Karlsruhe Rastatt: Im zweiten Anlauf zum Tunnel

Zwei Jahre nach dem Wasser- und Erdeinbruch im Tunnel der neuen Rheintalbahn in Rastatt steht jetzt der Plan zum Weiterbau. Allerdings soll es noch mehr als sechs Jahre dauern, bis Züge durch die beiden Tunnelröhren fahren. Eine Idee hat man jetzt auch, was mit der einbetonierten Tunnelbohrmaschine wird.

Verzögerung zum Ursprungsplan: drei Jahre

Ende 2025 sollen die ersten Züge durch den Tunnel der ausgebauten Rheintalbahn im badischen Rastatt fahren. Gut drei Jahre später, als ursprünglich geplant. Grund für die Verzögerung: Ein Wasser- und Erdeinbruch in der Oströhre unter der bestehenden Bahnstrecke. Häuser an der Baustelle wurden evakuiert. Zuvor waren die über der Baustelle liegenden Gleise abgesackt. Um den Schaden zu begrenzen, pumpten Arbeiter in höchster Not große Mengen Beton auf 160 Metern Länge in die Röhre, in der allerdings noch die millionenteure Tunnelbohrmaschine steckte. Dann begann das Rätselraten, was passiert war – und wie es mit einem der größten Schienenbauprojekte in Deutschland überhaupt weitergehen könne.

Tunnelbohrmaschine ist Schrott

Jetzt steht fest: In der offenen Baugrube soll der Klotz aus Beton und Stahl, der einmal die Tunnelbohrmaschine war, mit schwerem Gerät herausgebrochen werden. Das mehrere Millionen Euro teure Bohrgerät ist damit Schrott. Der Tunnelbau soll als offene Baugrube fortgeführt werden. Für die Fertigstellung in einer 200 Meter langen und 17 Meter tiefen offenen Baugrube sei allerdings ein Planänderungsverfahren nötig, teilte die Deutsche Bahn am Mittwoch in Rastatt mit. Zunächst soll vom nächsten Jahr an die unbeschädigte Weströhre unterirdisch mit einer Tunnelbohrmaschine zu Ende gebaut werden.

Die Rheintalbahn ist eine der wichtigsten Nord-Süd-Achsen im europäischen Eisenbahnnetz. Personenverkehr und Gütertransport waren während der Sperrung stark beeinträchtigt. Der volkswirtschaftliche Gesamtschaden wurde in einer Studie auf rund zwei Milliarden Euro geschätzt.

Die Arbeiten an der Oströhre können nach Angaben der Bahn voraussichtlich Ende 2021 beginnen. Als Voraussetzung dafür müssen aber erst die Gleise der Bahnstrecke auf etwa 700 Meter Länge verlegt werden. Ein Teil des Zeitverlustes soll kompensiert werden, indem verschiedene Arbeiten wie der Einbau von Schienen und Technik in den schon fertigen Tunnelabschnitten vorgezogen werden, sagte der Vorstand für Infrastruktur-Großprojekte der DB Netz AG, Dirk Rompf.

Rheintalbahn soll mit Ausbau schneller werden

Der Tunnel ist Teil des großen Aus- und Neubauprojekts der Rheintalbahn, die auch die deutsche Zulaufstrecke zum Gotthard-Basistunnel in der Schweiz ist. Damit soll die Bahnverbindung zwischen Nordsee- und Mittelmeerhäfen deutlich schneller und leistungsfähiger werden. Die ursprünglichen Kosten für den Abschnitt zwischen Karlsruhe und Rastatt waren mit rund 700 Millionen Euro veranschlagt worden. Klar ist, dass sich die Kosten durch die Havarie deutlich erhöhen. Konkrete Angaben dazu seien aber noch nicht möglich, sagte Rompf.

Schlichtung zwischen Bahn und Bauunternehmen

Bahn und Tunnelbauunternehmen befinden sich noch in einem Schlichtungsverfahren, um die Ursache des Schadens und Haftungsfragen zu klären. Voraussichtlich im nächsten Jahr soll ein Ergebnis vorliegen. Die Schlichtung sei Grundlage, „das Projekt partnerschaftlich und zügig voranzutreiben“, sagte Rompf. Zivilgerichtliche Verfahren könnten in solchen Fällen bis zu 15 Jahre dauern und führten oft zu weiteren Verzögerungen beim Bau, sagte er.

Am Tunneleingang bei Ötigheim gingen die Bauarbeiten weiter.  Foto: dpa
Am Tunneleingang bei Ötigheim gingen die Bauarbeiten weiter.
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