Kultur Südpfalz Liebeserklärung an das Instrument

„L’accorde, l’accorde, l`accordeon“, frei nach Serge Gainsbourg, so könnte man das Konzert der „Grande Dame des Akkordeons“ Lydie Auvray überschreiben, das diese zu ihrer Jubiläumstournee „40 Jahre Bühne“ in Bad Bergzabern im fast ausverkauften Haus des Gastes gab.

Die gebürtige Normannin, die dem Knopfgriffakkordeon frisches Leben eingehaucht hat, zeigte auch in ihrem Jubiläumsprogramm Ausdruck und Gefühl, Leichtigkeit und Tiefe, vor allem aber große stilistische Vielfalt. Musette, Tango, Chanson, Weltmusik, Elemente des Jazz und der Klassik bestimmen ihren Stil. Lydie Auvray zeigt, dass sich mit ihrem Instrument weit mehr verbinden lässt als Seemannslieder, Kirmesmusik oder Alpenglühen. Begleitet wurde sie von zwei Pfälzern, Eckes Malz an Klavier, Tastenbass, Drums und exotischen Percussioninstrumenten, sowie Markus Tiedemann an akustischer und E-Gitarre, Ukulele, Bass und portugiesischer Gitarre. Beim Triospiel verlor sie nie den Kontakt zu ihren beiden kongenialen Musikern. Viele neue Stücke, aber auch vertraute Werke wie „El Cidre“, die schon Kultstatus haben, waren zu hören. Namensgeber dieses Tangos ist der Kabarettist und Freund Thomas C. Breuer. Dazu erklangen berührende Lieder in französischer Sprache und Weltmusik, mal lyrisch-melancholisch, mal rhythmisch-feurig. Viele Nummern hatten einen Bezug zu Martinique, wo Auvray 20 Jahre gelebt hat. „Pour toi“ hat Auvray ihrem Papa gewidmet, der das Akkordeon liebte, aber nie Gelegenheit hatte, dieses oder auch ein anderes Instrument zu lernen, er musste mit elf Jahren schon arbeiten gehen. Diesen Traum übertrug er auf seine Tochter, die mit acht Jahren zu spielen begann und das Instrument bis heute nicht aus der Hand legte. Ihre musikalische Reise führte durch unterschiedliche musikalische Landschaften. Sinnlich flirtete dabei ein klassischer Musette-Walzer mit afrikanischen Rhythmen. Witzig beschrieb Lydie Auvray freche Tänze, die in den Vorstädten getanzt wurden, um sich dann mit „Le Chien Ricanant“ vor dem Gypsy-Swing-Stil, der sich in den 30er- und 40er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts mit der Musette vermischte, zu verbeugen. „Amour inconditionnel“, ein Stück über die bedingungslose Liebe von Eltern an ihre Kinder, spiegelt die Traurigkeit wieder, wenn die Kleinen flügge werden. Frisch, authentisch, überzeugend sind Eigenschaften, die das Wesen der bezaubernden Künstlerin treffen, deren Hingabe und Leidenschaft vom ersten bis zum letzten Ton ihrer Konzerte zu spüren ist. Ihre Farb- und Lautstärkepalette ist genauso erstaunlich wie ihre klangliche Flexibilität. Klein und fein mit „einem meiner Herzstücke, der Seifenblase“ ließ sie das eindrucksvolle Konzert in Bad Bergzabern ausklingen. Ein Konzert mit Lydie Auvray ist eine Liebeserklärung an das Instrument, an die Musik und an das Leben.

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