Kultur Südpfalz Treuloser wird tranchiert vertilgt

Die pikanten Reize ehelicher Untreue bilden seit je den ergiebigen Würzfundus, mit dem Komödiendichter ihre pikanten Geschichten pfeffern. Auch die englische Autorin Debbie Isitt mag auf diese bewährte Zutat nicht verzichten, und so handelt denn ihr erfolgreiches Boulevard-Lustspiel „Gatte gegrillt“, das 1991 entstand und nun im Karlsruher Theatersaal K2 zu sehen ist, ebenfalls von den vergnüglichen, mitunter makabren Aspekten des fintenreichen Seitensprungs.

Isitts schwarze Komödie verbaut die üblichen Versatzstücke der Gattung. Der selbstherrliche Macho Kenneth möchte sich nach 25-jähriger Ehe von seiner tüchtigen Frau Hilary trennen, weil sie ihm nicht mehr aufregend genug erscheint. Auf der Suche nach neuen Kicks in seiner Midlife Crisis wendet er sich der jüngeren, flippigen Laura zu, die aber, wie er rasch feststellt, zur Ehe nicht taugt und die er allzu gerne wieder gegen Hilary tauschen würde. Das Hin und Her zwischen Hilary und Laura wird zu einem strapaziösen Ritt auf der Rasierklinge mit vergnüglichen Ausreden, aufreibenden Krisen und einem findungsreichen Hochseilakt der Gefühle. Aber alle Schlitzohrigkeit des ermattenden Möchtegern-Womanizers, der sämtliche Klischees vom schäbigen Chauvi bedient, helfen ihm nicht aus der Klemme. Das gelingt aber den beiden betrogenen Damen, die sich heimlich zusammentun und den Treulosen bei einem trauten Abendessen zu dritt bei Tische ermorden. Dies nach Frauenart durch Gift. Dass sie dann nach vollbrachter Untat ihr Opfer zwecks Spuren-Beseitigung tranchieren, delikat anrichten und genüsslich vertilgen wollen, gibt dem Spiel eine grausige Pointe. Die Rezeptur geht auf, weil die Regie das Geschehen durch absurde Übertreibung, klugen Sprachwitz und szenische Entwicklichung vergnüglich zubereitet. Knut Weber, der für die flotte Inszenierung verantwortlich ist, kehrt mit der Produktion nach Karlsruhe zurück, wo er 2002 bis 2011 das Schauspiel am Staatstheater leitete. Seit 2011 ist er Intendant des Stadttheaters Ingolstadt. Dort entstand 2013 die Aufführung von „Gatte gegrillt“, die jetzt mit der Originalbesetzung in der Fächerstadt gastiert. Weber taucht das zeitlos moderne Stück in ein düsteres, tannengrünes, karges Bühnenbild mit grotesk übergroßen Möbeln. Das stilisierte Ambiente passt gut zu den halbwegs historischen Kostümen und exzentrischen Perücken, für die Charlotte Labenz verantwortlich zeichnet. Die Ausstattung erinnert an das Rokoko, setzt das frivole Werk andeutungsweise zu alten Sittenkomödien in Bezug setzen. Eine gewagte Assoziation, weil sie hohe, auch satirische Ansprüche weckt, die der Text von Isitt nicht durchweg erfüllen kann. Dennoch ist die 90 Minuten dauernde Inszenierung vergnüglich. Das liegt auch an den drei Schauspielern, die unbeschadet ihrer Grippe-Erkrankung ein pralles komödiantisches Fass aufmachen und mit hohem Tempo die verwickelte Geschichte um Weiberlist und alberne Männermacken nacherzählen. Als drolliger Liebesverräter Kenneth zieht Sascha Römisch alle Register seiner komischen Energien und scheut dabei auch nicht kleinere Ausflüge ins Reich der burlesken Klamotte. Chris Nonnast gibt der schnöde verlassenen und nun rachelüsternen Hilary amüsante Züge einer zunehmend resoluten Megäre, und Mara Amrita ist als erotisch anfangs hochaktive, dann aber in lustloser Routine erlahmte Laura ein genaues Gegenstück zu ihrer Rivalin beziehungsweise Kumpanin. Das Publikum dankte dem ungleichen Trio mit animiertem Beifall. INFO Die nächsten Vorstellungen von „Gatte gegrillt“ im Karlsruher Theatersaal K2 sind heute und morgen, 20 Uhr. Karten und weitere Termine Telefon 0721 23111sowie im Internet unter www.kammertheater-karlsruhe.de.

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