Kreis Germersheim Naturfreundehaus am Rhein abgerissen

Auch diese Mauerreste dürften mittlerweile eingeebnet sein.
Auch diese Mauerreste dürften mittlerweile eingeebnet sein.

Das Naturfreundehaus „Rheinfrieden“ bei Maximiliansau wird abgerissen, das Gelände im Naturschutzgebiet renaturiert. Die Ortsgruppe der Naturfreunde Maximiliansau konnte das Haus nicht mehr verpachten und hat das Grundstück an das Land Rheinland-Pfalz verkauft.

„Unser Feind, das Hochwasser hat den Kampf endgültig gewonnen“, fasst die Vereinsvorsitzende Gudrun Ludwig diese schwierige Endphase zusammen. Die zunehmend stark und unregelmäßig auftretenden Hochwasser waren ein großes Problem. Während man früher vor allem nach der Schneeschmelze damit rechnen musste, steige das Wasser inzwischen innerhalb von Stunden bei Starkregen und bleibe oft recht hoch, je nach Steuerung der Schleuse Iffezheim. „Wir haben mit den Pegelständen gelebt und gezittert, bereits bei 5,75 Metern war die Brücke beim Zufahrtsweg Goldgrund unter Wasser.“ Bei Gefahr musste alles abgeschottet werden, trotzdem ist schon das Wasser in die Küche gelaufen, ab 8 Meter stand das Erdgeschoss unter Wasser. Wenn man bei den anschließenden Putzarbeiten nicht sofort den Flusssand wegspülte, war er hart wie Beton an den Möbeln festgebacken. Zunehmend blieben viele Stammgäste vom „Rheinfrieden“ weg, Feste mussten abgesagt werden, oft blieben die Kosten, damit wurde der Wirtschaftsbetrieb unkalkulierbar. Keine Unterstützung habe man je von der Stadt Wörth erfahren, bedauert Ludwig, wohl auch, weil das Grundstück im Naturschutzgebiet liegt. Als das letzte Pächterehepaar Kleiner die Bewirtung zum Januar 2015 aufgegeben hatte, war den Naturfreunden klar, dass man keine neuen Pächter finden würde, und dass ein leerstehendes Haus oder Ruine hohe Kosten und viel Verantwortung bedeutet hätte. „Der Verkauf des 1,6 Hektar großen Geländes wurde in den Versammlungen einstimmig beschlossen, es ist uns allen sehr schwer gefallen, gleichzeitig wurde eine große Last von mir genommen“, beschreibt Ludwig, die seit 26 Jahren Vorsitzende ist. „Uns hat das Herz geblutet“, ergänzen Ria und Franz Wild. „Die Wochenenden im Haus waren für uns eine unvergleichlich schöne Zeit“. Vor der Verpachtung 1992 machten sie zusammen mit anderen Ehepaaren regelmäßig Wochenend-Hüttendienst. Für die Maximiliansauer war es Tradition, „sonntags laufen wir zur Hütte“. Damals war man noch mit Wienerle und selbst gebackenem Kuchen zufrieden, bis später Pfälzer Gerichte die Speisekarte ergänzten. Auf dem Zeltplatz und in den Zimmern mit 22 Betten gab es oft Übernachtungsgäste. „Es war immer richtig viel Arbeit, aber es war auch ein richtig freundschaftliches und solidarisches Zusammenarbeiten“, erzählt Ria Wild. Werner Füchtner erinnert sich an die schönen Feste wie Fasching, Hüttenfest und Sonnwendfeier. „Es war für uns Kinder ein wunderbarer Abenteuerspielplatz im Wald und auf den Wiesen. Wir konnten alle früh schwimmen, und wenn wir am Flussufer im Rhein spielten, jauchzten wir über die ankommenden Wellen, wenn ein großes Schiff vorbeifuhr.“ Er beschreibt auch, dass viele Gäste diesen Platz liebten, an dem man direkt am Rhein die Gegensätze unserer Industriegesellschaft erleben kann. Während man die Ohren nach Westen zum Gesang der Vogelwelt im wilden Auwald ausrichtet, geht der Blick nach Osten zum industriellen Gegenentwurf mit Karlsruher Rheinhafen und Kraftwerk oder auf den Rhein und die gemütlich ziehenden Schiffe. Den Platz kann man natürlich weiter besuchen, aber ein kühles Bier gibt es nicht mehr. Und man kann sehen, wie schon jetzt, nach nur zwei Jahren, der Rheinsand die außenstehenden Bänke und Tische langsam zudeckt.

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