Karlsruhe Leihen statt besitzen

„Man muss nicht alles besitzen. Bei uns kann jeder Dinge ausleihen, die er vielleicht nur einmal im Jahr benötigt. Wir sehen uns als Teil der Sharing Economy und sind gegen die Wegwerfgesellschaft. Dabei verfolgen wir einen nachhaltigen und ökologischen Ansatz“, sagt Cornelia Holsten, Vorsitzende der Bürgerstiftung Karlsruhe. Vor kurzem eröffnete diese den ersten Leihladen in der Fächerstadt.

Das Prinzip ist vergleichbar mit einer Bibliothek. Zunächst kann man sich auf der Homepage umschauen. Anschließend werden beim Besuch im Laden die persönlichen Daten aufgenommen. Gegen ein Pfand von 5, 10 oder 20 Euro (je nach Objekt) kann man für acht Tage maximal drei Sachen ausleihen. Wenn die Dinge wieder im guten Zustand und unbeschädigt zurückgegeben, gibt es das Pfand zurück. Bei verspäteter Rückgabe werden 2 Euro pro Tag fällig. Ob Kaffeeautomat, Fondue-Set, Bohrmaschine, Bügeleisen, Brotbackautomat, Säge, Häcksler, Kindersitz Hochdruckreiniger, Tischgrill, Bobbycar oder Snowboard: Zahlreiche Utensilien sind im hinteren Bereich des Ladens untergebracht. Oft im fast neuen Zustand. Zumeist Sachen aus den Bereichen Küche, Handwerk, Garten und Freizeit. Was am meisten entliehen wird? Der erste Gedanke geht in Richtung Bohrmaschine. „Nein, das hat uns auch erstaunt. Es sind vor allem Studenten, die Tischservice benötigen, wenn sie mehrere Gäste einladen. Besteck und Geschirr sind sehr gefragt“, berichtet Holsten. Rund ein Jahr baute sie und ihre Mitstreiter eine ehemalige Metzgerei in der Karlsruher Oststadt zum Leihladen um. Rund 200 Objekte sind derzeit entleihbar, bis zu 1000 sollen es einmal werden. Sie sieht es generell als positives Zeichen, dass vor allem junge Leute nicht alles gleich besitzen müssen, was sonst das ganze Jahr nur irgendwo rumsteht und andere wiederum brauchen könnten. „Es ist ja auch eine Platzfrage. Gerade junge Leute haben oft keine großen Räumlichkeiten und eher ein kleines WG-Zimmer“, fügt die gebürtige Heidelbergerin hinzu. Im neuen Leihladen hat sich gerade eine Studentin einen Satz Boccia-Kugeln ausgeliehen, um mit Kommilitonen vor dem Schloss eine Runde zu spielen. Die kostenlos abgegeben Utensilien, die im Laden präsentiert werden, erhalten Holsten und ihr Mitarbeiter Klaus Ackermann oft von älteren Menschen, die sich räumlich verkleinern und Dinge der Allgemeinheit zugänglich machen möchten. In Sachen Sharing Economy ist Holsten schon länger engagiert. Sie initiierte Bücherschränke in der Innenstadt und möchte ein Reparaturcafé im Laden etablieren. Es gibt zudem eine Kooperation mit der Musikhochschule Karlsruhe, die Leihflügel zur Verfügung stellen. „Es geht um die gemeinschaftliche Nutzung von Gütern. Das spart Geld und Platz“, sagt die pensionierte Lehrerin hinzu. Infos Leihladen, Gerwigstraße 41, geöffnet Montag, Donnerstag und Freitag jeweils von 15 bis 19 Uhr, samstags 11 bis 16 Uhr. Im Netz: www.buergerstiftung-karlsruhe.de/projekt/leihladen.

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