Kreis Südliche Weinstraße „Nicht leben mit der Schuld“

Ging in die zehnte Runde: der Mordprozess gegen drei ehemalige Pflegekräfte vor der 1. Strafkammer des Landgerichts Frankenthal.
Ging in die zehnte Runde: der Mordprozess gegen drei ehemalige Pflegekräfte vor der 1. Strafkammer des Landgerichts Frankenthal.

Wie berichtet, müssen sich drei ehemalige Mitarbeiter des Altenheims der Arbeiterwohlfahrt in Lambrecht seit Mitte September wegen Mordes an zwei Seniorinnen verantworten sowie wegen Misshandlung und Diebstahls. Die zwei angeklagten Pflegehelfer sind 48 und 24 Jahre, die Pflegerin 26 Jahre alt. Der 24-Jährige aus dem Kreis Südliche Weinstraße hat bereits an einem früheren Verhandlungstermin gestanden, in der Nacht zum Dezember 2015 eine 85 Jahre alte Frau mit einem Kissen erstickt zu haben. Wie es dazu kommen konnte, bleibt am Donnerstag hingegen wie so vieles andere bei seiner Einlassung diffus. Am Dienstag wird seine Befragung fortgesetzt- Was das Verhältnis zu seinen Mitangeklagten anbelangt, sei die Pflegerin am Ende der Zusammenarbeit dominant gewesen: „Sie konnte manches Mal auch einschüchternd sein.“ Dass er sie bei der Polizei als „eiskaltes Miststück“ bezeichnet hat, relativiert er nun. „Sie hatte auch ihre lieben Seiten.“ Den 48-Jährigen bezeichnet er als „lieb, nett und sensibel.“ Zu ihm habe er bis zum Schluss ein gutes Verhältnis gehabt. Mit ihm zusammen habe er sich auch im August 2016 gegenüber der Hausleitung offenbart, wohl wissend, dass er sich selbst belaste: „Ich konnte mit der Schuld nicht mehr leben.“ Seinen Job im Altenheim bezeichnet der 24-Jährige als „oft nervenaufreibend“. Immer habe das Personal unter Zeitdruck gestanden. Trotzdem sei sein Verhältnis zum Großteil der Bewohner gut gewesen. Es habe Tage gegeben, an denen keine gelernte Pflegekraft in seiner Abteilung Dienst gehabt habe. Dann habe er mehr Verantwortung übertragen bekommen, auch die Medikamente zugeteilt. Dass die Angeklagten in einer Chatgruppe namens „Panzerknacker“ Heimbewohner beschimpften, bezeichnet er als „privaten Stressabbau“. In einer seiner ersten Nachtschichten habe er zum ersten Mal zu Amphetaminen gegriffen, erklärt der Pflegehelfer weiter. Medikamente gegen Depressionen, Schmerzmittel und Tabletten gegen Migräne habe er ebenfalls konsumiert. „In der Kombination hatte ich dann schon einen Höhenflug.“ Zu den genauen Mengen kann er keine Angaben machen – indes sind die von ihm vor der Strafkammer genannten Mengen zum Teil deutlich höher, als sie es bei früheren Aussagen waren. Info Der Prozess vor der 1. Strafkammer des Landgerichts Frankenthal wird am kommenden Dienstag um 9 Uhr fortgesetzt.

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