Karlsruhe Schüler wollen mehr über Europa wissen

Die Journalistin Romy Straßenburg informiert Schüler über die Unterschiede im deutschen und französischen Journalismus.
Die Journalistin Romy Straßenburg informiert Schüler über die Unterschiede im deutschen und französischen Journalismus.

Es ist eine gute Tradition in der Fächerstadt, der deutsch-französische Tag im Regierungspräsidium. In Workshops, Gesprächsrunden und Poetry Slams versucht man dem jeweiligen Nachbarland näher zu kommen. Vor allem Schüler jenseits und diesseits des Rheins sind dazu eingeladen. Das hat in diesem Jahr besonders gut funktioniert.

„Wir haben einen neuen Rekord mit mehr als 800 Schülern. Es ist wichtig für die Jugendlichen Europa nicht nur abstrakt, sondern ganz konkret zu erfahren. Die Schüler sollen Europa in seiner ganzen Diversität kennen lernen“, sagt Marlène Rigler vom Centre Culturel Franco-Allemand Karlsruhe (CCFA). Aufgrund des Andrangs fand die Veranstaltung dezentral an mehreren Orten statt. Schwerpunkt des deutsch-französischen Tags waren die Jobmöglichkeiten in der Grenzregion und Journalismus dies- und jenseits der Grenze. Im CCFA-Haus informierte die Journalistin Romy Straßenburg angehende Abiturienten aus Bühl, Durmersheim, Karlsruhe und Östringen über die Befindlichkeiten im deutschen und französischen Journalismus. Die Berlinerin war Chefredakteurin der mittlerweile eingestellten deutschsprachigen Ausgabe des Satire-Magazins „Charlie Hebdo“, arbeitet für „Arte“ und die Tageszeitung „Taz“ als Korrespondentin in Paris. Sie gab zunächst Basisinfos über journalistische Stilmittel wie Reportage, Glosse oder Kommentar, über die jeweiligen Nachrichtenagenturen der Länder wie dpa in Deutschland und afp in Frankreich oder den deutsch-französischen Sender „Arte“ in Strasbourg („Ein Sender, zwei Länder, das ist einmalig“). Sie informierte zudem über Medienskandale von den vermeintlichen Hitler-Tagebüchern bis zum aktuellen Fall der Fälschungen beim „Spiegel“ und dessen Mitarbeiter Claas Relotius. Oder: Dem Fall Fillon in Frankreich. Nachdem das Investivmagazin „Le canard enchaîné“ 2017 herausfand, dass der konservative Politiker illegal Familienmitglieder aus der Staatskasse alimentierte, war die Präsidentenwahl für den ursprünglich als Favoriten gehandelten Katholiken erledigt. Auch das Stichwort „fake news“ kam zur Sprache. Straßenburg berichtete über „alternativen Fakten“, welche die Trump-Regierung ins Spiel brachte. Auch der Protest der „Gelbwesten“ und die Gründe dafür wurde angeschnitten. Straßenburg erklärte, dass die Reporter, die an den 15 anerkannten französischen Journalistenschulen ausgebildet wurden, meist demselben urbanen Milieu entstammen und mit den Problemen der Landbevölkerung oft wenig anfangen könnten. Auf die Frage an die knapp 30 Schüler, bei wem die Eltern ein Zeitungsabo haben, gingen rund ein Drittel der Hände hoch. Auf die Frage an die Schüler, wer alles ein Instagram-Profil habe, schossen nahezu alle Hände nach oben. Dem schloss sich die Frage nach den künftigen Finanzierungsmodellen der Printmedien an, wen alles nur noch online stattfände. Allerdings: Auf die Frage welches Medium die höchste Glaubwürdigkeit besäße, waren die Zeitungen ganz vorne angesiedelt, weit vor Twitter & Co. Eine Schülerin meinte: „Zeitungen speisen sich aus mehreren Quellen und werden auch noch mal intern gegengelesen.“ Die Referentin warf ein, dass in Frankreich zudem das Radio eine hohe Glaubwürdigkeit bei der Bevölkerung aufweise. Zurück im Regierungspräsidium berichtete Timna Höfflin von der Dualen Hochschule über einen deutsch-französischen Business-Studiengang. Die Vorlesungen finden sowohl auf Deutsch und französisch statt, zudem werden interkulturelle Kompetenzen vermittelt. Bei der Arbeitsagentur Karlsruhe wiederum kümmert sich Pascale Auzéby um Jobsuchende aus dem Elsass. „Das Problem neben der mangelnden Sprachkompetenz ist, dass oft Bildungsabschlüsse aus Frankreich in Deutschland nicht anerkannt werden“, so Auzéby, selbst Elsässerin aus Munchhausen. Mit Weiterbildung und Sprachkursen will die Arbeitsagentur, die mit der Agentur im elsässischen Haguenau kooperiert, diese Probleme minimieren. Als Klimabotschafter wiederum agierten Schüler aus der Partnerstadt Nancy, die Videos zum drohenden Klimawandel drehten. Im Netz www.ccf-ka.de

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