Kultur Südpfalz Lustige Provinzposse

Traudl, Wilma und Vroni: So heißen die drei Schwestern, die in Cornelia Willingers Lustspiel „Göttinnen weißblau“ im Mittelpunkt stehen. Auf die Bühne der Germersheimer Stadthalle brachte das Stück nun die a.gon Theaterproduktion GmbH aus München.

Die drei ehrgeizigen Schwestern leiten den Gasthof Schwanenwirt in den Ammergauer Alpen. Alle Zeit, Liebe und Energie fließen in den alteingesessenen Familienbetrieb – und in die Vorbereitungen des Silvesterabends. Die drei Männer der Familie stehen unter dem Pantoffel der Schwestern, die sie „die Göttinnen“ nennen, und sollen bei dem Ereignis „Die kleinen Schwäne“ im Tutu tanzen. Die Akteure spielten engagiert und mit Verve. Gleich zu Beginn des Stücks lernen die Zuschauer einen sterbenden Schwan kennen – einen Mann in der Formkrise, Vronis Gatten Franz. Nach 15 Jahren Dienstzeit musste er seinen Bürgermeisterposten zugunsten seiner Schwägerin Traudl räumen. Die Geschwister, im Dorf das Klapperschlangengeschwader genannt, wollen auf der Wiese, der letzten Bastion des Stehpinklers, ein Luxushotel errichten. Damit sei sein Leben zu Ende, befürchtet Franz, und ergeht sich in der Planung seines Selbstmords samt Beerdigung. Dieter Fischer leiht Franz seine Stimme und imposante Erscheinung und zeigt, dass doch noch ein Rebell in ihm steckt. Bis zuletzt verteidigt er die Rechte des von den Göttinnen so geschmähten Stehpinklers. Andreas, Traudls Sohn, singt den „Sitzpiesler-Blues“. Seine glücklich verwitwete Mutter möchte ihn gewinnbringend verheiraten, er aber will sich nicht so gern verschachern lassen. Andreas Bittl spielt die Rolle und präsentiert den Herrn gleichen Vornamens als sympathischen und gütigen jungen Mann. Wilfried Hübner verkörpert sehr agil und munter Edi, Wilmas Mann. Im Gegensatz zu den anderen hat er noch einen Traum: Er will mit seiner Wilma die Route 66 in den USA bereisen. Die drei Geknechteten verbünden sich. Selbst der leutselige Briefträger Willi, gespielt von Johann Schuler, wird in die Männerverschwörung mit eingebunden. Franz will sich mit seiner Beerdigung ein Denkmal setzen und übt schon mit Edi detailliert die Grabrede. Vroni hat ihm, wie zum Hohn, ein Toilettenhäuschen gekauft. Corinna Binzer verleiht der Vroni durchaus feldwebelhafte Züge, aber es gelingt ihr, sie mehr feurig als biestig erscheinen zu lassen und sie mit einem trockenen Humor auszustatten. Heide Ackermann, eine feste Größe im bayerischen Fernsehprogramm, lässt sich als Wilma nichts gefallen. Nachdem ihr Mann sie mit gruseligen Scherzartikeln drangsaliert, ist die Route-66-Tour für sie erledigt. Daraufhin ist Edi ebenfalls fertig mit der Welt. Johanna Bittenbinder zeigt auch Traudl als eine Frau, die zum Kommandieren wie geboren scheint. Das Dirndl, eigentlich ein Exponat der Reize eines schwachen Geschlechts, trägt sie wie eine Rüstung, die Haare hochgesteckt. Schließlich eskaliert die Situation: Franz legt den Sessellift still, sodass die von den Damen geplante Silvestergala zu platzen droht. Andreas hat sich inzwischen als schwul geoutet, trägt rosa Satin, schwört auf Tantra-Ohrenmassage und hat Gäste vom Homo-Verein eingeladen. Die Schwestern sitzen auf ihrem Hof fest und haben endlich einmal Gelegenheit zum Nachdenken.

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