Karlsruhe Weihnachtsmann übt auf dem Dach

Mit dem Rentierschlitten wird der Weihnachtsmann täglich zweimal über dem Karlsruher Weihnachtsmarkt gesichtet (oben). Den Draht
Mit dem Rentierschlitten wird der Weihnachtsmann täglich zweimal über dem Karlsruher Weihnachtsmarkt gesichtet (oben). Den Drahtseilakt hat inzwischen Fernando Traber (rechts) von seinem Vater Falko übernommen . Vor der Show übt er auf dem Dach des Karlsruher ECE-Centers.

Einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren bei der Führung eines Familienunternehmens ist bekanntlich die Suche nach dem passenden Zeitpunkt für die Stabübergabe an die nächste Generation. Vor allem erfolgsverwöhnte Patriarchen sollten nicht zu lange auf ihrem Chefsessel klebenbleiben und frühzeitig dem Nachwuchs vertrauen. An Vertrauen fehlt es Falko Traber mit Sicherheit nicht, denn in diesem Jahr lässt der Begründer der „Falko Traber Hochseilshow“ seinen 20-jährigen Sohn Fernando jeden Tag zwei Mal mit dem Rentierschlitten über den Christkindlesmarkt fliegen.

„Man muss auch mal loslassen können. Aber natürlich nur auf dem Boden und nicht, wenn man am Seil hängt“, sagt der 59 Jahre alte Falko Traber mit einem Schmunzeln. Und für seinen jüngsten Sohn Fernando sind die Schlittenfahrten vom Dach des ECE-Centers über die Budenstadt auf dem Friedrichsplatz fast schon Routine. Bereits im Alter von 17 Jahren saß der Spross der Artistenfamilie Traber zum ersten Mal mit weißem Rauschabart und rotem Weihnachtsmannkostüm auf dem Schlittensitz. Seither hat er seinen Vater regelmäßig vertreten. „Aber jede einzelne Fahrt ist noch immer etwas sehr Spezielles“, sagt Fernando Traber. Denn wenn er mit seinem Schlitten über der Erbprinzenstraße anhalte und die vielen staunenden und rufenden Kinder sehe, werde ihm die Faszination von Weihnachten jedes Mal von neuem bewusst. Das Talent wurde Fernando Traber von seinem prominenten Vater dabei quasi in die Wiege gelegt. Bereits mit sechs Jahren balancierte er im heimischen Breisach zum ersten Mal über ein Metallseil und seither hat er sich stetig weiterentwickelt. „Das Körpergefühl liegt sicherlich auch in den Genen“, sagt Fernando Traber. Der Rest sei allerdings hartes Training und bis heute steht der Nachwuchsartist jeden Tag mindestens zwei Stunden lang auf dem Hochseil. Um auch während des einmonatigen Engagements in der Fächerstadt gute Trainingsbedingungen zu haben, haben die Trabers auf dem Dach des Einkaufszentrums ein Metallseil gespannt und sowohl vor als zwischen den Aufführungen übt Fernando Traber mit der mehrere Meter langen Balancierstange die richtigen Schrittfolgen sowie einige Tricks. Für die richtige Haftung sorgt dabei das aus Baumharz gewonnene Kolophonium an der dünnen Sohle seiner weißen Artistenschuhe. Wenn es nach seiner Mutter Susanne gegangen wäre, hätte Fernando Traber nach seinem Abitur übrigens ein Studium begonnen und einen bürgerlichen Beruf ergriffen. „Aber das Seiltanzen ist wie ein Virus. Wer einmal damit begonnen hat, kommt so schnell davon nicht mehr los“, sagt der 20-Jährige. Außerdem genieße er die Auftritte auf der „dünnsten Bühne der Welt“. Bei seinen täglichen Schlittenflügen wird Fernando Traber auch die Faszination seines selbst erwählten Berufs vor Augen geführt. „Wenn ich mit den Rolltreppen auf das Dach des Einkaufszentrums fahre, sehe ich sehr viele Leute, die einfach nur durch die Gänge hasten und kaum einen Blick für ihre Mitmenschen haben“, sagt Fernando Traber. Wenn er dann aber über den Christkindlesmarkt schwebe, würden die Besucher für ein paar Minuten innehalten und der Geschichte vom rotnasigen Rentier Rudolf lauschen: „In diesen Momenten bringen wir die Weihnachtsbotschaft in die Stadt. Nämlich, dass die Menschen innehalten und sich auf das Schöne besinnen.“ Im Mai stand der jüngste Sohn von Falko Traber beim Winzerfestival in Breisach mit seinem Vater zum ersten Mal gemeinsam auf dem Hochseil. Ungesichert, wohlgemerkt. Und auch mit seinem 14 Jahre älteren Halbbruder Falko Traber junior, der als fliegender Weihnachtsmann seit einigen Jahren auf dem Bochumer Weihnachtsmarkt die Herzen der Besucher erwärmt, hat er ebenfalls schon einige spektakuläre Auftritte aufs Hochseil gelegt. Angst habe er dabei keine, sagt Fernando Traber. „Aber man sollte nichts dem Zufall lassen und darf bei widrigen Witterungsbedingungen nicht aufs Seil steigen“. Auch in diesem Jahr wurden wegen zu starker Windböen bereits zwei Auftritte des fliegenden Weihnachtsmanns abgesagt. Um die Geschäfte will sich aber auch in den kommenden Jahren noch der Senior kümmern. „Noch gehöre ich schließlich nicht zum alten Eisen“, sagt Falko Traber. Und in einem echten Familienunternehmen sei es schließlich das Wichtigste, dass jeder seine Aufgabe habe und mit Geschick und Können zum Erfolg der „Falko Traber Hochseilshow“ beitragen könne. In Karlsruhe fühlen sich Vater und Sohn Traber übrigens pudelwohl. Und nicht nur für die Besucher sind die beiden täglichen Schlittenfahrten mittlerweile die heimlichen Höhepunkte des Christkindlesmarkts; auch Marktamtsleiter Armin Baumbusch schwärmt in den höchsten Tönen von der Hochseilshow. „Der fliegende Weihnachtsmann ist mittlerweile ein fester Bestandteil unseres Weihnachtsstadtkonzeptes und fast schon ein Alleinstellungsmerkmal“, sagte Baumbusch bereits vor der diesjährigen Eröffnung des Christkindlesmarktes. Und selbst wenn es für die mögliche Rückkehr der Budenstadt auf dem Marktplatz noch keinen festen Termin gibt, hat sich der Märktechef schon seine Gedanken über eine Flugshow am alten Standort gemacht. Wenn es nach Baumbusch geht, könnte der Weihnachtsmann vom Dach des von Josef Durm erbauten Polizeireviers an der Südostseite des Marktplatzes zwischen der evangelischen Stadtkirche und dem Rathaus hindurch bis zu einem Metallpfeiler auf der dann schienenfreien Kaiserstraße über die Pyramide schweben. Info Der fliegende Weihnachtsmann ist über dem Karlsruher Christkindlesmarkt (Friedrichsplatz) täglich um 17 und um 19 Uhr zu sehen.

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