Kreis Germersheim Startschuss für die Südumgehung

Großer Bahnhof für die Südumgehung: Rund 100 Menschen kamen an dem als historisch bezeichneten Tag zum symbolischen ersten Spate
Großer Bahnhof für die Südumgehung: Rund 100 Menschen kamen an dem als historisch bezeichneten Tag zum symbolischen ersten Spatenstich. Zunächst wird ein Kreisel für die die Umgehung kreuzende L 540 gebaut.

Andy Becht, Bellheimer, Anwohner der Hauptstraße und als Staatssekretär in Mainz unter anderem für Verkehr zuständig, ließ sich gestern Abend den symbolischen ersten Spatenstich für die Südumgehung seines Heimatortes nicht nehmen. Fast 100 Menschen waren gekommen, Politiker, Behördenvertreter und Bürger, um den von Mitgliedern des Gesangvereins Frohsinn musikalisch untermalten Startschuss für das Großprojekt mitzuerleben. Vier bis fünf Jahrzehnte lang ist es im Dorf kontrovers diskutiert worden. Die Vorarbeiten laufen zwar schon seit einigen Monaten, Leitungen wurden verlegt, doch mit dem Baubeginn am ersten von drei Kreiseln, wo die verlängerte Rülzheimer Straße (L 540) die Südumgehung (L 509) queren wird, wird das Projekt nun auch bald sichtbar. Unterdessen wird hinter den Kulissen noch heftig um die Baulandpreise gestritten. Die Landwirte hätten gerne mehr als den vom Land gebotenen Bodenrichtwert für Ackerland, zumal Bellheim im Süden seine fruchtbarsten Böden hat. Dies war auch lange ein Argument der Südumgehungsgegner – neben der zu erwartenden Lärmbelästigung für die in Trassennähe lebenden Bürger, insbesondere im Neubaugebiet Häßlich. Für die Umgehung hatten sich nicht zuletzt Anwohner der Hauptstraße ausgesprochen, weil der Verkehr im Lauf der Jahre immer mehr zunahm. Wobei Gutachten ergaben, dass ein Großteil Ziel- und Quellverkehr unter anderem von Anliegern, Kunden und Lieferanten ist. 6000 der bei einer Erhebung in der Ortsdurchfahrt gezählten 10.000 Kraftfahrzeuge pro Tag sollen laut Becht nach Fertigstellung der Südumgehung aus dem Dorf verschwinden. Die von Fachleuten als am effektivsten angesehene Umgehung Bellheims im Norden – hier liegen die großen Neubau- und Gewerbegebiete mit den Supermärkten – scheiterte einst am Widerstand der Anwohner. Daran erinnerte Ortsbürgermeister Paul Gärtner. Inzwischen ist das für die Straße infrage kommende Gelände Naturschutzgebiet und darf nicht mehr bebaut werden. Der Bau der 4,2 Kilometer langen Südumgehungstrasse ist laut Becht mit 14,3 Millionen Euro veranschlagt und soll 2020 oder 2021 fertig sein. Sie soll bei Bellheim-Süd von der B 9 abzweigen, ein Stück weit parallel zur Bundesstraße in Richtung Karlsruhe verlaufen, hinter Bellheim nach rechts abknicken und dann weitgehend parallel am Ort vorbeiführen. Dahinter knickt die Umgehung wieder rechts ab, um in einen Kreisel auf der Verbindungsstraße nach Knittelsheim zu münden. In diesen soll auch die von der Gemeinde gewünschte und zu bezahlende Westspange münden, die viereinhalb Millionen Euro kosten und nach früheren Aussagen Gärtners voraussichtlich im nächsten Jahr begonnen werden soll. Die Westspange, deren Bau aus Gründen der Effektivität an den der Südumgehung gekoppelt worden war, soll die Zeiskamer Straße entlasten. Die Südumgehung wiederum soll auf Wunsch von Knittelsheim und Ottersheim entlang der beiden Orte bis nach Offenbach verlängert werden. Wann dies geschehen wird, ist noch unklar. Becht sagte, dass derzeit 17 von rund 150 Landesstraßenprojekten im Land priorisiert sind, darunter die Südumgehungsverlängerung. Welches wann realisiert wird, sei Thema der politischen Diskussion. Problem sei auch, dass es an für die Planung erforderlichen Ingenieuren mangele, weshalb manches Projekt derzeit zurückgestellt werden müsse. Landrat Fritz Brechtel vertrat die Ansicht, dass die Südumgehung nicht nur zur Mobilität in der Südpfalz beitragen wird, sondern auch zu mehr Lebensqualität in Bellheim. Der Ort wird laut Staatssekretär Becht durch die Neugestaltung der Ortsdurchfahrt – der erste Bauabschnitt ist abgeschlossen, der zweite wurde vor wenigen Tagen begonnen (wir berichteten) – auch attraktiver für junge Familien und für Facharbeiter, die kommen beziehungsweise bleiben sollen. Nicht nur der neue Leiter des Landesbetriebs Mobilität (LBM), Speyer, Martin Schafft, wies angesichts der langen Vorlaufzeit der Südumgehung auf deren historische Dimension für Bellheim hin. Seines Erachtens war es sinnvoll, projektbegleitend ein Flurbereinigungsverfahren auf den Weg zu bringen, womit die einzelnen Bauern drohenden großen Landverluste gemindert werden könnten.

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