Kreis Germersheim Stadtjubiläum als Chance nutzen

Wo steht Wörth heute und wo im Jahr 2030? Dieser Fragestellung widmete sich „LQM Marktforschung“ im Auftrag der Stadt eingehend. Herausgekommen ist eine umfangreiche Demografieuntersuchung inklusive dazugehörigem -konzept. Sinngemäß und in Kurzform ausgedrückt konnte Klaus Kortmann, Autor der Studie, den versammelten Stadt- und Ortsbeiräten berichten: Wörth ist aktuell ganz gut aufgestellt, um die Stadt zukunftsfähig zu machen, besteht in einigen Bereichen Handlungsbedarf. Vor allem in Büchelberg scheint Nachholbedarf zu bestehen. Zu diesem Schluss kommt man jedenfalls, wenn man die Ergebnisse der Bürgerbefragung, die Teil der Demografieuntersuchung ist, betrachtet. Demnach fühlen sich lediglich 56 Prozent der Einwohner des kleinsten der fünf Ortsbezirke dort sehr wohl. „Das ist ein relativ niedriger Wert“, wie Kortmann erklärt. Er geht davon aus, dass die weiten Wege zu Einkaufszentren und Gesundheitseinrichtungen in Verbindung mit einer schlechten ÖPNV-Anbindung wesentlich zum unterdurchschnittlichen Wohlfühlfaktor beitragen – womit eines der größten Problemfelder, die die Analyse zutage gefördert hat, benannt ist. „Die Anbindung der Ortsteile durch den ÖPNV ist sehr lückenhaft“, heißt es in der Studie. Insbesondere Büchelberg und Schaidt seien nur rudimentär an das Wörther Streckennetz angebunden. Vor allem für Personen ohne Auto ist dies ein großes Problem. Bemerkenswert: Während sich dieser Umstand in Büchelberg negativ auf den Wohlfühlfaktor auszuwirken scheint, fühlen sich in Schaidt mit 79 Prozent so viele wie in keinem anderen Ortsbezirk sehr wohl. Kortmann und seine Co-Autoren schlagen vor, dass der Linienverkehr, enger getaktet wird. Insbesondere die „Randbezirke“ sollten mit mehr Bus- oder Bahnverbindungen versorgt werden. Ein weiteres Problem: Manche Haltestellen, etwa die Alte Bahnmeisterei, sind nicht barrierefrei und damit für viele ältere Menschen nicht nutzbar. Was an dieser Stelle schon negativ ist, könnte in den kommenden Jahren noch schlimmer werden. Denn laut Studie wird es auch in der Stadt Wörth immer mehr Senioren geben. „LQM Marktforschung“ prognostiziert ein Bevölkerungswachstum von etwa 13 Prozent zwischen 2018 und 2035, 80 Prozent davon entfallen auf Personen ab 65 Jahren. Weit weniger problematisch sieht Kortmann den Bildungs- und Betreuungsbereich. Hier scheint Wörth gut gerüstet für die Zukunft. Sowohl in den Kinderkrippen und Kindergärten als auch in den Grundschulen werde der aktuelle Bedarf gedeckt, „für den weiteren Zuzug von Familien scheint die aktuelle Bedarfsplanung angemessen“. Fernab der untersuchten Themenfelder stellte Kortmann fest, dass es in Wörth kein echtes Zusammengehörigkeitsgefühl gibt. Er führt dies auch darauf zurück, dass die Ortsbezirke zum Teil räumlich weit voneinander entfernt sind – und dadurch auch emotional. Eine große Feier zum 40. Jahrestag der Stadterhebung im kommenden Jahr könnte nach Kortmanns Auffassung einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung leisten. Als Motto schlägt er sinngemäß vor: „Wir starten Phase zwei des Eine-Stadt-Werdens von Wörth am Rhein“. Bestenfalls könne damit eine Aufbruchstimmung erzeugt werden. Die vorgestellte Studie soll dem Stadtrat, den Ortsbeiräten sowie den weiteren Gremien künftig als Grundlage für Diskussionen und Entscheidungen dienen. Ob dann die Handlungsempfehlungen von „LQM Marktforschung“ befolgt werden, wird sich zeigen.

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