Kultur Südpfalz Schillerndes Spiel mit Affekten

Liebhabern gepflegter A-cappella-Musik musste das Herz aufgehen beim Gastspiel des Kammerchors „Sonorité“ aus dem oberfränkischen Forchheim, der zum Abschluss der „Musikwochen Leinsweiler“ in der voll besetzten Martinskirche seine Aufwartung machte.

Das Ensemble fügte den Schlusspunkt hinter die inhaltlich wie qualitativ gehaltvolle 39. Ausgabe des Kirchenmusikfestivals. Und die Staffel zum Jubiläumsjahr 2019 sei bereits in „trockenen Tüchern“, war zu hören. „Von Wundern und der Sehnsucht“ lautete der vieldeutige Titel eines Programms, das munter und lustvoll, aber keineswegs planlos zwischen weltlicher und geistlicher, traditioneller und zeitgenössischer Chorlyrik mäanderte. Hits wie Heinrich Isaacs unverwüstliche Innsbruck-Abschiedshymne, der gefällige Willisegger-Satz „Das Lieben bringt groß Freud“ oder aber die Brahms-Motette „Es ist das Heil uns kommen her“ lagen da ebenso auf dem Weg wie singtechnisch äußerst anspruchsvolle Sätze von Hugo Distler oder von Knut Nystedt. Anhand zweier Kompositionen des zeitgenössischen Norwegers Ola Gjeilo, „Unicornis captivatur“ und „Ubi caritas“, lassen sich die Meriten der rund 40 Stimmen starken Chorformation, Träger des Kulturpreises 2014 des Landkreises Forchheim übrigens, sozusagen exemplarisch benennen. Das Ensemble funktioniert als klangliche Einheit ganz blendend, gleicht die leichte Unterbesetzung der im Übrigen bemerkenswerten Männerstimmen durch aktive Klangbalance recht gut aus. Vor allem aber spiegeln sich die klaren, gestenreichen Direktiven der Frau am Pult eins zu eins in der Dramaturgie des musikalischen Geschehens. Stephanie Spörl, Bezirkskantorin zu Forchheim und ganz offensichtlich eine hochbegabte charismatische Chorfrau, hat ihre Truppe nicht nur notentechnisch hervorragend präpariert, sondern sie mittels Stimmbildung und interpretatorischem Nachdruck auch mit allen Wassern eines raffinierten Gestaltungskanons gewaschen. Über leichte Schärfen, vor allem in den Frauenstimmen, sieht man angesichts der vorbildlichen Textbehandlung und der beredt nachdrücklichen Ausformung auch kleiner Details nur zu gerne hinweg. Die Mezzo- und Piano-Palette ist nuancenreich und lässt sich übergangslos oder auch mal subito aktivieren. Es ist das schillernde Spiel mit den Affekten, die „Sonorité“ ganz fabelhaft und überaus glaubwürdig beherrscht. Stephanie Spörl hält dabei die Regie-Fäden stets diszipliniert, aber mit unübersehbar überbordendem Temperament in Händen. Auch ihre kurzen Intermezzi als Organistin sind irgendwie spektakulär. Zwei „Gutlaunien“ aus eigener Feder steuert sie bei, die ihrem Namen alle Ehre machen. Boogie tanzen dazu wäre naheliegend. Gottfried Fischers „Musikalischer Scherz für Orgel“ wiederum stülpt dem Paul-Gerhardt-Choral „Geh aus mein Herz“ eine Allonge-Perücke über und lässt ihn in mozärtlichen Variationen unter anderem mit dem „Zauberflöte“-Personal duettieren. Ein wunderbarer Spaß und mit Holz und Zungen der Klais-Orgel herrlich in Szene gesetzt. Großer Beifall, für welchen sich die Sänger mit einer echten Hommage an den Ort bedankten; der ausgelassen übermütigen Vertonung des „Donaustrudels“ aus der Feder von Gunther Martin Göttsche.

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