Kreis Germersheim Schaidt: Uroma geht auch mal mit zu McDonalds

Luzia Maier braucht auch mit 102 Jahren weder Brille noch Hörgerät.
Luzia Maier braucht auch mit 102 Jahren weder Brille noch Hörgerät. Foto: van

„Schaffe, schaffe, und immer beweglich und offen für Neues bleiben.“ Das ist das Rezept von Luzia Maier. Am Montag feiert die älteste Bürgerin von Schaidt ihren 102. Geburtstag.

Von Fritz Hock

Luzia Maier sitzt in der Cafeteria einer Seniorenresidenz in Bad Bergzabern und genießt ihren Nachmittagskaffee. Die gebürtige Schaidterin wohnt hier erst seit einigen Monaten. Am Montag sind Angehörige zu Besuch. Und Luzia Maier hat viel zu erzählen.

Am 9. Dezember 1917 – es herrschte der Erste Weltkrieg – wurde Luzia Völkel in Schaidt geboren. Hier wuchs sie mit zwei Geschwistern auf besuchte die Volksschule und fand mit Hans Maier einen Ehemann, der allerdings schon 1975 starb. Das Ehepaar hat drei Töchter, zwei von ihnen leben heute noch.

Mit 102 noch keine Brille

Bis 2016 hatte Luzia Maier noch völlig selbstständig in dem Haus mit dem großen Garten an der Schaidter Hauptstraße gewohnt. Dann kam der Ärger mit dem Sprunggelenk, das gebrochen war und operiert werden musste. Doch jetzt fühlt sie sich wieder gut. Eine Brille oder gar ein Hörgerät braucht sie bis heute nicht. So kann sie sich gut mit ihren Mitbewohnern unterhalten und vor allem jeden Morgen ihre RHEINPFALZ lesen.

Fit gehalten habe sie die stetige Arbeit, sagt sie. Im Haus, im Garten, mit den Hühnern, aber auch im nahen Bienwald. „Das können sich die Jungen heute nicht mehr vorstellen“, sagt sie: Tabak pflanzen, im Wald Bäume setzen und pflegen. Auch in Betrieben arbeitete sie. Bei David & Baader, in der Karlsruher Möbelfabrik oder in der Steinfelder Schuhfabrik.

Mit 80 erstmals ins Flugzeug

Ihre Leidenschaft ist das Reisen, zum Beispiel nach Südtirol, Österreich, Frankreich oder Spanien. Mit 80 bestieg sie zum ersten Mal ein Flugzeug – es ging nach Gran Canaria. Und erst vor wenigen Jahren machte sie erstmals eine Flusskreuzfahrt. Auch kürzere Busreisen unternahm sie häufig. Ihre Urenkelin will bald den Führerschein machen, dann wollen sie gemeinsam Ausflüge in die Umgebung unternehmen.

Dass Luzia Maier im hohen Alter noch selbst den Führerschein gemacht habe, sei aber ein Gerücht. Die Nachbarn hätten nur gesehen, dass sie in einem auffallenden Wagen auf der linken Seite saß. Es handelte sich dabei um einen „Rechtslenker“, doch das habe man nicht so schnell sehen können, berichtet eine Enkeltochter, und so sei habe das Gerücht bald die Runde gemacht. Und überhaupt, was werden denn die Leute von der Maier Luzia denken, wenn sie an ihrem Geburtstag die Zeitung aufschlagen? Eigentlich möchte sie gar nicht so auffallen, gibt sie immer wieder zu bedenken.

Eine Riesling-Schorle gehört dazu

In Schaidt hatte sie gute Bekannte, mit denen auch oft gefeiert wurde, erinnert sie sich. Auch an „Sekt-Abende“ mit den „Silber-Perlen“, einer Gymnastikgruppe für Senioren innerhalb des TuS Schaidt, an Seniorennachmittage der Gemeinde und an die vielen Feste, nicht zuletzt an die Kerwe. „Do war immer was los“, erzählt sie. Apfelstrudel aus Nudelteig habe sie oft gebacken, gesund seien sicherlich die gemahlenen Walnüsse gewesen. Und heute wie früher schätze sie gute Suppen und eine deftige Hausmannskost – wobei sie, so verrät uns die Urenkelin, immer wieder auch gerne ins Gasthaus mit dem „Goldenen M“ mitgegangen sei. Auch dazu gehört nach wie vor ein Schlückchen Riesling-Schorle.

Bilder studiert sie auf dem Tablet

So wundert es auch nicht, dass die Geburtstagsfeier, zu der auch der Schaidter Ortsvorsteher Kurt Geörger und Dieter Völkel von der katholischen Pfarrgemeinde anreisen werden, um Grüße aus Schaidt zu überbringen, in einer Weinstube stattfindet. Dabei werden sicherlich viele Bilder mit den Gratulanten gemacht, die sich die Jubilarin später in aller Ruhe ansehen will – auf dem Tablet-Computer. Denn an allem Neuen ist Luzia Maier nach wie vor interessiert. Ihrem Geburtstag sieht die älteste Frau aus Schaidt also ganz tiefenentspannt entgegen. |

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