Lokalsport Südpfalz Von wegen Rücktritt

«LANDAU.» Nach mehr als 50 Jahren ist Schluss: Otto Bock hat die Position Vorsitzender des RSV Landau-Mörlheim weitergegeben. Er war eine der treibenden Kräfte, die dem Verein vor vielen Jahren zu nationalen Titeln verhalfen.

Der Sport würde ohne seine Funktionäre nicht funktionieren. Einer der erfolgreichsten und verlässlichsten dieser Spezies trat vor Kurzem ab – hat er zumindest geglaubt. Otto Bock, in den 1950er-Jahren selbst ein erfolgreicher Radrennfahrer, hat gemeinsam mit Heinz Wittner, Theo Mühlfriedel und Paul Kiefer die Geschicke des RSV Landau-Mörlheim über ein halbes Jahrhundert geprägt: als Geschäftsführer, Kassier und zuletzt Vorsitzender. Gleich nach seinem Rücktritt wurde er zum Ehrenvorsitzenden (mit Sitz und Stimme) ernannt. 1946 kam Bock zu den Mörlheimer Radlern, als junger Fahrer. Vor Kurzem habe er seinen 51. Kassenbericht abgegeben, sagt er. Fit geblieben ist Bock allemal, mit mittlerweile 87 jahren überlegt er, bei der nächsten SÜW-Tour mitzufahren. Vielleicht auch mit E-Bike. „Familiensache“ war der Radsport früher in Mörlheim gewesen. Der Verein gehörte zu den Top-Adressen in Deutschland. In den 1920ern wurde der Grundstein gelegt, in den 1930er- und 1940er-Jahren wurden auf der Landauer Aschenbahn und bei den Weinstraßen-Rennen viele Titel gewonnen. In den Sechzigern kam kein Nachwuchs mehr nach. „Alles hat Fußball gespielt“, erinnert sich Bock. Über ein Rundschreiben an den Landauer Schulen machten er und seine Mörlheimer Mitstreiter Reklame. Das sollte sich auszahlen. Radler des RSV Mörlheim gewannen fast zwei Dutzend deutsche Meistertitel. Sohn Christian Bock und Günther Danner waren mit je fünf DM-Goldmedaillen die Erfolgreichsten. Gerne erinnert sich Bock an seinen Vierer, der in Berlin Gold holte. „Auf Platz zwei war Berlin, auf Platz drei Nürnberg. Und auf Platz eins lag Mörlheim“, sagt er mit einem Lachen. Damals hätten ihm die Berliner gerne seine Jungs abgekauft. „Die hätten sie sogar nach Berlin eingeflogen“, betont er. Die Erfolgsfahrer waren alles Landauer, die meisten gingen ins Otto-Hahn-Gymnasium. Auch Verhandlungen mit Lehrern und Rektoren musste Bock führen, wenn mal wieder ein Wettkampf anstand und die Schützlinge schulfrei brauchten. Einmal waren diese eine Woche weg. „Wir haben dann abgesprochen, dass sie die Bücher mitnehmen.“ Als die beste Arbeit von einem Radfahrer geschrieben worden sei, habe gar der Rektor bei ihm angerufen und sich bedankt. Warum die Mörlheimer so gut waren? „Wir haben sie schon hergenommen“, sagt Bock. Viel lief auch über die Gruppendynamik, der eine spornte den anderen zu Top-Leistungen an. „Da war schon was los.“ Nicht mehr so viel los war kurz vor der Jahrtausendwende. 1996 gab es in Mörlheim das letzte Radrennen. Die Zeiten mit 20.000 Zuschauern bei Deutschen Querfeldein-Meisterschaften wie 1967 im Landauer Fort waren längst vorbei. „Das hat Spaß gemacht, damals ist immer was rund gegangen“, erinnert sich Bock. Auch an die Etappenfahrt in Landaus Partnerstädten Hagenau und Rappoltsweiler im gleichen Jahr hat er schöne Erinnerungen. Zwei Jahre lang wurden im Team Routen geplant und organisiert. Bei der jüngsten Jahreshauptversammlung hat Otto Bock das Zepter weitergegeben. Neuer Vorsitzender ist Gerd Moster, um die Geschäfte kümmert sich Judith Lelle. Heute ist der RSV im Radsport nur noch im Umfeld des Jedermann-Charity-Radrennens aktiv. Zum Verein gehört eine Tennisabteilung mit zwei Plätzen.

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