Kreis Germersheim Westheim: Bioabfall soll zu Gas und Dünger werden

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Die Vergärungs- und die Biogasreinigungsanlage sowie die Gärrestetanks werden in die bestehende Kompostieranlage in Westheim integriert. Der Wertstoffhof des Kreises wird ausgelagert (auf das Gelände unterhalb der Gärrestetanks) und bekommt eine eigene Zufahrt.

Kreis Germersheim: In Westheim soll auf dem Gelände des Kompostwerkes eine Vergärungsanlage gebaut werden. Damit wird aus Biomüll Gas und Dünger produziert. Ein Konsortium aus den Firmen Suez, BEM Umweltservice und den Stadtwerken Bietigheim-Bissingen will rund 20 Millionen Euro investieren.

Für die Abfallwirtschaftler des Landkreises Germersheim geht ein langgehegter Wunsch in Erfüllung. Der eingesammelte Bioabfall wird nicht mehr kompostiert, sondern in einer Vergärungsanlage zu Biogas und Dünger gemacht. Zuletzt waren solche Versuche 2010 gescheitert, weil der Kreis alleine die notwendige Menge an Biomüll nicht aufbrachte und Nachbarlandkreise ihren Biomüll lieber billiger anderswo entsorgten. Mit dem Einstieg der BEM und der Stadtwerke kommt der Landkreis Ludwigsburg ins Spiel, auf dessen Biomüll diese beiden langfristig den Zugriff haben. Zusammen mit dem Biomüll der Stadt Karlsruhe, dem Bioabfall des Landkreises Germersheim und dem Grünabfall im Kreis kommen rund 58.000 Tonnen Biomaterial pro Jahr als Basis für den geplanten Betrieb in Westheim zusammen. Neuer Treiber der alten Idee einer Vergärungsanlage in Westheim ist Eigentümer Suez (vormals Sita). Geschäftsführer Oliver Grimm sagte, die 20 Jahre alte Kompostieranlage sei in die Jahre gekommen und störanfällig. „Wir haben uns daher für eine Komplettsanierung beziehungsweise Neukonzeption der Anlage entschieden.“ Mit der Zusammenarbeit der drei Partner werde einerseits sichergestellt, dass die Biomüllmenge ausreichend für kontinuierlichen Betrieb ist, andererseits blieben die Müllgebühren im Kreis Germersheim von der Investition unberührt, versicherten Grimm und Landrat Fritz Brechtel (CDU) unisono. Brechtel verwies darauf, dass auch der Wertstoffhof in Westheim, der sich auf dem Gelände der Kompostieranlage befindet, als Bürgerservice erhalten bleibt. Er werde lediglich verlegt und bekomme eine unabhängige Zufahrt vom Werksgelände der Vergärungsanlage. Wenn die Kreispolitik den Plänen zustimmt, werden in Westheim ab 2019 mehr als 30.500 Megawattstunden Biogas erzeugt, was laut Betreibern der Energie aus etwa drei Millionen Litern Heizöl oder der Leistung von sechs bis sieben Windkraftwerken entspricht. Zusätzlich werden als „Abfallprodukte“ jährlich etwa 17.000 Tonnen Kompost und 18.000 Tonnen Flüssigdünger für die Landwirtschaft hergestellt. Über deren Abnahme liefen bereits Gespräche mit Landwirten auch aus Baden, so Grimm. Eine Besonderheit sei dabei die Auslagerung des Flüssigdüngers von der Produktion mit Tankfahrzeugen direkt zu Vorratstanks bei den Landwirten. „Das spart Verkehr“, argumentiert Grimm. Brechtel ergänzt, dass die neue Vergärungsanlage etwa 50 Lkw-Fahrten pro Tag notwendig mache statt bisher 30. Das sei mit den Bürgermeistern besprochen und als akzeptabel eingeschätzt worden, zumal dieser Verkehr nicht durch Westheim geleitet werde. Von der Anlage selbst seien keine oder nur minimale Lärm- oder Geruchsbelästigungen zu erwarten, weil sie komplett eingehaust werde. Info Die Kreisverwaltung bietet vor allem für Bürger aus Bellheim und Westheim am Samstag, 26. August, eine Besichtigungsfahrt zur vergleichbaren Biovergärungsanlage nach Backnang an. Abfahrt ist um 9 Uhr am Bahnhof in Germersheim. Anmeldung telefonisch unter 07274 53342 oder per E-Mail s.ackermann@kreis-germersheim.de. 50 Plätze stehen zur Verfügung.

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