Kreis Germersheim Schmuser für die Couch

Birgit und Rex von Borstel mit vier der knuddeligen Welpen.
Birgit und Rex von Borstel mit vier der knuddeligen Welpen.

Der Empfang ist lautstark. Emma lebt ihre Mutterrolle überzeugend aus und empfängt den unbekannten Besuch mit eindrucksvollen Bellattacken. Die Verteidigungshaltung überzeugt, ihr Wurf ist gut behütet. Sieben Welpen hat die portugiesische Wasserhündin pünktlich zu Beginn der Fußball Weltmeisterschaft auf die Welt gebracht. Die Rasse ist so begehrt, dass sich die jungen Hunde schon bald auf ganz Deutschland verteilen werden.

Sie sind süß. Sehr süß sogar. Und der Betrachter fühlt sich sofort an die bekannten Stofftiere mit dem Knopf im Ohr erinnert. Sie dösen, spielen oder stromern in einem Gehege auf dem Küchenboden herum, das sogar eine Tür in den Garten bietet. Alle nasenlang springen die Eheleute Birgit und Rex von Borstel auf, um ihnen hinterher zu wischen. So schön kann also ein junges Hundeleben sein! „Mit Obama kam der Hype. Das war Fluch und Segen zugleich, weil es eine Art Prestige geworden zu sein scheint, einen portugiesischen Wasserhund zu besitzen“, sagt Birgit von Borstel. Sobald der populäre US-Präsident sein Versprechen eingelöst hatte, einer seiner Töchter einen ebensolchen Hund zu schenken und die ersten Fotos um die Welt rasten, ging es los. Dass die Rasse auch noch für Allergiker geeignet und überhaupt ein toller Familienhund ist, machte sie nur um so attraktiver. „Ich finde die Rasse faszinierend, weil der Hund einen starken Charakter hat, mitdenkt. Ein Wasserhund ist sehr verschmust und freundlich zum Menschen und zu anderen Hunden“, sagt Birgit von Borstel. Ihre Intention, die vierköpfige Familie um Emma zu erweitern, war jedoch weitaus pragmatischer: Als Lehrerin in der Förderschule St. Laurentius und Paulus in Herxheim suchte sie einen Hund, der zu pädagogischen Zwecken einsetzbar war. „Wir sind eine Heimschule und die Kinder kommen nur alle drei Wochen nach Hause. Außer Emma haben wir zur Zeit nur noch Bienen da.“ Als Emma ihren Nachwuchs auf die Welt gebracht hatte, kamen die Kinder sogar mit dem Bus zu Besuch, um die jungen Hunde zu sehen. Denn mit der 9. Lebenswoche sowie dem Ende der Sommerferien war es ein guter Zeitpunkt, die Welpen an ihre neuen Herrchen weiterzugeben, damit sie sich aneinander gewöhnen können. „Anfragen gab es ohne Ende. Und noch heute fragen Interessenten täglich nach, ob sie noch einen Welpen haben könnten“, sind sie über die Begehrlichkeiten erstaunt. Dabei war Emma ursprünglich gar nicht zur Züchtung vorgesehen gewesen und sollte ein reiner Schul- und Therapiehund sein. Erst als die Hündin ihre ersten beiden Preise auf Zuchtschauen in Kassel und Neunkirchen gewonnen hatte, wurden die von Borstels auf das Thema aufmerksam: „Viele Züchter kamen auf uns zu und sagten, `was für ein schöner Hund`!“ Zusätzlich dachten sich die von Borstels, dass „Emma ein Mädchen ist und daher auch Kinder haben solle“. Als Mitglieder im Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH) orientierte man sich an allen Formalien und stellte sich der Verantwortung, in Emmas Linie weiter zu züchten. Daher wurde ihr Partner gut ausgesucht, das Ehepaar reiste bis nach Schleswig-Holstein. Von der Vorgehensweise, die Hunde auf Versteigerungsplattformen im Internet anzubieten, halten sie nichts. Alles lief über den VDH. Als Zuchtname für die Welpen wählten die beiden „Stern der Pfalz“: „Wir lieben die Pfalz und Emma hat so strahlende Augen. Da dachten wir uns `Bingo`, das ist der Name.“ Groß einsteigen in das Züchten möchte man allerdings nicht, auch wenn Emma erst drei Jahre alt ist und noch rund fünf Jahre für die Züchtung geeignet wäre. Einmal im Jahr könnte sie werfen, doch denke man vielleicht in zwei oder drei Jahren noch einmal daran. Die von Borstels rechnen damit, dass Emma nach ihren Kleinen suchen wird, wenn sie abgeholt sind. „Daher haben wir mit den neuen Besitzern ausgemacht, dass die Jungen vor dem Wochenende abgeholt werden, damit wir uns dann an den freien Tagen um sie kümmern können. Was genau passieren wird, wissen wir nicht. Schließlich ist es für uns ja das erste Mal.“ Dafür, dass die Tiere in gute Hände kommen, haben die von Borstels alles getan. Interessenten wurden nach Lebensumständen und Vorlieben gefragt und diese mit dem Charakter der Hunde abgeglichen. „Ein älteres Ehepaar wollte zum Beispiel einen, der mit ihnen abends auf der Couch und CNN guckt. Also ein Schmuser für die Couch.“ Keine Frage, dass unter den sieben einer dabei war, der zu diesem Ehepaar passte.

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