Landau Weinwerbung ab 2019: Das denken Winzer über die Neustrukturierung

Mit diesem Logo wirbt die Pfalzwein für die guten Tropfen aus der Region. Ihre Arbeit wird durch den Zusammenschluss aufgewertet
Mit diesem Logo wirbt die Pfalzwein für die guten Tropfen aus der Region. Ihre Arbeit wird durch den Zusammenschluss aufgewertet.

Die Vereine Südliche Weinstraße und Deutsche Weinstraße Mittelhaardt werden aus rechtlichen Gründen ihre Weinwerbung ab 2019 in einen gemeinsamen Auftritt gießen. Es gibt noch keine verbindlichen Vereinbarungen. Viele Winzer haben sich mit dem Thema noch gar nicht befasst.

Zunächst wussten die Mitglieder des Vereins Südliche Weinstraße – das sind längst nicht nur Winzer, sondern auch Gastronomen, Veranstalter, auch die Stadt Landau und der Kreis Südliche Weinstraße – nur aus der RHEINPFALZ von der bevorstehenden Entwicklung. Am Montag hat Vorsitzender Dietmar Seefeldt alle per E-Mail auf den Stand der Dinge gebracht; das heißt, er hat über den Beschluss des Vorstands in der jüngsten Sitzung informiert.

725 Winzer

Rund 725 der 2200 Mitglieder sind Winzer aus Landau und dem Kreis Südliche Weinstraße. Die waren in den vergangenen Wochen mit der Lese beschäftigt und hatten keinen Kopf für die Neustrukturierung der Weinwerbung unter dem Dach der Pfalzwein. Für den 21. November ist eine Mitgliederversammlung anberaumt, bis dahin dürfte auch das für Ende Oktober erwartete Gutachten des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum ausgewertet sein. Die Pfalzwein hatte am Montag die aktuellen Teilnehmer der Jungwinzerwettbewerbe „Generation Pfalz“ von der Mittelhaardt und „Die Junge Südpfalz“ zu einem Gespräch nach Neustadt eingeladen. Das bestätigte gestern Christoph Bauer vom Verein SÜW. Möglicherweise wird es ab 2019 einen gemeinsamen Wettbewerb geben. Außerdem war der Auftritt bei der Weinmesse Pro Wein im März in Düsseldorf Thema. Dort war „Die Junge Südpfalz“ bislang mit einem eigenen Stand vertreten. Die Pfalzwein denkt für kommendes Jahr an eine gemeinsame Präsentation mit jungen Winzern beider Vereine. Ben Rothmeier aus Mörlheim ist einer von denen, die mit dem Wettbewerb „Die Junge Südpfalz“ groß geworden sind. „Ich bin dem Verein unendlich dankbar. Er hat uns Jungen ein Sprungbrett geboten“, sagt er im Gespräch. Der 37-Jährige ist nicht begeistert von der neuen Entwicklung, bedauert sie sogar. Seit er im Weinbau tätig sei, erlebe er die Konkurrenz zwischen Mittelhaardt und Südlicher Weinstraße. „An der Mittelhaardt hat man sich jahrzehntelang auf den Lorbeeren ausgeruht. Wir sind die Besten, wir können Riesling. Jetzt übernimmt man den Mitkonkurrenten einfach“, schildert Rothmeier seinen Eindruck. Der Verein SÜW habe sehr, sehr viel erreicht in den letzten Jahren – und er habe sich selbst getragen. Die Mittelhaardt habe zwar die „Generation Pfalz“ geschaffen, aber da kämen keine neuen Impulse. Die rechtlichen Vorgaben sind seiner Meinung nach ein willkommener Anlass, nun alles zusammenzuwerfen. „Die Junge Südpfalz ist unser Ding. Das war’s mal, die gibt’s nicht mehr. Das ist echt schade“, meint Rothmeier.

Gemeinsamer Auftritt

Walter Brendel vom gleichnamigen Weingut aus Pleisweiler-Oberhofen hat sich mit dem Thema noch nicht befasst, sieht aber, dass die Zeit für eine neue Organisation bis Jahresende knapp ist. „Das müssen wir auf Winzerebene erst noch diskutieren“, sagt er. Nicht alles, was neu sei, müsse schlecht sein. Sein Sohn Christian sei bei der „Generation Pfalz“ einmal am Start gewesen. Doch die Aktivitäten seien nicht annähernd so berauschend gewesen wie das Angebot der Südlichen Weinstraße. Matthias Dollt vom Weingut Gerhard Hochdörffer in Nußdorf hält es mit Goethe: „Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust.“ Er sei immer erst einmal Südpfälzer, sehe aber auch das große Ganze. „In Berlin bin ich ein Winzer aus der Pfalz. Und in Hamburg weiß niemand, wie der Nußdorfer Herrenberg aussieht.“ Die Südliche Weinstraße dürfe halt nicht untergehen, warnt Dollt, auch ein „Kind“ der „Jungen Südpfalz“. Die Weintage in Landau und auch andere erfolgreiche Veranstaltungen seien wichtig. Die Südpfalz müsse bei der Besetzung des Führungspersonals berücksichtigt werden und Mitsprache haben. „Es darf nicht die Südliche kopiert und dann alles auf die drei großen B beschränkt werden.“ Die drei großen B? Bassermann-Jordan, Bürklin-Wolf, Buhl – bekannte Winzer aus Deidesheim und Wachenheim. Dollt unterstreicht: „Ich möchte mich als Südpfälzer so gut vertreten sehen wie in den letzten Jahren auch.“ Das Team sei innovativ gewesen und habe etwas auf die Beine gestellt. Allerdings: „Es könnte uns national mehr bringen, wenn alle an einem Strang ziehen.“ Die Pfalz werde durch einen gemeinsamen Auftritt gestärkt. Auch wenn man „e bissl“ Angst haben müsse, dass die Wege weiter werden und der persönliche Kontakt verloren gehen könne, bemerkt der 40-Jährige. „Man muss das Beste draus machen“, sagt Carola Hermes vom Essinger Weingut Doppler-Hertel. Es sei nicht der richtige Weg, jetzt ängstlich zu reagieren oder gar Ängste zu schüren. Es gehe darum, auf gemeinsame Stärken zu schauen – mithilfe des sehr erfahrenen Teams der Südlichen Weinstraße. „Die Südliche hat eine unglaublich gute Imagearbeit für die Region gemacht. Dafür hat sie die Anerkennung ihrer Winzer“, betont Hermes und spricht von einer kontinuierlichen Entwicklung. Sie ist zuversichtlich: „Man darf nicht alles schwarzsehen. Egoismus hat noch niemanden weitergebracht.“

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