Karlsruhe Ungeahnte Aufstiegsmöglichkeiten

Prüfend schauen Jonas Izsak und Sebastian Felleisen auf einen Klettergriff, den sie gerade in die Wand geschraubt haben. Der Griff soll Teil einer Route werden. Der 20-jährige Wettkampfkletterer Izsak ist im Schrauberteam, welches die Routen in der neuen Boulderhalle des Deutschen Alpenvereins – Sektion Karlsruhe (DAV) festlegt. Noch sind die Wände fast jungfräulich und ohne Klettergriffe. Doch eines ist sicher: Wenn am Samstag eröffnet wird, schmücken rund 2000 Griffe die etwa 600 Quadratmeter Wandfläche. Mit der neuen Halle neben ihrer Kletterhalle am Fächerbad schließt der DAV Karlsruhe – mit seinen rund 7900 Mitgliedern einer der drei größten Sportvereine Karlsruhes – eine Lücke in seinem Angebot. Seit vor gut zehn Jahren die Kletterhalle des DAV eröffnet wurde, verdoppelte sich die Mitgliederzahl des Karlsruher Sektion. Mit der neuen Halle erhofft man sich eine weitere Steigerung. Vor rund vier Jahren begannen die ersten Überlegungen zur Boulderhalle. Vor fast zwei Jahren, als alle planungsrechtlichen Voraussetzungen erfüllt waren, konnte der Verein mit den endgültigen Planungen begonnen werden. In sieben Monaten stand nun der Bau. Kräftig mitgeholfen haben dabei Vereinsmitglieder, die weit über 3000 Arbeitsstunden investiert haben. Leider sei die Halle mit ihren etwa 450 Quadratmetern Grundfläche etwas kleiner geworden als gewünscht, mehr sei aber nicht erlaubt worden, bedauert Benjamin Böhringer, Geschäftsführer des DAV. Mit ihren großen Fenstern ist die Halle von Tageslicht durchflutet. Die Boulderwände sind 4,3 Meter hoch und haben Bereiche zum Aussteigen. Es gibt Kanten, Verschneidungen, Platten, Überhang, in sechs Sektionen mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden aufgeteilt. Die Routen werden übrigens vom ehrenamtlichen Schrauberteam im Turnus alle sechs Wochen neu geschraubt. So muss es niemandem langweilig werden. Rund 18.000 Bohrlöcher mit Gewinden lassen dabei der Fantasie der Schrauber alle Freiheiten. Sitzgelegenheiten und niedrige, flache Wände ermöglichen Eltern ihre Kinder bereits ab Kleinkindalter an das Klettern heranzuführen. Daneben gibt es einen großen Schulungsbereich, einen Ruhebereich, einen kleinen behindertengerechten Kletterbereich mit neun Meter hohen Wänden, den auch Schulklassen nutzen können und bald auch Bistro, das in Eigenregie betrieben werden soll. Rund eine Millionen Euro hat die Halle mit Inventar gekostet. Zuschüsse gab es dafür von der Stadt Karlsruhe, dem Badischen Sportbund und vom Dachverband des DAV. Immerhin 750.000 Euro musste der Verein aber selbst aufbringen, teils mit den Eigenleistungen, teils mit Eigenkapital und teils mit Krediten. Zwar soll sich die Halle über die Eintrittsgelder in den kommenden Jahren refinanzieren, „allerdings müssen wir als Verein im Gegensatz zu privaten Anbietern kein Geld damit verdienen“, erklärt der Geschäftsführer. Aber eine Gefahr, dass das Interesse an Klettern oder Bouldern plötzlich stark nachlassen könnte, sieht Böhringer angesichts der immer stärkeren Nachfrage sowieso nicht. Doch wer jetzt glaubt, der bald 150 Jahre alte (2020) Karlsruher Alpenverein ziehe sich mit seinen Hallen in den Indoorbereich zurück, irrt sich. Das Angebot mit Wanderungen, Skitouren, Kletterkursen, Mountainbiking, Paraclimbing und vielem mehr ist für alle Altersklassen riesig. Vier Hütten betreibt man zudem in den Alpen. Auch in der Pfalz ist der DAV Karlsruhe kein Unbekannter. Das Kletterwettkampfteam trainiert meist bei Dahn, geführte Wanderungen und Kletterkurse werden in der Südpfalz angeboten und auch Paraclimbing. Kein Wunder, dass auch viele Mitglieder der Karlsruher DAV-Sektion aus der Südpfalz kommen.

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