Kultur Südpfalz Vertonte Theologie

Weihnachtskonzert der Stiftskantorei 2016.
Weihnachtskonzert der Stiftskantorei 2016.

Die Kantaten „Machet die Tore weit“ von Georg Philipp Telemann und „Nun komm, der Heiden Heiland“ von Johann Sebastian Bach sowie dessen „Magnificat“ erklingen am Sonntag, 16. Dezember, 18 Uhr, in der Stiftskirche. Mit der Landauer Kantorei und der Landauer Jugendkantorei musizieren die Solisten Nathalie Seelig und Giorgia Cappello (Sopran), Susanne Scheffel (Alt), Martin Erhard (Tenor) und Timothy Sharp (Bass) sowie das Südpfälzische Kammerorchester. Die Leitung hat Stifts- und Bezirkskantorin Anna Linß.

Telemann galt zu Lebzeiten als der berühmteste Komponist Deutschlands. Die Kantate „Machet die Tore weit“ (TWV 1:1074) entstand vermutlich 1719 und ist unter anderem in einer Abschrift Johann Sebastian Bachs erhalten, der das Werk auch nachweislich am Ersten Advent 1734 in Leipzig aufführte. Gebannt blickte Telemann auf die französischen und italienischen „Neuerer“ und nahm sich die Freiheit zu individueller Innovation. Die moderne „Siciliana“-Manier entäußert sich unter anderem im frischen „Stile Vivo“. Zum Ersten Advent des Kantaten-Jahrgangs 1724 komponierte Johann Sebastian Bach „Nun komm, der Heiden Heiland“ (BWV 62). Das Opus schmiegt sich – mit poetischen Umarbeitungen der Mittelteile – eng an die siebenstrophige Vorlage des Luther-Chorals an. Der opulente Eingangschor – eine polyphone Choralbearbeitung mit Cantus Firmus im Sopran – sowie der Schlusschor übernehmen den Wortlaut im Original. Das „Magnificat“ (BWV 243), eine der wenigen erhaltenen lateinischen Vertonungen Johann Sebastian Bachs, ist ein Solitär. Weniger umfangreich, weniger ausladend, gleichwohl im technischen Schwierigkeitsgrad auf Augenhöhe mit der h-Moll-Messe. Auffällig ist die Kürze und Prägnanz der Chorsätze – weder katholischer Eklektizismus noch protestantische Gravität bestimmen den Duktus. Eher eine im Grunde sehr mediterrane Frische und Musizierlust. Und ungeachtet dessen ist Bachs Tonsprache wie stets vertonte Theologie – oftmals sinnfällig, wie in der Vehemenz des „Fecit Potentia“ (Er übet Macht) mit seinen martialisch auftrumpfenden Koloraturen, oder auch in verschlüsselter Zahlensymbolik. Für das nur Continuo gestützte „Sicut locutus est“ wählte Bach eine archaische Form; einen a-cappella-Satz im „Stile antico“. Der opulent flächige Gloria-Auftrieb der Schlussfrequenz endet wiederum im leichtfüßigen Jubelton und in enger Anlehnung an den Eingangschor. Bei den Arien verzichtet Bach gänzlich auf die gängige Da-Capo-Praxis. Dafür sind die Inhalte mit packender Prägnanz ins Musikalische übersetzt. In der Tenor-Arie „Deposuit potentes“ etwa stürzen die Mächtigen tatsächlich in rasantem Sturzflug vom Thron. „Suscepit Israel“ schließlich – da geht es um Gottes Versprechen der Barmherzigkeit – vertraut der Komponist sehr zielgerichtet ausschließlich weiblichen Stimmen an, hier gestaltet von der Landauer Jugendkantorei. Info Karten für 18 und 13 Euro (ermäßigt 10 und 6 Euro): Engel-Apotheke, Marktstraße 90, und Buchhandlung Trotzkopp, Ostbahnstraße 73.

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