Kreis Südliche Weinstraße Leichen pflastern seinen Weg

„Hängt sie hoch“ lautet der Titel eines zeitgenössischen Berichts. Zu sehen sind Richter Isaac C. Parker und George Maledon in H
»Hängt sie hoch« lautet der Titel eines zeitgenössischen Berichts. Zu sehen sind Richter Isaac C. Parker und George Maledon in Henkermontur.

Insheim: George Maledon, geboren in Insheim, war im 19. Jahrhundert ein gefürchteter Henker in den Vereinigten Staaten.

Als George Maledon volljährig war, zog es ihn in nach Arkansas, wo damals das Verbrechen blühte. Maledon arbeitete zunächst in einer Polizeitruppe in der Stadt Fort Smith. 1853 heiratete er die Kanadierin Marion Robertson, mit der er sechs – manchen Quellen zufolge neun – Kinder hatte. Bei Ausbruch des amerikanischen Sezessionskriegs, 1861, wurde er zum 1. Bataillon der leichten Kavallerie von Arkansas eingezogen. In seinen Musterungspapieren heißt es über ihn: 1,72 Meter, schlank, dunkle Augen, kastanienbraune Haare, schöne Gesichtsfarbe.

Anleitung zum perfekten Genickbruch

Nach Kriegsende kehrte Maledon 1865 nach Fort Smith zurück – nun als Vizesheriff. „Arbeit“ gab es im Wilden Westen von Arkansas noch immer reichlich: Korruption, Banküberfälle, Kämpfe zwischen Indianern und Weißen, Mord und Totschlag. Der rührige und als unnachgiebig bekannte Richter Isaac C. Parker machte sich daran, damit aufzuräumen. Er engagierte Maledon als Scharfrichter des Gerichtshofs von Arkansas. In den folgenden Jahren versah Maledon dieses Amt. Sein wichtigstes Werkzeug war der Henkerstrick. Den, sagte er, müsse man so fachmännisch knoten und um den Hals des Verurteilten legen, dass er ihm – in der Sekunde des Sturzes vom Schafott – perfekt das Genick breche.

Auch Todeskandidaten auf der Flucht erschossen

Der Überlieferung nach hat Maledon mindestens 60 Verurteilte vom Leben zum Tode befördert und noch einige Todeskandidaten auf der Flucht erschossen. Die Hinrichtungen waren stets öffentlich und zogen Hunderte Schaulustiger an. Zeitzeugen sagten über George Maledon, er sei kaltblütig, berechnend und ohne Gnade gewesen. Maledons Kommentar lautete dagegen: „Ich vollziehe nur das Recht und die Gerechtigkeit. Jene, die ich ins Jenseits befördere, werden künftig nie wieder jemandem Leid zufügen.“

Von Zeitgenossen "Henkerprinz" genannt

Für jede Exekution wurden Maledon 100 Dollar bezahlt – damals eine enorme Summe. Neben seinem Amt bei der Polizei hatte er ein Lebensmittelgeschäft. Nach der Pensionierung, 1894, tingelten Richter Parker und Maledon als Redner und Showman durchs Land. Maledon führte „Reliquien“ seines Fachs vor: seine „Dienstkleidung“, seine Colts, Stricke mit Henkerknoten, Binden, mit denen er den Todeskandidaten die Augen verband, sowie Fotos von Galgenbäumen und legendären Desperados. Die Menschenmenge betrachtete gebannt das Henkerwerkzeug und lauschte mit Gänsehaut den grauenhaften Berichten des alten Scharfrichters, den seine Zeitgenossen den „Henkerprinz“ nannten.

Hauptfigur des Musicals "Rope"

Von seinem Ersparten erwarb Maledon schließlich eine Farm – aber schon bald erkrankte er an Demenz. 1905 wurde er in ein Altersheim für Veteranen im Nachbarstaat Tennessee verlegt, wo der aus der Südpfalz Eingewanderte mit 81 Jahren am 5. Juni 1911 starb. Sein Mythos lebt aber bis heute fort – in Büchern, Zeitschriftenartikeln oder im Museum von Fort Smith, wo ihm ein Themenbereich gewidmet ist. Seit Kurzem steht Maledons Leben sogar im Mittelpunkt eines Musicals von Mark Sickmans. Das Bühnenstück „Rope“ hatte 2016 am Broadway in New York Premiere. Darin geht es um Korruption, Betrug, Geld, Mord sowie die menschlichen und rechtlichen Verstrickungen von Richter, Zeugen, Verurteiltem und Henker. Angesichts der Tatsache, dass in den meisten US-Staaten bis heute die Todesstrafe fortbesteht, ist das keine leichte Kost.

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