Kreis Südliche Weinstraße Schnaps aus der Mühle

Genuss aus der Flasche: die Edesheimer Medaillengewinner Klaus und Karsten Sperling.
Genuss aus der Flasche: die Edesheimer Medaillengewinner Klaus und Karsten Sperling.

„Heute bei uns in der Hitparade – von 0 auf 1!“ So kündigte früher Dieter Thomas Heck in der bekannten ZDF-Schlagersendung einen Chartstürmer an, der praktisch aus dem Nichts ganz nach oben kam. Ähnlich muss es Klaus und Karsten Sperling im Jahr 2013 ergangen sein. Gleich bei ihrer ersten Teilnahme an der Edelbrandprämierung der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz heimsten Vater und Sohn, die zusammen das Weingut Erlenmühle bei Edesheim betreiben, zwei Gold- und drei Silbermedaillen ein. „Das war natürlich ein Erfolg, mit dem wir nie und nimmer gerechnet haben. Schließlich muss man bedenken, dass wir unseren ersten eigenen Brenntag hier in unserer Mühle erst am 13. Dezember 2012 hatten“, blickt Klaus Sperling zurück. Mit acht goldenen, sieben silbernen und sechs bronzenen Kammerpreismünzen gehörte die Erlenmühle bei der Prämierung der Landwirtschaftskammer 2016 zu den zehn besten Brennereien. Ebenso 2017, als sieben goldene, elf silberne und erneut sechs bronzene Auszeichnungen hinzukamen. Von den 24 Proben, die die Sperlings ins Rennen schickten, wurden sage und schreibe 23 mit einer Medaille ausgezeichnet. Darunter auch ein erstmals gebrannter Orangengeist, der es gleich auf Platz zwei der Bestenliste schaffte. Außerdem wurden die Produkte aus der Erlenmühle zum zweiten Mal in Folge mit dem Ehrenpreis des Kreises Südliche Weinstraße für hervorragende Leistungen bedacht. Schon 2015 gab es den Ehrenpreis des Verbandes Pfälzer Klein- und Obstbrenner. Da dürfte der erste Staatsehrenpreis auch nicht mehr lange auf sich warten lassen. „Den kann man aber frühestens erhalten, wenn man bereits mit 200 Medaillen ausgezeichnet wurde“, klärt Karsten Sperling auf. In den 1970er-Jahren wollte er in Landau-Nußdorf ein Weingut erwerben, dem auch eine Brennerei angeschlossen war. Allerdings fehlte ihm das nötige Kleingeld, wie er offen zugibt. Doch hat Sperling seinen Traum nie aufgegeben. Als dann auch Sohn Karsten das „Schnaps-Faible“ mit seinem Vater teilte, wurde alles konkreter. In Landau wurden sie 2012 fündig, kauften die nötige Ausstattung und auch das Recht, selbst zu brennen. 300 Liter reinen Alkohol dürfen die Sperlings nun pro Jahr produzieren, um daraus ihre edlen Erzeugnisse zu kreieren. „Wir sind eine Abfindungs-, keine Verschlussbrennerei“, sagt Klaus Sperling und macht den Unterschied deutlich. „Die Abfindungsbrennerei ist ein Produktionsbetrieb von Spirituosen, dessen Brenngeräte während des Herstellungsprozesses nicht unter zollamtlichem Verschluss stehen. Im Gegensatz zur Verschlussbrennerei entsteht bei der Abfindungsbrennerei die Steuer nicht nach der Menge des tatsächlich erzeugten Alkohols, sondern nach Art und Menge des angemeldeten Materials. Aus Birnen, Kirschen, Äpfeln, Zwetschgen, Mirabellen, Quitten und selbstverständlich aus Trauben werden die Erzeugnisse gewonnen. Denn neben der Brennerei ist die Erlenmühle auch ein Weingut. Die guten Tropfen, die auch die Grundlage für Hefe- und Tresterbrände bilden, stammen aber nicht nur aus Edesheimer Lagen. Auch in Ranschbach, Großfischlingen und Flemlingen beackern Klaus und Karsten Sperling Weinberge. Dabei kommt der klassische Riesling dann ebenso in die Flasche wie eine fruchtige Scheurebe, eine Ortega Trockenbeerenauslese oder auch ein noch junger Chardonnay trocken. Ein Rot- beziehungsweise Rieslingsekt komplettieren die Angebotspalette. Wer den süßen Gaumenfreuden frönen möchte, ist in der Erlenmühle ebenfalls an der richtigen Adresse. Vom Himbeer- und Butter-Scotch-, über den Weinbergspfirsich- und Pflaumen- bis hin zum Kirsch-, Johannisbeer- und Dornfelder-Likör ist für jeden Kenner etwas zu finden. Großfischlingen hat für die Sperlings eine besondere familiäre Bedeutung. Klaus’ś Urgroßvater Johann Ludwig Spiegel kam aus Großfischlingen und erwarb 1897 die Erlenmühle, die 1477 als Wappenschmiede erstmals urkundlich erwähnt wurde und von 1541 bis 1962 als Mahlmühle betrieben wurde. Klaus Sperling, staatlich geprüfter Weinbauwirtschafter, hat die Mühle im August 1984 zunächst als Pächter übernommen, ehe sie 1992 in seinen Besitz überging. Seit dem allzu frühen Tod von Frau und Mutter Doris Sperling im Jahr 2007 führen Klaus und Karsten einen reinen Männerhaushalt. So wird denn auch die Küche der „Weinstube Doris“ zur Männerdomäne. Hier schwingt Vater Klaus den Kochlöffel. Auch Essigvariationen gibt es hier käuflich zu erwerben. Inzwischen können sich Gäste in dem idyllisch gelegenen alten Gemäuer zwischen Edesheim und der Leonhardt-Eckel-Siedlung in eine 35 Quadratmeter große Ferienwohnung einmieten. Auch für Wohnmobile gibt es am Hof genügend Platz. Die Sperlings unterhalten ihr Unternehmen als Gesellschaft des bürgerlichen Rechts und halten je 50 Prozent der Anteile. Aus ihrer Sicht ist das die ideale Betriebsform. „Wir verstehen uns glänzend und bilden betrieblich wie privat ein funktionierendes Team“, sagen sie.

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