Landau Regen nach Dürre nur Tropfen auf den heißen Stein

Selbst wenn es jetzt mal häufiger regnet, dauert es lange, bis die Böden wieder durchfeuchtet sind.
Selbst wenn es jetzt mal häufiger regnet, dauert es lange, bis die Böden wieder durchfeuchtet sind.

Es regnet wieder, die Pegelstände steigen. Ist die Dürre des Sommers nach ein paar Tagen schon wieder überwunden? Nein, sagen die Experten. Ein normaler Winter kann die Verluste nicht komplett ausgleichen. Die Böden sind bis in zwei Meter Tiefe ausgetrocknet. Das schadet der Landwirtschaft und dem Wald.

Der schnell steigende Pegelstand des Rheins – und seiner Nebenflüsse, wie der Queich – ist eher Teil des Problems und nicht die Lösung. Das erklären übereinstimmend die beiden Umweltwissenschaftler Andreas Marx vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig und Hermann Jungkunst, Professor für Umweltwissenschaften an der Universität Landau. „Ein trockner Boden ist wasserabweisend, das Wasser fließt an der Oberfläche in Bäche und Flüsse ab. Die Pegel steigen schnell und alles scheint normal zu sein. Doch das Wasser, das scheinbar versickert, fließt durch Trockenrisse direkt ins Grundwasser. Die Böden bleiben trocken“, erklärt Jungkunst.

Pro Quadratmeter fehlen bis zu 250 Liter Wasser

Ein Quadratmeter Boden kann nach Marx rund 100 Liter Wasser speichern. Doch in diesem Jahr regnete es im Sommer kaum, und wenn dann häufig als Starkregen. Doch Starkregen hilft dem Boden nicht, erklärt Wolfgang Lähne, Klimatologe von Klima Palatina, dem in Maikammer ansässigen Büro für meteorologische Dienstleistungen, das den täglichen Wetterbericht für das Pfälzer Tagblatt liefert. Den Böden in der Südpfalz fehlen rund 200 bis 250 Liter Wasser. Durchschnittlich fallen in den Wintermonaten 140 bis 200 Liter auf einen Quadratmeter. Somit kann der fehlende Sommerregen nicht kurzfristig ersetzt werden, die Situation für Forst und Landwirtschaft bleibt labil, erläutert Marx, auch wenn sie sich kurzfristig entspannt. Das Helmholtz-Zentrum präsentiert auf seiner Internetseite tagesaktuell den Dürrezustand der Böden in Deutschland. Demnach sind die Böden in Landau und der Südpfalz bis fast in zwei Meter Tiefe ausgetrocknet. Das bedroht nach Marx nicht nur den Getreide- und Gemüseanbau, sondern auch den Forst. Nur der Weinbau wird noch eine Zeit lang von heißen Sommern profitieren, meint Karl-Friedrich Junker, Winzer in Impflingen und Sprecher des örtlichen Bauern- und Winzerverbandes, denn der Wein wurzelt fünf bis sechs Meter tief.

Fehlendes Trinkwasser derzeit kein Thema

Siegfried Weiter vom Forstamt Haardt in Landau teilt Marx’ Diagnose zum Forst. Die Böden im Pfälzerwald seien bis zu zwei Meter tief ausgetrocknet. Darunter leiden die Bäume, denn selbst tiefwurzelnde Bäume wie die Eiche holen sich Wasser und Nährstoffe aus den oberen Schichten zwischen einem und zwei Meter. Oftmals kommt im Pfälzerwald nach wenigen Metern schon der Buntsandstein, der kaum Wasser speichern kann. So versickert das Wasser ins Grundwasser und kommt als Quellwasser wieder an die Oberfläche. Schnell versickertes Wasser verbessert somit die Grundwassermenge. Die Landauer müssen sich also kurzfristig noch keine Gedanken über fehlendes Trinkwasser machen. Landaus Trinkwasser kommt zu 60 Prozent aus vierzig unterschiedlichen Quellen im Pfälzerwald und zu 40 Prozent aus dem Grundwasser tief unter den Horstwiesen, erläutert Peter Müller, zuständiger Abteilungsleiter für Trinkwasser der Energie Südwest. Wenn das Wasser weiter schnell versickert, bleibt die Trinkwasserlage stabil. Doch was vordergründig beruhigend klingt, kann langfristig zu Konflikten führen. Selbst wenn es in diesen Tagen auf dem UN-Klimagipfel in Kattowitz gelingen sollte, durch Vereinbarungen den Temperaturanstieg auf 2 Grad zu begrenzen, werden die Sommer in Landau heißer und trockener, die Winter feuchter und wärmer. Trocknen die Böden wie in diesem Jahr aus, können sie im Winter weniger Wasser speichern. Schnell steigende und fallende Flusspegel werden eine Folge sein, ein langsam, aber kontinuierlich sinkender Grundwasserspiegel eine andere, wenn nicht schon heute das Wasser konsequent bewirtschaftet wird, erklärt Marx.

Verteilungskonflikten vorbeugen

Für die Wasserwirtschaft ist in der Pfalz die Struktur- und Genehmigungsbehörde Süd (SGD Süd) zuständig. Sie erlaubt der Energie-Südwest, jährlich eine Million Kubikmeter Wasser aus den Horstwiesen und 1,6 Millionen Kubikmeter aus den Waldquellen zu nutzen. Ungesteuert wird der Wasserbedarf bei einer wachsenden Stadt steigen, während die Wasserkapazitäten abnehmen. Das kann in 30 Jahren zu Verteilungskonflikten führen, wenn nicht schon heute gegengesteuert wird. Aufgrund der Erkenntnisse des trockenen Sommers überarbeitet die SGD Süd aktuell gemeinsam mit den örtlichen Wasserunternehmen das bestehende Wasserentnahmekonzept. Dabei werden mögliche Defizite der Quellwasserzuführung aus dem Pfälzerwald berücksichtigt, erklärte Nora Schweikart, SGD-Süd Pressesprecherin, auf Anfrage der RHEINPFALZ. Resümee: Vordergründig entspannt sich die Lage durch den Regen, aber die Probleme für Pflanzen, Tiere und Menschen nehmen verdeckt und allmählich zu.

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