Kreis Germersheim „Lokal und Gäste sind mein Leben“

Sie hat auch mal den Besenstiel geschwungen, um jemanden hinauszuwerfen: Rosel Brenner-Lauter hat sich immer durchgesetzt in ihr
Sie hat auch mal den Besenstiel geschwungen, um jemanden hinauszuwerfen: Rosel Brenner-Lauter hat sich immer durchgesetzt in ihrem arbeitsreichen Leben.

«Rheinzabern». Erst mal winkt die Römerbad-Rosel ab: „Oh, erinnern Se mich net!“ Am Karfreitag wurde die legendäre Wirtin dieser richtigen Dorfwirtschaft 80 Jahre alt. Und natürlich lässt es sich nicht vermeiden, dass der so stolze Tag eines derart populären Menschen nicht vergessen wird. Rund 200 Gratulanten dürften an diesem Tag, um den Rosel Brenner-Lauter so gar nicht viel Aufhebens machen möchte, in ihrer guten Stube sein. Vielleicht zieht es sie alle wegen der guten Grumbeersupp mit Dampfnudeln und der Fischplatten hierher. Ganz bestimmt aber wegen dieser herzlichen Frau, die sie alle seit bald fünf Jahrzehnten so bedingungslos willkommen heißt. Der Anfang war schwer. Das Römerbad? Eine heruntergewirtschaftete Butze, in der nur Flaschenbier ausgeschenkt wurde. Auf Knien und mit dem Topfreiniger musste sie den Speckboden bearbeiten, um ihn wieder einigermaßen sauber zu bekommen. Wirtschaftlich wäre der Erwerb für die geschiedene Frau kaum zu stemmen gewesen, wenn ihr Ex-Mann nicht heimlich bei der Bank für sie gebürgt hätte. Die Trennung war harmonisch verlaufen und bis heute sind sie richtig gute Freunde geblieben. Selbst hier wären ihr also rauchende Trümmer zuwider gewesen. Vor 20 Jahren heiratete sie erneut. Und auch er war ihr bis zu seinem Tod ein guter Mensch und Partner. „Ich habe bei meinen Männern immer auf den Charakter und die handwerkliche Begabung geschaut“, sagt die gebürtige Hagenbacherin mit einem Lächeln. Und Handarbeit brauchte es hier von Anfang an, um die Bude zu etwas Gutem herzurichten. Wo heute das Tiroler Jägerzimmer ist, war einst ein Parkplatz. Aus einem Tante-Emma-Laden wurde die moderne Küche und der Tanzboden kurzerhand zu Fremdenzimmern ausgebaut. Heute wohnt hier Christine. Rosel nennt sie so altertümlich wie zärtlich „meine Zugehtochter“. Christine hält mit ihr seit rund zehn Jahren den Laden in Schwung. Und im Besonderen wohl auch die Lebenszufriedenheit von Rosel selbst. Vielleicht sogar noch mehr, als sie es je zugeben mag. Ja, die Arbeit: „Seit meinem 15. Lebensjahr ist mein Leben nur mit Arbeit verbunden. Wer in so einem Alter ins Leben hinausgehen und arbeiten muss, lernt das Leben kennen und wird gnädig.“ Mit dieser Gnade wurde sie am 6. Oktober 1972 nicht von allen aus der Dorfgemeinschaft empfangen. Eine Rothaarige! Eine Geschiedene! Im Wirtshaus! Bei den Frauen im Ort müssen die Glocken so laut geschlagen haben, dass man noch in Neupotz aus den Betten gefallen ist. „Anfangs haben die Frauen gesagt, das ist ein Durchgangslager, zu der Alleinstehenden gehst du mir nicht!’ Sie wissen ja, wie die Frauen so sind.“ Und die Männer waren zu Beginn noch etwas wild: „Ich musste schon mal handgreiflich werden und jemanden hinauswerfen. Bei mir konnte es passieren, dass ich den Besenstiel genommen und zugeschlagen habe. Im Fußballverein sagen sie heute noch, dass man bei mir in die Kurve gehen musste. Aber nach drei Monaten hatte ich es geschafft.“ Und wofür das alles? „Ich habe nur wegen dem Essen hier aufgemacht. Das Kochen ist mein Leben und so lange ich lebe, bleibt das mein Revier.“ Zu Reichtümern hat es bei allem Schuften nicht gereicht, wobei sie nicht anspruchsvoll ist. Not habe sie nie gehabt, aber zu kämpfen immer. Letztes Jahr wurde auch schon groß gefeiert, als die Römerbad-Wirtschaft auf 120 Jahre Bestehen zurückblickte. Sogar von der Mannheimer Brauerei, die das Lokal schon seit Urzeiten beliefert, kam jemand vorbei. Und versprach: „Jetzt machen Sie noch vier Jahre, sind dann 50 Jahre auf der Wirtschaft drauf und wir lassen die Kuh fliegen!“ Weitermachen wird Rosel Brenner-Lauter „so lange, wie mein Horizont reicht. Das Lokal und die Gäste sind mein Leben. Ich habe zu keiner Stunde bereut, das Römerbad übernommen zu haben, weil ich nie etwas anderes als genau so eine Dorfwirtschaft haben wollte.“

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