Kreis Germersheim Speiseeis war einst sehr selten

«GERMERSHEIM.» Auf den Genuss von Speise-Eis, das damals noch schlicht „Gefrorenes“ hieß, brauchte in Germersheim auch im 19. Jahrhundert niemand zu verzichten – vorausgesetzt, dass man sich das schnell dahin schmelzende Luxusgut überhaupt leisten konnte.

Zuständig für die Produktion der sommerlichen Köstlichkeit waren zu jener Zeit noch die Konditoren, die das „Gefrorene“ mit einfachen, manuell betriebenen Kühlgeräten herstellten – elektrisch betriebene Kühlmaschinen wurden erst von Carl Linde in den 1870er-Jahren erfunden. Wie die Anzeige im „Rheinboten“, der wöchentlich erscheinenden Beilage der in der Festungsstadt erscheinenden Zeitung „Telegraph“ aus dem Jahr 1869 belegt, hatte sich Konditor Scharfenberger in der Hauptstraße der Kunst der Eisherstellung mit Erfolg angenommen. So konnten sich seine Kunden an den von ihm vermutlich nur in wenigen Geschmacksrichtungen hergestellten Eis erfreuen. Die sommerliche Erfrischung war allerdings nicht wie heute dauerhaft verfügbar: Nur donnerstags und sonntags und auch nur bei heißer Witterung wurde in der Konditorei Scharfenberger die Kurbel der mechanischen Eismaschine gedreht. Das heiß begehrte „Gefrorene“ konnte vermutlich nur mit Hilfe von Natureis, wie es die Germersheimer Bierbrauer im Winter in der dazu überfluteten „kleinen Au“ brachen und über Monate in ihren tief gelegenen Eiskellern verwendeten, für kurze Zeit gekühlt werden.