Kreis Germersheim Vergessene Geräusche hören

Hörakustikerin Regina Konrad passt der kleinen Deborah Juakim in Kpalimé/Togo ein Hörgerät an.
Hörakustikerin Regina Konrad passt der kleinen Deborah Juakim in Kpalimé/Togo ein Hörgerät an.

Hörtests beim Hals-Nasen-Ohren-Arzt ergeben eine Hörschwäche. Man wird zum Hörakustiker überwiesen. Beim Termin dort folgen weitere Tests. Nach etwas Zeit kommt das Hörgerät mit dem Ohrpassstück zusammen an. Zur Probe kann es nun mit nach Hause genommen werden und später wird man noch zu Kontrollterminen eingeladen. Je nach dem, wie viel die Krankenkasse übernimmt, kann das Gerät bis 2500 Euro kosten.

Soweit zum Ablauf in Deutschland. Zum Beispiel in der Praxis von iffland.hören. in Kandel. Vor einigen Jahren kam Hörakustikerin und Filialleiterin Regina Konrad mit ihrem Patienten Samuel Husunu ins Gespräch. Dieser ist bei dem Verein der Togofreunde in Jockgrim aktiv. Regina Konrad fragte, wie sein Hörgerät bei einer seiner Reisen nach Togo, dem kleinen Staat in Westafrika, repariert werden könnte, falls es beschädigt würde. Dafür sei die medizinische Versorgung dort leider nicht ausreichend, erklärte der gebürtige Togoer Husunu. Konrads Interesse war geweckt und sie beschloss, sich für die Hörversorgung in Togo einzusetzen. Es wurde das „Togo hört“-Projekt gegründet. Nach einigen Jahren Vorarbeit wurde 2016 zum ersten Mal Material nach Togo geschifft. Darunter Audiometer, Laborausrüstung, Computer, gespendete Hörsysteme, Leuchten, Hygienemittel und vieles mehr. Circa drei Monate später flog Konrad zum ersten Mal mit ihrem Mann Markus, ihrer Tochter Marie und dem Freund und Kollegen Peter Eberhardt nach Togo. Mit einem Kreiskrankenhaus in Kpalimé hatte Husunu den Kontakt hergestellt. Den Hörakustikern wurde dort Raum zur Verfügung gestellt. Im Voraus waren auch junge Menschen ausgewählt worden, die von den Deutschen in der Hörakustik angelernt werden sollten. Während der zwei Wochen, die das Iffland.hören.-Team in Togo verbrachte, wurden also nicht nur Hörgeräte angepasst, sondern auch viel Wissen weitergegeben. „Wir wollen nachhaltige Hilfe leisten“, unterstreicht Konrad. Im März dieses Jahres sind die Mitarbeiter von iffland.hören. zum dritten Mal nach Togo geflogen. Die jungen Mitarbeiter in Togo hätten in den drei vergangenen Jahren viel dazu gelernt, sagt die Hörakustikerin. Mit den Geräten vor Ort ist es ihnen auch möglich, Hörgeräte für Patienten anzufertigen. Ein Großteil der Arbeit der Besucher aus Deutschland besteht darin, Korrekturen an Geräten zu unternehmen und Kontrollen durchzuführen. Regina Konrad bleibt über Berichte, die sie monatlich erhält auf dem neusten Stand. Um die Fähigkeiten der afrikanischen Mitarbeiter zu verbessern, war die Idee, den jungen Togoern eine Ausbildung in der Hörakustik in Deutschland anzubieten. Diesen Traum hat das iffland.hören.-Team zwar immer noch, doch leider fehlen bei den Togoern bisher noch die nötigen Deutschkenntnisse für diesen Schritt, erklärt Regina Konrad. Ihr ist die weitere Ausbildung besonders wichtig, da ihr Ziel Hilfe zur Selbsthilfe ist und sie sich wünscht, dass das Projekt in Togo in Zukunft auf eigenen Beinen stehen kann. Bis das soweit ist, freut sie sich über die hohe Spendenbereitschaft unter ihren Kunden, den Togofreunden, Hörgeräteherstellern und vor allem von iffland.hören. selbst. Dem Familienunternehmen, mit Filialen über ganz Süddeutschland verteilt, ist das „Togo hört“-Projekt mittlerweile zu einer Herzensangelegenheit geworden. Nicht nur das Team, das jährlich nach Togo fliegt, ist größer geworden, auch werden Geräte aus dem eigenen Lager gespendet und die Reisekosten komplett von iffland.hören. gestemmt. Als das Hörakustiker-Team dieses Jahr in Togo ankam, waren schon Wochen im Voraus Terminpläne vollgestopft worden, um alle Patienten versorgen zu können. Menschen mit Hörproblemen fuhren Hunderte Kilometer, überquerten Landesgrenzen, um vorgestellt zu werden. Es kann jedoch auch passieren, dass die Fähigkeiten der Deutschen überschätzt werden. Die Technik der Hörakustik mag zwar weiter entwickelt sein, in Europa, doch ein Wunder können die iffland.hören.-Mitarbeitenden doch nicht vollbringen: „Es ist sehr schwierig, tauben Menschen erklären zu müssen, dass sie wirklich nie wieder werden hören können“, beschreibt Konrad. Umso größer die Freude aber, wenn das Hören verbessert werden kann. Nach dem Termin bei dem togoischen Hals-Nasen-Ohren-Arzt, wenn entschieden wurde, dass ein Treffen mit den deutschen Hörakustikern vereinbart werden kann, passiert alles sehr viel schneller als in der Filiale von iffland.hören. in Kandel. Patienten zahlen für ihre Behandlung umgerechnet circa 38 Euro Obolus, der dem Krankenhaus in Kpalimé zugute kommt. Dann folgen die Untersuchung und die Messungen bei der Hörakustikerin. Die Ergebnisse gehen sofort ans Labor, das sich im Nebenraum befindet. Es wird gefräst, was das Zeug hält und schon am gleichen Tag kann ein Lächeln auf das Gesicht einer Frau gezaubert werden, deren Leben sich ab diesem Zeitpunkt schlagartig verändert. Plötzlich dringen Geräusche an ihr Ohr, die schon lange vergessen schienen. Spenden Sparkasse Germersheim-Kandel, IBAN: DE32 5485 1440 0006 0042 38, BIC: MALADE51KAD, Betreff: Togo hört

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