Kreis Germersheim Rap für Gehörlose: Projekt „Du“ wird Herzenssache

Vanessa Feller-Jung rappt in Gebärdensprache.
Vanessa Feller-Jung rappt in Gebärdensprache.

„Was ist eigentlich Musik?“, die Frage bekam Vanessa Feller-Jung, von ihrem Vater oft gestellt. Die Eltern der 16-jährigen Jockgrimerin sind beide taub. Sie selbst kann hören. Was Hörende mit der Musik verbinden, ist für Gehörlose oft schwer zu verstehen. Aus der Idee ein Lied für ihren Vater zum Geburtstag in die Gebärdensprache zu übersetzen, entwickelte Vanessa eine Leidenschaft. Diese darf sie nun mit dem Projekt „Du“ des Züricher Rappers Siga, ausleben.

Für Vanessa ist die Musik sehr wichtig. Sie interessiert sich besonders für das Rap-Genre. Als Tochter von gehörlosen Eltern ist sie mit der Gebärdensprache aufgewachsen. „ Es ist für mich nicht schwer, zwischen Gebärdensprache und dem Sprechen zu wechseln. Ich mache das automatisch. Die Gebärdensprache ist meine Muttersprache“, sagt sie. Für das Projekt des Rappers Siga, mit richtigem Namen Siva Ganesu, ist die Schülerin somit genau die Richtige.

Die ermutigenden Lieder mag Vanessa besonders

Nachdem Siga von einem gehörlosen Fan darum gebeten wurde, seine Texte zu untertiteln, kam ihm die Idee sie in die Gebärdensprache zu übersetzen. Siga startete einen Aufruf auf Facebook. Zunächst ohne Erfolg. Später stieß er auf Vanessas Facebook-Seite: „Vanessas Gebärdenlieder“, auf der sie bereits Videos von sich veröffentlichte. Er nahm Kontakt zu ihr auf und Vanessa stimmte begeistert zu. „ Das Projekt unterstütze ich gerne“, sagt sie. Die ermutigenden Lieder mag Vanessa besonders. „Ich finde es schön, dass eine Botschaft übermittelt wird. Das ist doch das Besondere an der Musik“, sagt sie.

An dieser Stelle finden Sie ein Video via YouTube.

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Bis jetzt haben die beiden drei Videos gedreht: „Du“, „1000 Tränen“ und „Hand in Hand“. Die Videos sind auf YouTube oder auf Sigas Homepage zu finden. Die Frage, ob sie das Projekt als „Herzensangelegenheit ansieht, beantwortet sie überzeugt mit „Ja!“ Es war ungewohnt für die 16-Jährige mit einem professionellen Team zusammen zu arbeiten. Ihre eigenen Videos nimmt Vanessa immer mit der Handykamera auf.

Man kann nicht immer alles wörtlich übersetzen

Vor dem ersten Treffen mit Siga war sie sehr nervös. Die ersten zwei Videos der beiden entstanden in Deutschland, in Neuburg. Für das dritte Treffen fuhr sie in die Nähe von Zürich. Es sind bereits weitere Videos geplant. Trotz der Bekanntheit Sigas in der Schweiz, lässt er ihr viel Freiraum in der Interpretation und Darstellung seiner Lieder. „Wir verstehen uns sehr gut“, sagt sie. Vor den Treffen mit Siga studiert Vanessa die Texte ein. „ Meine Mutter unterstützt mich dabei sehr. Man kann nicht immer alles wörtlich übersetzen. Wir überlegen dann, wie wir die Botschaft am besten in der Gebärdensprache rüber bringen“, erklärt Vanessa. Die Eltern der 16-Jährigen sind sehr stolz auf sie.

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Das Feedback sei nur positiv. Das könne man an den Kommentaren auf Facebook und unter den YouTube-Videos sehen. „Manchmal werde ich mit diesen Musically-Stars verglichen. Das nervt und stimmt nicht“, sagt Vanessa. Musically ist eine App, bei der Jugendliche sich zu Musik filmen. Die meisten versuchen mit ihren Händen und der Mimik den Inhalt des Liedes neu zu interpretiert. Vanessa dagegen übersetzt die Liedtexte fast immer wörtlich in die Gebärdensprache. „Meine Abonnentenzahl ist mir egal“, erklärt Vanessa. Das Projekt mit Siga nutzt sie nicht als Sprungbrett für ihre persönliche Facebook-Karriere. Ihr geht es um die gute Sache. Sie möchte etwas bewirken. Menschen etwas Gutes tun. Sie auf die Integrationsprobleme von Gehörlosen aufmerksam machen.

Open-Air Auftritte geplant

„Es sind auch zwei Open-Air Auftritte geplant“, sagt sie. Der erste findet anfang September in der Schweiz statt. Das Projekt sei in der Schweiz bekannter als bei uns. „Die RHEINPFALZ ist die erste Zeitung, die darüber berichtet“, sagt sie. Vanessa hofft, dass das Projekt auch in Deutschland Anerkennung findet und auch Auftritte hier stattfinden werden. „Wir wollen so viele Menschen wie möglich damit erreichen“, sagt die 16-Jährige.

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Sie selbst ist zum Übersetzen von Liedern in die Gebärdensprache durch ihren Vater gekommen. „Er hat mich immer gefragt, was denn Musik ist“. An seinem Geburtstag übersetzte sie dann ein Lied für ihn. „Gehörlose können zwar die Melodie nicht hören, aber sie können sie fühlen. Deswegen habe ich einfach den Bass aufgedreht.“ Vanessa versucht auch mit ihren Händen und ihrer Mimik die Melodie nachzustellen. „Wird das Lied schneller, bewege ich mich schneller“, erklärt die Schülerin.

„Gehörlose sind nicht taubstumm“

Besonders wichtig ist ihr die Aufklärung über das Wort „taubstumm“. „Gehörlose sind nicht taubstumm. Sie sehen die Bezeichnung oft als Beleidigung an.“ Beide Eltern von Vanessa können sprechen. Sie sprechen zwar langsam, aber verständlich. „Die Eltern meiner Mama haben das Sprechen mit ihr sehr intensiv geübt“, erläutert Vanessa. Sie selbst hat das Reden unter anderem von ihren Eltern gelernt. Vanessa möchte später, nachdem sie ihr Abitur gemacht hat, als Dolmetscherin mit der Gebärdensprache arbeiten. Sie kann so etwas für die Integration von Gehörlosen beitragen. Das ist ihr sehr wichtig. Ihr Hobby, das Übersetzen von Liedtexten, möchte sie beibehalten.

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