Lokalsport Südpfalz Den Klassiker gewinnt ein anderer Seriensieger

Miriam Welte (vorn, mit Yannick Hund) mischt beim Männer-Sprint mit.
Miriam Welte (vorn, mit Yannick Hund) mischt beim Männer-Sprint mit.

«RÜLZHEIM.» Erst musste sich Andreas Mayr auf dem Podest setzen. Der 35-jährige war erschöpft, Schweiß ran von der Stirn. Der Schwabe, der das Trikot des RSC Kempten trägt, hätte beim Rülzheimer Radsport-Wochenende Geschichte schreiben können. Nachdem er am Samstagabend das Nachtkriterium für sich entschieden hatte, feierte er beim Parallel-Sprint einen Sieg auf Ansage, den siebten seit 2004. Den Klassiker am Sonntag gewann er nicht.

Mayr musste sich nur Simon Nuber (Team Möbel Ehrmann) geschlagen geben, der schon 2016 und 2017 gewann. Josi Pitz, Geschäftsführer des ausrichtenden RSV Rülzheim, ließ sich da nicht zweimal bitten. Als das Maß-Krug des Hauptsponsors Bellheimer von den drei Bestplatzierten in Windeseile ausgetrunken war, holte er zwei weitere gefüllte Maß-Krüge Gerstensaft und ließ diese in der Runde der Fahrer durchgehen. Sie hatten bei Temperaturen über 30 Grad Celcius eine schweißtreibende Angelegenheit hinter sich: 50 schnelle Runden auf dem 1,5-Kilometer-Kurs durch das Ortszentrum. Einige hatten da schon den Parallel-Sprint, den pfalzweit einzigartigen Einlage-Wettbewerb, hinter sich. Wieder schaffte es der RSV Rülzheim, die Bahnrad-Olympiasiegerin Miriam Welte, die drei Bahneinsätze in Friesenheim sowie in Dudenhofen hatte, für sich zu gewinnen. „Ich bin nach den drei intensiven Wettkampf-Tagen bei der EM in Glasgow derzeit immer noch müde und hätte eigentlich nicht starten sollen. Aber für die pfälzischen Radsportfans mache ich da nach einem Höhepunkt gerne eine Ausnahme“, sagte Welte. Die 31-Jährige war die einzige Frau im erlesenen Feld. Mayr ließ im Finalsprint Joshua Asel (Team Erdinger Alkoholfrei) hinter sich. „Es war aber diesmal richtig brutal und hat auch in den vier Läufen richtig weh getan“, sagte Mayr, der in der Südpfalz seinen siebten Saisonsieg feierte. Da fehlten ihm auch die letzten Körner, um beim Hauptrennen des Tages dem pfälzischen Seriensieger Simon Nuber Paroli zu bieten. Der Kapitän des Roschbacher Teams Möbel Ehrmann feierte seinen zehnten Saisonsieg. In diese Rolle wäre fast der Ex-Junioren-Vize-Weltmeister und EM-Dritte Niklas Märkl (Developement Team Sunweb) gesprungen. Der 18-jährige, der auf die Unterstützung seiner Teamkollegen Martin Salmon (Dudenhofen) und Chi Hao Tu (Taiwan) setzen durfte, schied jedoch in der 14. Runde wegen eines Raddefekts aus. „Ich hatte gute Beine, ich hätte gerne in das Geschehen eingegriffen“, sagte Märkl, der seinen Weg zum Profiradsport finden möchte. Auf Erfolgskurs blieben auch der Germersheimer Leon Brescher (RSC Linden) im Juniorenrennen und Daniela Gaß, die ehemalige deutsche Bahnrad-Meisterin, Mitglied des RSV Rülzheim. Der 17-jährige Brescher war eine Woche nach seinem Überraschungserfolg beim Bundesliga-Rennen in Bellheim erneut nicht zu schlagen und sicherte sich beim Kriterium über 40 Runden und acht Wertungen mit 21 Zählern Vorsprung den Sieg vor seinem Teamkollegen Lukas Märkl (RSC Linden). Die 20 Jahre ältere Daniela Gaß durfte im Wettbewerb der Frauen über 30 Runden mit einem Vorsprung von 15 Zählern auf Sarah Schabach (Team Gesundshop24.de) vorzeitig jubeln. Ihr zehnter Saisonsieg stand schon vor der letzten Wertung fest.

Wie ein Wolfsrudel: Leon Echtermann (vorne, Team Herrmann) wird im 75 Kilometer langen Kriterium der KT-/A-/B-Klasse von Martin
Wie ein Wolfsrudel: Leon Echtermann (vorne, Team Herrmann) wird im 75 Kilometer langen Kriterium der KT-/A-/B-Klasse von Martin Salmon (Sunweb) und Andreas Fließgarten (Team Möbel Ehrmann) in die Kurve »gejagt«. Fließgarten belegte den elften Platz, Salmon den 20. Echtermann platzierte sich nicht.
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