Kultur Südpfalz Songs, die unter die Haut gehen

Randi Tytingvåg singt beispielsweise über Flügel zum Davonfliegen.
Randi Tytingvåg singt beispielsweise über Flügel zum Davonfliegen.

Ausverkauft war es natürlich beim grandiosen Konzert des Trios der norwegischen Sängerin Randi Tytingvåg in der Hemingway-Lounge in Karlsruhe. Großartiges Trio in der gemütlichen Atmosphäre einer kleinen Kneipe – da war es klar, dass der letzte Stuhl vergeben sein würde. Sogar der Klavierhocker und das abgedeckte Klavier mussten an diesem Abend als Stühle und Tisch herhalten. Die Augen offen halten heißt es immer wieder, wenn die „Freunde der Klang Kunst Weststadt“, die in der Hemingway-Lounge ihre Spielstätte haben, hier Konzerte für Jazz- und Klassikfreunde veranstalten. Immer wieder sind hier neben unbekannten auch sehr bekannte Künstler zu Gast. Kaum hat man mal nicht aufgepasst, hat man den Rolling-Stones-Saxofonisten Ernie Watts oder den Mundharmonika-Innovatoren Howard Levy verpasst. Randi Tytingvåg bekam 2015 für ihr Album „Three“ eine Nominierung für den Preis der deutschen Schallplattenkritik in der Kategorie „Folk & Singer/Songwriter“. Mit ihren kongenialen Kollegen Erlend Aasland am Banjo und Dag S. Vagle an der Gitarre stellte sie in Karlsruhe jetzt ihr neues, nunmehr siebtes Album „Roots & Wings“ vor. Die Musik und die Texte, die in einfache Songs gepackt sind, gingen von der ersten bis zur letzten Note unter die Haut. Tytingvågs größter Coup aber ist ihr aus Aasland und Vagle bestehender Backgroundchor. Oft ist es einfach nur ein gleichberechtigtes Gesangstrio, das man selten in so einer Perfektion gehört hat. Die mehrstimmigen Gesangssätze wurden voller Inbrunst vorgetragen und waren zum Niederknien. Während „Coffee“ eine Liebeserklärung an das anregende Getränk ist und „The Queen Has Left The Building“ eine an ihre verstorbene Großmutter, handelt der Titelsong „Roots & Wings“ davon, dass eine Mutter ihrem Kind nichts Besseres mitgeben kann, als ein sicheres Zuhause und Flügel zum Davonfliegen. Tytingvågs sichere musikalische Basis sind immer ihre beiden Begleiter, sei es auf den Saiten oder mit deren Stimmbändern. Und wenn sie davon singt, wie Religion und Macht eine gefährliche Mixtur sein können, wird sie sehr aktuell. Ein restlos begeistertes Publikum in der Hemingway-Lounge holte die sympathische Sängerin noch für drei Zugaben auf die Bühne.

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