Kreis Südliche Weinstraße Pest-Gedenken in weiter Ferne

Gemeindereferentin Simone Hartner bedauert, dass das alte Gelöbnis für die heutigen Menschen kaum noch zählt. Das Bild zeigt im
Gemeindereferentin Simone Hartner bedauert, dass das alte Gelöbnis für die heutigen Menschen kaum noch zählt. Das Bild zeigt im Vordergrund die katholische Kirche in Burrweiler und im Hintergrund die Annakapelle, diese sind Start- und Zielpunkt der Mai-Wallfahrt.

Viele Menschen kennen die Wallfahrten im Juli und August hinauf zur St. Annakapelle hoch über Burrweiler, wenn es an neun Tagen Pilger aus nah und fern auf den Felsvorsprung des Teufelberges zieht, den man Annaberg nennt. Dort wurde die heute bestehende Kapelle in den Jahren 1895 und 1896 errichtet. Mehrere hundert Menschen beten alljährlich zur Heiligen Mutter Anna. Aber auch am Tag der Arbeit, am 1. Mai, gibt es eine Wallfahrt auf den Annaberg. Heute kennen meist nur noch ältere Bürger deren Hintergrund, und auch die Teilnehmerzahl ist erheblich zurückgegangen. Waren gerade in den Jahren des Krieges und danach hunderte Menschen morgens unterwegs, um den Beistand des Herrn zu erbitten, nahmen in den vergangenen Jahren immer weniger Bewohner an der Prozession teil. „Es ist sehr bedauerlich, dass sich zuletzt nur noch zwei Handvoll Menschen aus Flemlingen und ein paar Dutzend Leute aus Burrweiler an der Gelöbnisprozession beteiligten“, sagt die für Burrweiler und Flemlingen zuständige Gemeindereferentin Simone Hartner. „Für die Menschen in unserer Zeit ist etwas, das ihre Vorfahren im 18. Jahrhundert gelobt haben, offensichtlich sehr weit weg“, so Hartner. Was ist nun also der Ursprung dieser Wallfahrt? Seit 265 Jahren machen sich Frauen und Männer aus Burrweiler und Flemlingen alljährlich auf den Weg zur Kapelle, um dort das Gelübde zu erfüllen, welches ihre Vorfahren abgelegt haben. Ursache war eine Pestepidemie, die im Jahr 1746 in beiden Gemeinden wütete. In jenem Frühjahr starben in Burrweiler 21 und in Flemlingen acht Menschen an der heimtückischen Krankheit, die besonders im Mittelalter halb Europa entvölkerte. Nach dem Versprechen, jährlich eine Wallfahrt zur Heiligen Mutter Anna zu machen, hörte das Sterben auf. Sogar die bis dahin erkrankten Einwohner wurden wieder gesund. Im April 1753 wurde von den Gemeindeverantwortlichen ein Brief an das Vikariat in Speyer gerichtet und um Erlaubnis gebeten, eine jährliche Wallfahrt auszurichten, um Gott dafür zu danken, dass er die Dörfer von der Pest befreit hatte. Sieben Jahre nach den traurigen Ereignissen kam es zur ersten Wallfahrt am 1. Mai. „So ein Gelöbnis ist doch etwas Dauerhaftes, und es ist schön, dass die Erinnerung aufrechterhalten wurde“, findet Gemeindereferentin Hartner und wünscht sich, dass dies auch in Zukunft so bleibt und die Prozession mit anschließendem Gottesdienst wieder mehr Zuspruch erfährt. Diese folgt von Flemlingen kommend in Burrweiler ab der katholischen Kirche den ersten Stationen des Kreuzweges, dessen 14 Stationen von 1878 bis 1881 errichtet wurden. Dann geht man links in Richtung Kapelle, am Weingut und Restaurant „Annagut“ vorbei, ehe man kurz vor der Kapelle wieder auf den Kreuzweg trifft, wo dessen letzte Station steht. Auch dieser Weg ist anstrengend, aber beileibe nicht so wie der sehr steile, mit Wurzeln und Steinen durchsetzte „echte“ Kreuzweg. Die Ursprünge der Kreuzweg-Wallfahrten im Sommer liegen übrigens in der Mitte des 18. Jahrhunderts, wo vor allem die Angst davor, dass Schädlinge die Weinstöcke heimsuchen und es so zu Missernten kommt, die Menschen dazu bewog, zum Annaberg zu pilgern. So baten 1765 die Gemeinden Edesheim, Hainfeld, Roschbach und Weyher das General-Vikariat in Speyer um die Erlaubnis für eine Prozession. 1766 brachte der „Rebstichler“ auch die Gemeinden Burrweiler und Gleisweiler dazu, um die Erlaubnis für eine Wallfahrt zu bitten. Andere Gemeinden schlossen sich später an. Termin Die Prozession am 1. Mai beginnt an der katholischen Kirche in Burrweiler um 9 Uhr. Die Flemlinger Pilger treffen sich vor ihrer Kirche eine halbe Stunde früher.

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