Kreis Südliche Weinstraße Vollsperrung und lange Umleitung: Baustellenbesuch in Wilgartswiesen

Die Arbeiten dauern länger als geplant, weil erst eine Wasserleitung umgelegt werden muss, die an anderer Stelle vermutet wurde.
Die Arbeiten dauern länger als geplant, weil erst eine Wasserleitung umgelegt werden muss, die an anderer Stelle vermutet wurde. Hier die Aufräumarbeiten nach dem Starkregen.

Wilgartswiesen: Nach einem Hangrutsch in März wurde es allerhöchste Eisenbahn: Der Landesbetrieb Mobilität zog die erst für nächstes Jahr geplante Böschungssicherung im Wellbachtal vor. Vor einem Monat rückten die Straßenarbeiter an. Noch bis Anfang 2019 wird der 1,4 Kilometer lange Streckenabschnitt gesperrt sein. Die Hofstätter trifft’s besonders.

Wer aus Richtung B 10 und Rinnthal ins Wellbachtal hineinfährt, stößt schon nach wenigen hundert Metern auf erste Anzeichen der Großbaustelle. Bereits am ersten Parkplatz, kurz vor der Zufahrt zum Forsthaus Annweiler, türmt sich ein gewaltiger Erd- und Steinhaufen auf, so groß wie ein Wohnhaus. Und das ist nur Nummer eins. „Wir sind gerade noch in der Genehmigung für einen zweiten Zwischenlagerplatz“, berichtet Rüdiger Pfeiffer vom Landesbetrieb Mobilität (LBM) in Speyer, der die Baustellenleitung hat. Über 5000 Kubikmeter Erdreich sollen bewegt werden. Alle Jahre wieder ... wird das Wellbachtal wegen Straßen- oder Baumfällarbeiten gesperrt. Seit Ende August ist es erneut so weit. Diesmal muss die Böschung unterhalb der Straße südlich der Einfahrt nach Hofstätten gesichert werden. Parallel dazu lässt der LBM auf dem 1,4 Kilometer langen Abschnitt die Fahrbahn erneuern. Das Ganze geht nur unter Vollsperrung. Der Verkehr, der das Wellbachtal passieren will, muss einen langen Umweg über die B 10, Münchweiler und Leimen in Kauf nehmen. Wer nach Hofstätten will, rumpelt über einen Waldweg.

Projekt wurde vorgezogen

Eigentlich wäre der Abschnitt erst im nächsten Jahr dran gewesen. Aber als im März der Hang auf einer Länge von rund 75 Metern abrutschte und die Straße halbseitig gesperrt werden musste, „hieß es, schnell zu handeln“, erinnert sich Pfeiffer. Das 2,8-Millionen-Euro-Projekt wurde vorgezogen. Auf etwa der Hälfte der Baustellenstrecke ist die Straße bereits abgetragen. Statt über Asphalt zu laufen, knatschen die Schuhe durch Matsch. Zur Talseite hin haben die Arbeiter das Erdreich entfernt – das ist der Riesenberg unten am Parkplatz. Durchsetzt ist er mit großen Felsbrocken mit bis zu 1,5 Metern Breite. Die werden nun von einem sogenannten Backenbrecher zerhackstückelt auf eine Größe von 0,3 bis 0,4 Meter Durchmesser. Dann werden sie zusammen mit der Erde wieder am Hang angebracht, erklärt Peter Zeiß, der den Bau überwacht. Eingearbeitet werden in die Böschung zudem Stahlgitter und Gabionenwände, um den Hang wirklich stabil zu machen. Denn: „Wenn der Unterbau nicht steht, hält oben nichts“, weiß Zeiß aus Erfahrung. Sechs bis acht Meter in die Tiefe wird die verstärkte Böschung in 70-Grad-Steilhang-Lage reichen. Alle Arbeiten würden ökologisch begleitet, „da wir uns in einem Wasserschutzgebiet befinden“, berichtet Zeiß.

Witterung könnte dazwischenkommen

Am Montag konnten sich die fünf bis zehn Arbeiter, die stets auf der Baustelle beschäftigt sind, aber nicht um die Hangsicherung kümmern. Da hieß es erst einmal, die Sturmschäden vom Sonntag im Leitungsgraben in den Griff zu bekommen. Denn erst während der Bauarbeiten konnten die Handwerker die genaue Lage der Hauptwasserleitung von Landau orten, die parallel zur Straße verläuft. „Die ist 120 Jahre alt. Es gibt da nur so ungefähre Pläne“, berichtet Pfeiffer. Da sie an anderer Stelle verläuft als vermutet, muss sie zunächst zur Bergseite umgelegt werden, bevor es mit der Hangsicherung richtig losgehen kann. „Das kostet uns drei Wochen“, kündigt Pfeiffer schon mal an. Mit der zunächst angekündigten Sperrung bis Ende des Jahres werde es sicherlich nichts. „Wir arbeiten bis 21. Dezember. Dann soll die B 48 zumindest provisorisch befahrbar sein. Und Anfang nächsten Jahres machen wir dann noch Restarbeiten.“ In diesen höheren Waldlagen könne einem aber natürlich immer noch die Witterung dazwischenkommen.

Verirrte Lkw-Fahrer

Zurück zur Wasserleitung: Der sonntägliche Starkregen hat Wasser und Matsch in den bereits ausgebaggerten Graben für die neue Leitung gespült. Deswegen kümmert sich der Bagger an diesem Tag nicht um den Hang, sondern noch einmal um die Senke, in der bereits einige blaue Rohre liegen. Sobald die neue Leitung verbunden und unter der Erde ist, kommt die alte weg und die Arbeiter haben Platz, um weiter die Böschung zu sichern. Wenn der Hang standfest ist, geht’s an die Straße. Neue Fahrbahn, neue Schutzplanken, neuer Unterfahrschutz für Motorradfahrer, seien die bevorstehenden Arbeiten, so Pfeiffer. Wie läuft’s eigentlich mit der Umleitung? Da versucht doch bestimmt trotz Baustellen- und Sackgassenschildern der ein oder andere sein Glück? „Es läuft ganz gut, aber wir hatten schon den ein oder anderen verirrten Lkw-Fahrer“, blickt Pfeiffer auf den ersten Baustellenmonat zurück. Die müssten dann mächtig rangieren, um am Baustellenbeginn zu drehen und wieder ihren Rückweg auf der B 48 anzutreten. Von dieser Stelle zweigt zwar ein Waldweg Richtung Hofstätten ab, doch dieser dürfe nicht vom Schwerlastverkehr genutzt werden, erklärt Pfeiffer.

Gastronom: "Die Baustelle trifft uns"

Nicht ganz so zufrieden mit der Umleitung ist Christian Vasold, der mit seiner Familie 2017 das Traditionslokal Pfälzer Wald-Stub’n in Hofstätten gekauft und es im Mai dieses Jahres wieder eröffnet hat. Die ersten Monate seien gut angelaufen, doch seit von der Baustelle die Rede war, sei der Umsatz um gut 1000 Euro pro Woche zurückgegangen, berichtet der junge Gastronom, der zuvor 15 Jahre lang Beratungsunternehmen mitaufgebaut hatte. „Die Baustelle trifft uns.“ Kunden seien verunsichert und blieben fern. Dass die Arbeiten gemacht werden müssen, steht für ihn außer Frage. „Das war ja lebensgefährlich“, erinnert er sich an den Hangrutsch im Frühjahr. „Der LBM ist bemüht und arbeitet gut.“ Aber es könne ja nicht sein, dass kommuniziert werde, Hofstätten sei von Süden aus abgeschnitten. Aus nördlicher Richtung ist die kleine Wilgartswieser Annexe wie bisher befahrbar. Von Richtung Annweiler führt von der B 48 vor der Baustelle ein Waldweg dorthin. Der sei vor Baubeginn mit Schotter nachgebessert worden, berichtet Pfeiffer. Es handele sich allerdings nur um eine „Notzufahrt“ für Hofstätten. Offiziell sei sie nur für die Anwohner gedacht. Zumal sie nicht als Transitstrecke für Wellbachtal-Durchfahrer missbraucht werden soll. „Aber es gibt keine Kontrollen. Das Ganze wird großzügig gehandhabt“, sagt er mit Blick auf Anliegen wie die das Gastronomen Vasold.

Nächste Baustelle schon in Planung

Übrigens: Ist diese Baustelle vom Tisch, steht schon bald die nächste an: Eigentlich in diesem Jahr vorgesehen war die B-48-Hangsicherung auf einem knapp drei Kilometer langen Abschnitt zwischen Rinnthal und der Zufahrt zum Forsthaus Annweiler. Die soll wohl nun 2019 oder 2020 angegangen werden. „Dort ist der Hang aber nicht so steil wie hier, und die Straße ist breiter. Das wird nicht ganz so schwierig“, kündigt Pfeiffer schon mal an.

Peter Zeiß (links) und Rüdiger Pfeiffer vor den Stahlgittern, die in die Böschung eingearbeitet werden. Auch die Fahrbahn wird e
Peter Zeiß (links) und Rüdiger Pfeiffer vor den Stahlgittern, die in die Böschung eingearbeitet werden. Auch die Fahrbahn wird erneuert.
Die ersten Rohre der Wasserleitung liegen schon im Graben.
Die ersten Rohre der Wasserleitung liegen schon im Graben.
Der rot markierte Abschnitt südlich von Hofstätten ist gesperrt. Die Wellbachtal-Umleitung ist orange markiert.
Der rot markierte Abschnitt südlich von Hofstätten ist gesperrt. Die Wellbachtal-Umleitung ist orange markiert.
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