Landau Nach dem Verkauf weiter wachsen

Sero ist in Rohrbach großgeworden und fühlt sich dem Standort verpflichtet. Hier der bisherige Inhaber Armin Schröder (rechts) u
Sero ist in Rohrbach großgeworden und fühlt sich dem Standort verpflichtet. Hier der bisherige Inhaber Armin Schröder (rechts) und Geschäftsführer Norbert Reiling.

«Rohrbach.» Steigende Mitarbeiterzahl, steiles Umsatzwachstum, unter den innovativsten Unternehmen Deutschlands. Dem Elektronik-Dienstleister Sero aus Rohrbach geht es prächtig. Trotzdem hat Inhaber Armin Schröder sein Unternehmen, das er mit 29 Jahren als Zwei-Mann-Betrieb gegründet hatte, verkauft (wir berichteten kurz am 10. Oktober). Einerseits um einen finanzstarken Investor ins Boot zu holen, damit das Unternehmen sein hohes Wachstumstempo halten kann. Andererseits hatten ihn familiäre Umstände dazu bewogen, wie der 56-Jährige sagt. Schröder ist ein Macher, aus dem Kleinstbetrieb erschuf er in 26 Jahren ein Unternehmen, das 270 Mitarbeiter beschäftigt. Und das ohne Ellbogen-Mentalität. Guter Umgang und offene Kommunikation mit Lieferanten, Kunden und Mitarbeitern, Integration von Leiharbeitern ins Team und geringe Fluktuation sind Werte, die Schröder hochhält. Das soll sich auch in Zukunft nicht ändern. Mit dem neuen Eigentümer sei vereinbart worden, die inhaltliche und strukturelle Ausrichtung von Sero beizubehalten. Deswegen dauerte es auch ein Weilchen, bis der Inhaber einen passenden Nachfolger fand. „Ich wollte sicher sein, dass ich das Unternehmen in gute Hände übergebe“, sagt Schröder. Den Entschluss zum Verkauf fasste er im Februar 2017. „In Vorbereitung habe ich mir im vergangenen Jahr Norbert Reiling als zweiten Geschäftsführer zur Seite geholt.“ Die beiden Männer kennen sich schon länger. Reiling war zuvor Geschäftsführer der DBK-Gruppe in Rülzheim. Zudem hatte Schröder ein Beratungsunternehmen an der Hand. Zehn Interessenten buhlten um Sero, mit vieren stieg Schröder in engere Verhandlungen ein. Zunächst schien ein amerikanischer Bieter – ein großer Wettbewerber der Rohrbacher – das Rennen zu machen. „Aber wir wurden uns über Detailfragen nicht einig. Es war nicht klar, ob der Standort so fortbestehen würde, wie wir das wollten“, macht Schröder deutlich. Denn darauf kam ihm es an. Der Deal platzte. Schließlich wurde sich Schröder mit der Deutschen Beteiligungs AG (DBAG) handlungseinig. Am 4. Oktober wurde der Vertrag unterschrieben, bis Ende November soll alles – auch kartellrechtlich – über die Bühne gegangen sein. Schröder verkauft seine kompletten Anteile an die börsennotierte Beteiligungsgesellschaft mit Sitz in Frankfurt und scheidet auch als Geschäftsführer aus. Das Sero-Führungsteam um Reiling beteiligt sich an der neuen Gesellschaft, um weiter ein Mitspracherecht zu haben. Man spricht von einem „Management-Buy-out“. Über die Anteile und den Verkaufspreis haben alle Seite Stillschweigen vereinbart. „Armin Schröder und seine Mitarbeiter haben in den vergangenen Jahren eine Wahnsinnserfolgsgeschichte geschrieben. Das, was er aufgebaut hat, wollen wir erhalten und weiterführen“, gibt Reiling die Richtung vor. Im Geschäftsjahr 2017 erwirtschaftete Sero 85 Millionen Euro Umsatz, rechnet im laufenden Geschäftsjahr mit über 100 Millionen Euro. In den kommenden fünf bis sechs Jahren soll sich der Umsatz verdoppeln. „Wir verfolgen einen klaren Expansionskurs“, so die beiden Männer. Sprich: Die Betriebsfläche von aktuell 10.000 Quadratmetern soll erweitert und neue Mitarbeiter sollen eingestellt werden. Ob am Standort Rohrbach oder zunächst im Ausland, dies gelte es nun zusammen mit der DBAG und den Kunden abzustimmen. Denn der Großteil der Kunden sei international aufgestellt. 60 Prozent der Sero-Produkte gingen in den Export. „Wenn wir mit unseren Kunden wachsen wollen, müssen wir ihnen folgen“, so Reiling. In Rohrbach hat Sero zwar die Option, ein weiteres Grundstück mit 50.000 Quadratmetern von der Gemeinde zu erwerben, aber auch eine Niederlassung in Osteuropa steht zur Disposition. „Der Technologiestandort wird aber weiter in Rohrbach bleiben“, macht Schröder deutlich. 40 Mitarbeiter sind hier allein in der Prozessentwicklung tätig. Sero entwickelt und fertigt Leiterplatten und Elektronikmodule, die beispielsweise in Lichttechnik und Smart-Home-Geräten stecken. 80 Prozent des Umsatzes wird über die Automobilbranche erwirtschaftet, der Rest über Industrieelektronik. „Der Elektronikbereich hat einen riesigen Hype. Allein für Standardbauteile gibt es 20 Prozent Unterdeckung auf dem Weltmarkt“, berichtet Reiling. Die Sero-Mitarbeiter legten auch mal Sonderschichten ein, um der Nachfrage Herr zu werden. Was denkt Schröder über seinen Abschied? „Ich habe ein halbes weinendes Auge und anderthalb lachende Augen.“ Er habe nicht das Gefühl, dass er sein Lebenswerk verkauft, sondern dass er es ummünzt. Ganz dem Geschäftsleben Adieu sagen wird er zudem nicht. „Nur Privatier, das kann ich nicht, dafür bin ich zu stark Unternehmer“, sagt Schröder. Er habe noch eine Familienholding, über die er an drei Firmen beteiligt sei.

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