Kultur Südpfalz Müllerstochter ohne Stroh im Kopf

Wird zum skurrilen Hofgecken: Rumpelstilzchen.
Wird zum skurrilen Hofgecken: Rumpelstilzchen.

Adventszeit ist Märchenzeit: Das Theater Mimikri zeigte am Dienstag und Mittwoch zwei Vorführungen des Märchens „Rumpelstilzchen“ in der Festhalle Landau. Das junge Publikum hat gelacht, geklatscht und vielleicht auch etwas gelernt.

Im großen Saal der Festhalle wimmelt und wuselt es. Kinderscharen rennen zwischen den Stuhlreihen, rufen durcheinander bis das Licht gedimmt wird. Mehrfaches „Pst!“ klingt durch den ganzen Saal und endlich sitzt auch das letzte Kind. Hinter dem Vorhang tut sich der Thronsaal des Königs auf. Alles ist in samtigem Blau dekoriert. Der König ist von Kopf bis Fuß in Gold gekleidet. Auch die kleine Gitarre, mit der er dem edlen Metall eine Hymne darbietet, glänzt gülden. Die fantasievollen Kostüme, das farbenfrohe Bühnenbild und die selbstgeschriebenen Musikstücke versetzen das junge Publikum sofort in das Märchen vom Rumpelstilzchen, das Stroh zu Gold spinnt und dafür als Gegenleistung das Kind der Müllerstochter haben will. Das Theater Mimikri zeigt die altbekannte Geschichte mit einigen Änderungen. Der goldgierige König verlangt von der Müllerstochter Marie, dass sie Stroh zu Gold spinnt. Ist sie erfolgreich, möchte er sie heiraten. Anders als in der Märchenvorlage kann der König Marie aber nicht zur Hochzeit zwingen. Sie stellt selbstbewusst Forderungen und führt am Ende eine gleichberechtigte Ehe. Außerdem stirbt in der Vorführung das zornige Rumpelstilzchen nicht. Sondern bleibt als liebenswürdig-skurrile Figur Teil des Hoflebens. So werden dem jungen Publikum ohne erhobenen Zeigefinger Werte wie Selbstbestimmung und Toleranz vermittelt. Daneben kommt während der fast zweistündigen Vorführung auch der Spaß nicht zu kurz. Die Kinder lachen laut, wenn die Hofangestellten albern und über die Bühne wackeln. Sie staunen, als das Rumpelstilzchen Stroh zu Gold spinnt. Das Stroh fängt durch Lichteffekte zu leuchten an, und die Spindel dreht sich zu geheimnisvollen Klängen. Bei den Liedern klatschen die Kinder freudig mit. Nach dem Abschlusslied rufen sie sogar: „Zugabe!“ Und die Darsteller lassen sich nicht zweimal bitten.

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