepackt.

Herr Eichhorn, wie sind Sie auf die Krähe gekommen?
Bei unserer letzten Übungsleiterausbildung im Herbst in Edenkoben hat eine Teilnehmerin mich darauf aufmerksam gemacht. Es ging um das Sportabzeichen im Turnen. Worauf man achten muss und was man machen kann. Die Teilnehmerin, die Yoga betreibt, hat mir gesagt – ich komme ja vom Turnen –, Du kannst bestimmt die Krähe. Ich wusste von dieser Krähe, weil mein Schwager Yogalehrer ist. Bei einem Familienfest haben wir das auch schon mal gemacht. Die einfache Krähe. Da habe ich gesagt, ja klar, die Krähe kann ich und hab’ gezeigt, wie ich die Krähe mache. Dann hat sie gesagt, ja, da gibt’s aber noch ganz viele deutlich schwierigere Variationen davon. Die kannst Du bestimmt auch. Dann hat sie mir versucht, die seitliche Krähe zu erklären, wie das funktioniert mit den Beinen. Die kannte ich nicht.

Hat die funktioniert?
Sie hat nur gesagt, das eine Bein vor, das andere zurück und so ungefähr. Daheim habe ich dann gegoogelt nach Krähen im Yoga und habe diese seitliche Krähe gefunden. Am nächsten Tag nach der Abschlussbesprechung habe ich gesagt, ich habe gestern Abend noch nach der seitlichen Krähe gesucht, habe danach gegoogelt und wollte die euch mal zeigen. Ich habe daheim vor dem Fernseher geübt. Das war ganz lustig. Die Leute haben das gut gefunden. Dann ging der Lockdown im November wieder los, und wir haben versucht, über unsere Social-Media-Kanäle die Leute zu motivieren. Wir haben Lehrvideos eingestellt. Die wurden ganz gut angenommen, aber längere Videos gucken sich nicht so viele an. Als Weihnachten kam, habe ich mit meiner Kollegin Finja Coerdt, die ist zuständig für die Social-Media-Kanäle bei uns, überlegt, ob es was Kürzeres, Lustigeres gibt. Da ist mir die Krähe wieder eingefallen. Zwischendrin habe ich auch mal andere Krähen-Varianten probiert, und als Turner sind mir die nicht schwergefallen. Da habe ich vorgeschlagen, wir könnten so eine Art Challenge machen. Ich habe das auch mal mit meinen Leistungsturnern vom TV Morlautern gemacht, vor Weihnachten. Ich hab mich fotografiert mit meinen Krähen, hab das denen geschickt und hab eine Challenge für den besten Challengeturner ausgeschrieben, dem ich eine Pizza versprochen habe.

Wer hat gewonnen?
Fast alle haben mitgemacht. Die Turner sind zwischen 14 und 23 Jahre alt. Meine eigenen Söhne fanden das zu blöd, die haben nicht mitgemacht. Es gab mehrere, die alle geschafft haben, aber Ilja hat die fünf Krähen am schönsten gemacht. Den habe ich dann zum Krähenkönig erklärt. Er darf sich jetzt auf meine Kosten eine Pizza bestellen. Damals kam schon die Idee, dass wir das auch im Sportbund machen könnten.

Wie lief das dann ab?
Wir haben verabredet, dass wir im Januar beginnen, in fünf Serien die Challenge zu machen. Wir haben hier beim Sportbund gefilmt und haben das dann online gestellt auf Instagram, Facebook, Youtube.

Wie waren die Reaktionen?
Es ist nicht so, dass uns eine Welle von Krähen getroffen hätte. Wir haben ja versucht, zu animieren, das auch zu machen. Und der Ansatz war der, dass man auch ein bisschen Abwechslung braucht, dass so langsam die Ideen ausgehen, was man daheim im Hometraining machen kann. Wir haben auch immer kommuniziert, es darf auch gern unter erleichterten Bedingungen gemacht oder eine pfiffige Idee erfunden werden, wie man diese Position auch erreichen könnte. Dass man was unterlegt, dass der Partner oder die Partnerin einem die Beine hält oder wie auch immer. Sie musste nicht perfekt, sondern durfte auch lustig sein. Es kamen richtig schöne Ausführungen. Es war nicht die große Masse, aber 40, 50 haben wir bekommen und schöne Kommentare.

Fällt es einem Sportler wie Ihnen leicht, sich im Lockdown zu motivieren?
Diese Krähenchallenge war zum Beispiel ein Punkt, der mich auch weiter motiviert hat. Aber Sie haben recht, irgendwann stinkt einem das mit dem vielen Hometraining. Wir haben seit vielen Wochen auch Onlinetraining mit unseren Turnkollegen aus Ramstein vom Turn-Team Sickingen. Wir machen das Stützpunkttraining für den Turngau Sickingen, die Region Rockenhausen bis Waldmohr, seit vielen Wochen freitagabends online. Da haben wir auch die Krähen gemacht, die vergangenen fünf Wochen zum Abschluss vor unserem Kraftausdauer-Work-out. Insofern hat mir die Krähe geholfen, mich zu motivieren und meine Jungs zu animieren und die Kooperation mit dem Turn-Team Sickingen. Meine beiden Jungs wohnen noch bei mir zu Hause, studieren hier an der Uni Mathematik – schon zwei Semester lang online. Die trainieren jeden Tag.

Und Sie trainieren dann mit?
Ich schaffe das nicht jeden Tag, aber drei-, viermal die Woche trainiere ich auch mit. Wir haben in der Einliegerwohnung ein Pauschenpferd. Das ist das einzige Gerät, das wir jetzt turnen können. Wir haben ja noch fünf andere. Barren, Reck, Ringe, Sprung, Boden, da geht wenig. Da müssen wir uns auch immer was einfallen lassen, um neue Aspekte zu setzen. Da helfen auch so Kleinigkeiten wie eine Krähenchallenge. Wenn es wärmer wird, können wir wieder auf die Wiese, trotzdem lechzen wir danach, dass wir wieder in die Turnhalle können.

Im Moment weiß keiner, wo und wie es weitergeht. Was denken Sie: Wo wird der Lockdown und seine Folgen den Sport am meisten schädigen? Wo gibt es Spätfolgen?
Ich mache ja Aus- und Fortbildung im Bereich Sportpraxis. Da haben wir Wege gefunden, trotz des Lockdowns recht viel zu machen. Ich bin aber auch Ehrenamtler im Verein, Sportwart und Trainer. Da läuft nicht viel, und da geht vieles verloren, gerade die Breitensportgruppen. Ich hab noch eine Kinderturngruppe und eine allgemeine Gerätturngruppe, die nur einmal die Woche Training hat und nur ein-, zweimal ein Wettkämpfchen oder eine Turnschau im Jahr. Da habe ich die Befürchtung, dass die eventuell verloren gehen. Da kann ich online nichts anbieten, das schaffe ich zeitlich nicht. Nach dem ersten Lockdown kamen die alle wieder, und jetzt habe ich von den meisten seit Weihnachten nichts mehr gehört. Das ist meine Befürchtung, dass man in so eine Trägheitsschleife reinkommt. Ich spüre das ein bisschen an mir selbst. Wenn meine Jungs nicht wären, dann glaube ich nicht, dass ich dann so viel trainieren würde. Das ist auch das größte Plus des Vereinssports, dass es da ein Zusammengehörigkeitsgefühl gibt, ein Gruppenerlebnis. Sport ist schon mein Leben. Aber ich habe ein Alter erreicht, in dem es immer ein bisschen schwieriger wird, den inneren Schweinehund zu überwinden. Wenn man da junge Leute um sich hat, hilft mir das auch, dass ich nicht schlappmache.

Können Sie all denen einen Tipp geben, die es nicht schaffen?
Sich in den sozialen Netzwerken umschauen, was man für Möglichkeiten hätte, sich sportlich zu betätigen. Da gibt es eine Fülle von Angeboten, auch bei uns, beim Sportbund. Der beste Tipp ist, einen Freund oder eine Freundin zu finden, mit der man zusammen was angeht, damit man sich nicht alleine überwinden muss. Was Fundamentales ist, dass man was ordentlich macht, regelmäßig macht und Spaß hat.

Gibt es noch Krähen, die Sie noch nicht geschafft haben?
Es gibt tatsächlich welche, die ich nicht kann, die extrem schwierig sind, nicht von der Kraft, sondern von der Beweglichkeit her. Da gibt es Sachen, wo Extremitäten verknotet sind und man sich noch stützen soll. Das Krähenthema ist aber jetzt für mich abgeschlossen. Ich bin mittlerweile von der Krähe zum Pfau gekommen. Den übe ich jetzt immer zum Abschluss des Trainings. Den kriege ich auch noch hin.

Die Krähen-Challenge

Andreas Eichhorn (58), Bildungsreferent des Sportbundes Pfalz, stellte in den Sozialen Netzwerken auf den Seiten des Sportbundes (#pfalz.sport) fünf Varianten der Yogafigur „Krähe“ vor und lud dazu ein, sie auszuprobieren. Er bat die Teilnehmer, bis Ende dieser Woche ihre Fotos und Videos zu ihren Versuchen zu verlinken, per Nachricht zu schicken oder per E-Mail an info@sportbund-pfalz.de. Die Bilder werden dann in der nächsten Pfalzsport-Ausgabe veröffentlicht.
Eine akrobatischere Variante mit gestrecktem Bein.
Eine akrobatischere Variante mit gestrecktem Bein.
Eine seitliche Variante.
Eine seitliche Variante.
Auch die ist für Turner Andreas Eichhorn kein Problem.
Auch die ist für Turner Andreas Eichhorn kein Problem.
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