Karlsruhe Wie ein Fabelwesen unter Wasser

Auffällige Tarnung: Mit ihren langen Fäden ahmt sie Fadenmakrele die Tentakel von Quallen nach.
Auffällige Tarnung: Mit ihren langen Fäden ahmt sie Fadenmakrele die Tentakel von Quallen nach.

Fadenmakrele - besonders poetisch klingt der Name dieses tropischen Meeresfisches nicht gerade. Beschreibt aber Hannes Kirchhauser das Aussehen dieser Fischart, kommt der Leiter des Vivariums im Karlsruher Naturkundemuseum ins Schwärmen.

Wie ein Fabelwesen scheint der Fisch seine Fäden ähnlich wie die Bänder bei der rhythmischen Sportgymnastik im Takt einer unhörbaren Unterwassermusik zu bewegen. Dabei glänzt sein sehr flacher, silbrig-metallischer Körper mit einem blau-grünem Schimmer. Kirchhauser könnte stundenlang zuschauen. Diese Fischart werde, obwohl sie relativ häufig vorkomme, recht selten in Schauaquarien gezeigt, so Kirchhauser. Vor einiger Zeit habe er in Berlin einige Tiere in einem Aquarium gesehen. Die Menge an Fotos auf seiner Speicherkarte, rund 50, zeige in etwa den Grad seiner damals neu begonnenen Begeisterung für diese Fischart, erklärt Kirchhauser. So ist es nicht verwunderlich, dass er, allerdings erst nach reiflicher Überlegung, beschloss, die Fadenmakrele für das Vivarium zu kaufen, als er ein Exemplar bei einem Zoohändler fand. Warum aber erst überlegen? Nun, im Moment ist der Körper der Fadenmakrele, die außer dem Namen übrigens nichts mit normalen Makrelen zu tun hat, nur rund 10 Zentimeter groß, die Fäden sind etwa 40 bis 50 Zentimeter lang. Ausgewachsen wird der Fisch immerhin imposante 1,5 Meter groß und wiegt 23 Kilogramm. Außerdem verlieren die Fische mit zunehmendem Alter ihre für den Betrachter attraktiven Fäden. Da aber diese Fischart sehr langsam wächst und das deshalb noch eine Weile dauert, entschloss sich Kirchhauser schließlich zum Kauf. Fadenmakrelen kommen in allen tropischen Meeren vor. Junge Fische leben vorwiegend in der Nähe von Küsten, während die älteren Tiere in Tiefen bis zu 100 Meter vorkommen. Warum die Jungtiere diese Fäden haben, darüber gibt es verschiedene Theorien. Die Wahrscheinlichste: Mit den Fäden ahmen sie die Tentakel von Quallen nach, um so Fressfeinde wie Haie oder Thunfische zu täuschen. Und Mondfische oder Schildkröten, die Quallen auf dem Speiseplan haben, sind viel zu langsam für die flinken Fadenmakrelen. Die Fische sind selbst Raubfische und gehören zur Familie der Stachelmakrelen. Hochseefischer schätzen sie in ihrem „Sport“ als hervorragenden und ausdauernden Kämpfer. Zudem sind ein beliebter Speisefisch. Dieses Schicksal soll dem Karlsruher Exemplar allerdings erspart bleiben. Im Moment lebt er im Bambushaibecken. Wenn er in einigen Jahren zu groß für dieses Aquarium geworden ist, könnte er ins große Haifischbecken umsiedeln. Beim ersten Umzug innerhalb des Vivariums erlebten Kirchhauser und die Fadenmakrele übrigens eine Überraschung. Der laut Kirchhauser sonst so ruhige und ausgeglichene Igelfisch attackierte die Fadenmakrele, deren Nahrung Krebse und kleine Fische sind, vehement. Aber immerhin, dabei konnte der Wissenschaftler beobachten, dass die Fadenmakrele nicht durch ihre Fäden behindert wird, auch wenn sie sich in kleinen Nischen verstecken muss. Nach rund zwei Stunden beruhigte sich der Igelfisch wieder und heute, einen Monat in einem Becken, schwimmen die beiden nebeneinander her, als sei nie etwas geschehen. INFO Staatliches Museum für Naturkunde am Friedrichsplatz, Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 9.30 bis 17 Uhr, Samstag, Sonntag und an Feiertagen 10 bis 18 Uhr. Eintritt: Dauerausstellungen inklusive kleine Sonderausstellungen: Erwachsene: 5 Euro, Ermäßigte 3 Euro, Kinder 6 bis 14 Jahre; Schüler: 2 Euro, Familienkarte: 10 Euro. Jahreskarte 18 und 14 Euro. Schulklassen und Begleitperson je 1 Euro. Internet: www.smnk.de.

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