Drei Fragen Anaïs Schöffel: Ein Typ für die Handballauswahl

Anaïs Schöffel
Anaïs Schöffel

Die 14-jährige Anaïs Schöffel aus Wörth ist in den Kreis der Jugendhandballerinnen berufen, die in Heidelberg auf Herz und Nieren geprüft werden. Thomas Cattarius sprach sie auf die viertägige Talentsichtung an und erörtert die Tests.

Anaïs, wie weit ist es bis zur Teilnahme an einer Sichtung des Deutschen Handball-Bundes?
In der Pfalzauswahl wussten wir schon lange vorher, wann die Sichtung sein wird. Ab Dezember wird es ernster, dann weiß man, dass zwei Kreisspielerinnen eingeladen werden. Es hat Einzelgespräche mit den Trainern Jan Ludwig und Steffen Christmann gegeben, Jan Ludwig hat mir dann mitgeteilt, dass ich dabei sein werde. Da kamen schon ein paar Freudentränen. Es ist nicht einfach, so weit zu kommen.

Im Verein spielst du auch mal im Rückraum. Wo spielst du am liebsten?
Kreis ist schon meine Lieblingsposition. Blaue Flecken bin ich schon gewohnt.

Marlene Zapf war 15 Jahre alt, als sie vom TV Wörth zu Ketsch ging und ihre große Karriere begann. Früher oder später wird auch dir geraten werden, zu einem höheren Verein zu wechseln. Wie siehst du das?
Ich habe derzeit nicht vor, den Verein komplett zu wechseln. Ich helfe in Wörth in der B-Jugend aus und will hier auch in der A-Jugend spielen. Vielleicht kann ich mit einem Zweitspielrecht woanders spielen. Das werde ich dann sehen.

Zur Person

Anaïs Schöffel spielt beim Tabellenletzten der C-Jugend-Oberliga. Mit null Punkten geht die Mannschaft ins nächste Spiel am 5. März gegen die MJSG Sobernheim/Bingen/Budenheim. Die 14-jährige Schülerin der IGS Wörth fällt auf: 1,70 Meter groß, ist sie regelmäßig die erfolgreichste Spielerin ihrer Wörther Mannschaft. Nachdem sie wegen einer Schleimbeutelentzündung pausierte, wirft sie wieder sieben bis zehn Tore in einem Spiel. In der Pfalzauswahl begann sie als Außenspielerin, ihre Lieblingsposition ist der Kreis. In Wörth spielt sie zusammen mit ihrer Schwester Aliya Schöffel. Ihr Verein ist stolz auf sie und drückt ihr die Daumen.

Die Sichtung

Bei der Talentsichtung wird nichts dem Zufall überlassen. Wie eine Sichtung aufgebaut ist, beschreibt der Deutsche Handball-Bund (DHB) detailliert.

Sie beginnt mit einer sportmotorischen Testung und danach jeden Morgen mit anthropometrischen Messungen vor dem Frühstück. Gemessen werden die Körperhöhe stehend und sitzend und die Körpermasse. Das dient der Bestimmung des biologischen Reifegrades, mit dem die Leistungsfähigkeit eingeordnet wird. Mit einer Software werden der Reifegrad (früh entwickelt, durchschnittlich entwickelt, spät entwickelt) bestimmt und die ungefähre finale Körperhöhe prognostiziert.

Wie die Spielerinnen bei Shuttle Run, Liegestütze und im Bodenturnen abgeschnitten haben, wissen die Sichter von dezentralen Tests. Der Shuttle-Run-Test (Ausdauertest) ist ein Pendellauf, bei dem in 20 Stufen das Tempo erhöht wird. Gemessen wird die zurückgelegte Laufstrecke. Bei der Liegestütze (Kraftausdauer der Brust- und Armmuskulatur), die Hände befinden sich auf einer Turnbank, werden die Ausführungen im Zwei-Sekunden-Takt gezählt. Übungen im Bodenturnen: Handstand abrollen, Strecksprung mit ganzer Drehung, Flugrolle, Rad und als Kür Kopfstand, Handstandüberschlag. Bodenturnen wird mit Punkten (maximal 17) bewertet. Bei den anderen Tests werden die Ergebnisse in fünf Stufen von „weit überdurchschnittlich“ bis „weit unterdurchschnittlich“ eingeordnet.

Zentral getestet werden vertikale Sprungkraft, Sprintvermögen (20-Meter-Sprint) und maximale Ballgeschwindigkeit (Schlagwurf aus dem Stand). Zur Sichtung gehören Grundspiele (vier gegen vier, sechs gegen fünf, zwei gegen zwei) mit Beobachtungsschwerpunkten, positionsspezifische Trainingseinheiten (Außen- und Kreisspielerinnen, Torhüterinnen) und Mannschaftsspiele mit Vorgaben. Jeweils vor den Spielen üben die Spielerinnen Passtechniken.

Um das Abschneiden zu vergleichen, greift der DHB auf seine Datenbank zurück. Mit 1,70 Metern ist Anaïs Schöffel mit 14 Jahren übrigens Handball-„Durchschnitt“.

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