Sportstypen Michael Moster, das Internet und die Billigheimer Tennissenioren

Herren-60-Meister (von links): Benno Burkhart, Andreas Baum, Karlheinz Wüst, Michael Moster, Gerhard Weilacher, Fritz Rinck.
Herren-60-Meister (von links): Benno Burkhart, Andreas Baum, Karlheinz Wüst, Michael Moster, Gerhard Weilacher, Fritz Rinck.

Wo spielen die Tennis-Senioren, die in vier Pfalzligen den Meister stellen? In Billigheim-Ingenheim. Einer von ihnen ist Michael Moster. Der 62-Jährige ist mit ganz anderen Dingen in Verbindung zu bringen: mit dem Otto-Versand, mit Lebensabschnitten in Hongkong und Mailand. Und mit dem Pfalzweinshop.

Michael Moster hat zu tun. Das Weihnachtsgeschäft. Einer möchte sechs Flaschen vom Charactere Grauburgunder trocken, eine will drei Flaschen St. Martiner Baron Dornfelder Holzfassreifung trocken. „Die Leute ertrinken im Kummer“, sagt Moster im Spaß. Im Ernst: „Bequem im Internet zu kaufen, das kommt uns zugute.“ Ob der 62-Jährige Berater für E-Commerce mit seinem Shop so erfolgreich ist wie als Tennisspieler?

Er spielt im TSV Billigheim-Ingenheim, der, teilweise in Kooperationen mit Bellheim, Mörlheim und Siebeldingen, in diesem Sommer fast alles gewonnen hat im pfälzischen Seniorenbereich: Die Herren 70, 60, 55 und Herren 50 sind Pfalzligameister, die Herren 40 steigen in die Pfalzliga auf. Moster hat im Team der 55er und mit Benno Burkhart, Andreas Baum, Karlheinz Wüst, Gerhard Weilacher, Fritz Rinck, Hans-Werner Hemmer, Klaus Kuhn und Dietmar Bittner im Team der 60er gespielt. Auf eine große Feier haben sie wegen Corona verzichtet.

Der Anfang des Pfalzweinshops

Vor zehn Jahren sei ihm aufgefallen, dass niemand exklusiv Pfälzer Weine vermarkte, erzählt Moster, der früher beim ASV Landau Volleyball gespielt hat. Er macht es seit 2012. Ein großes Lager braucht er nicht: Die Winzer, deren Weine er vertreibt, sind in maximal 45 Minuten zu erreichen. So kann er direkt reagieren, wenn ein bestimmter Wein bestellt wird. Er bietet den Winzern sein Wissen an: „Online kann nicht jeder. Es gibt ein paar Sachen, die muss man wissen.“ Wie platziert man sein Geschäft bei der Google-Suche ganz vorne? Moster weiß es.

Betriebswirtschaftslehre zu studieren, war ihm nicht genug gewesen. „Was soll ich machen?“, überlegte er nach Abi und Wehrdienst. „Gut in Sprachen, gut im Sport. Lehrer wollte ich nicht werden.“ Er hörte von der European Business School im Schloss Reichartshausen im Rheingau. Mit einem Aushilfsjob auf dem Arbeitsamt verdiente er sich das fehlende Geld. Für je ein Semester war er später in Paris und London.

Beim Ottoversand gelandet

Was tun als Diplom-Betriebswirt? „Ich wollte Unternehmensberater in München werden und bin beim Ottoversand in Hamburg gelandet“, erzählt Moster. Ihm sei es öfter passiert, dass er Dinge gemacht habe, an die er nie gedacht habe, die aber nicht zu seinem Schaden gewesen seien. Mit Katalogen habe er so wenig am Hut gehabt wie mit der ersten EDV-Vorlesung („so ein Sch...“) an der Uni. Das habe sich geändert, als er vor einem PC gesessen und gesehen habe, was man damit alles machen könne. „Dann kam das Internet.“

In Hamburg begann er in der EDV-Revision. Bald, so erzählt er, sei er Abteilungsleiter im Import gewesen. Er hatte Kontakte weltweit mit Lieferanten. Ein Projekt: Büros mit der Zentrale in Hamburg vernetzen. Vor Ort waren PCs zu installieren. Später lebte Moster zwei Jahre in Hongkong, dann zwei Jahre in Mailand. Schließlich hat er sich selbstständig gemacht. Er zog von Mailand nach München und von München nach Rom und bot seine Dienste deutschen Firmen in Italien an. Muss er noch arbeiten? Er habe auch mal Pech gehabt, sagt Moster. Wie geht ein Internet-Start-up? Er sei Kaufmann gewesen, habe einen gesucht, der sich ausgekannt habe.

Er kennt sich nun wohl selbst gut aus. Auf der Homepage pfalzweinshop.de bietet er auch Internetberatung an.

Alles gewonnen

Mit 50 ist der 62-Jährige in den TSV Billigheim-Ingenheim eingetreten, um Tennis zu spielen. Die Anlage am Sportplatz hat fünf Plätze – unter anderem für die erfolgreichsten Senioren auf Pfalzebene. Moster hat in dieser Runde im 60er-Team drei Einzel gespielt und gewonnen. Fritz Rinck, Karlheinz Wüst und Gerhard Weilacher haben 5:0-Bilanzen. In die Verbandsliga wollen sie wohl nicht. „Wenn alle so gut Tennis spielen würden, wie sie kochen, wären wir in der Regionalliga“, sagt Moster amüsiert.

Mit dem Internet verschwand allmählich auch der Otto-Katalog, wie ihn früher fast jeder Haushalt kannte. 2007 warb Otto mit dem Model Sylvie Meis für das Produkt.

Der Otto-Katalog: Mode und Marken, hier mit Sylvie Meis.
Der Otto-Katalog: Mode und Marken, hier mit Sylvie Meis.
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