Landau Landau: Vegane Kost am Kino

Margit Frey und ihre Mitarbeiter servieren neuerdings in der Königsstraße vegane Getränke und Speisen.
Margit Frey und ihre Mitarbeiter servieren neuerdings in der Königsstraße vegane Getränke und Speisen.

1979 stellte Margit Frey ihren ersten Tofu her. Vor zweieinhalb Jahren eröffnete sie zusammen mit ihrem Mann Reinhold das erste vegane Lokal in Landau, das Café „Ich bin so frey“. Am Dienstag beginnt ein weiteres Kapitel im Leben der beiden „Jungunternehmer“, und zwar an einem neuen Standort.

Wer zuletzt in der oberen Marktstraße das Café „Ich bin so frey“ aufsuchte, stand vor verschlossenen Türen. Nicht weil die Inhaberin Margit Frey und ihr Mann Reinhold sich im Urlaub befinden oder sich nach zweieinhalb Jahren Cafébetrieb zur Ruhe gesetzt haben, sind sie doch bereits beide über 70 Jahre alt. Doch weit gefehlt. Das Landauer Ehepaar war ziemlich eingespannt – wegen des Umzugs, den es in den vergangenen zwei Wochen über die Bühne gebracht hat. Das Lokal, das sich dadurch auszeichnet, dass alle seine Speisen und Getränke zu hundert Prozent vegan sind, wird künftig in der Königsstraße 50 zu finden sein. Dort, wo bis August noch Pizza und Pasta serviert wurden. Margit Frey und ihr Team werden stattdessen vegane Köstlichkeiten zaubern, beispielsweise Burger, deren Pattys aus Linsen beziehungsweise Kichererbsen bestehen, herzhafte Gemüsewaffeln oder Salat-Wraps.

Platz für 80 Personen

„Das freut uns sehr, dass wir einen neuen Standort gefunden haben. Wir haben schließlich schon seit längerem nach neuen Räumlichkeiten gesucht“, sagt Margit Frey. Zum einen war der Betrieb in der Marktstraße 94 von Beginn an zeitlich begrenzt. „Es war uns bekannt, dass das Gebäude restauriert wird, weshalb unser Pachtvertrag immer nur für ein Jahr galt. Bereits 2017 haben wir gezittert, ob er um ein weiteres Jahr verlängert wird.“ Zum anderen sei man aus allen Nähten geplatzt. So hätte man nicht nur mehr Sitzplätze gut gebrauchen können, auch in der Küche sei es mit der Zeit zu eng geworden. Da sei der Anruf ihres neuen Pächters gerade recht gekommen. „Er hat einen Fernsehbeitrag über uns gesehen und war so von unserem Konzept überzeugt, dass er uns dieses Objekt anbot.“ Statt 35 werden nun bis zu 80 Personen einen Platz beim etablierten veganen Café in Landau finden, sei es im Innenbereich oder draußen an der Queich. Die Küche ist entsprechend ausgestattet, um noch mehr Kunden als sonst bedienen zu können. Statt zwei Induktionsplatten stehen der 73-Jährigen sechs Gaskochfelder zur Verfügung, ebenso eine größere Arbeitsfläche sowie ausreichend Kühl- und Lagermöglichkeiten. Das komme ihr gelegen, sagt Margit Frey, da sie die Küche nicht mehr allein schmeißen wird. „Ich bin noch auf der Suche nach einem Koch, weil wir schließlich auch mehr Kunden erwarten und unser Angebot erweitert wird.“ Die erste Vollzeitkraft, eine Restaurantfachfrau, habe sie bereits einstellen können, nachdem sie zuletzt Mini-Jobber und Teilzeitkräfte beschäftigte.

„Kino Vino“ soll wiederbelebt werden

An dem neuen Standort wird nicht nur das Angebot erweitert, neu ist auch die Weinbar, die in wenigen Wochen abends geöffnet haben soll. Dafür hat Margit Frey ihren Sohn Jean-Paul Okada gewinnen können. Einen Sommelier, der sich auf Naturweine spezialisiert hat. Darüber hinaus sei geplant, dass das „Kino Vino“ wiederbelebt wird, bei dem Wein- und Filmgenuss kombiniert werden. „Denkbar ist es, während oder nach der Filmvorstellung im Universum Weinverkostungen anzubieten“, so Frey. „Über das genaue Konzept müssen wir uns aber noch abstimmen.“ Zur Ruhe setzen werden sich die Freys trotz ihres fortgeschrittenen Alters also noch nicht. So können sie weiterhin Menschen nicht nur davon überzeugen, wie facettenreich die vegane Küche ist, sondern auch den Gästen aus nah und fern ihre Lebenseinstellung vermitteln. Das war für das Ehepaar auch der entscheidende Grund, den Weg in die Selbstständigkeit zu wagen. Margit Frey, die Erziehungswissenschaften und Lehramt für Bildende Kunst und Deutsch studiert hat, isst und kocht selbst seit mehr als 40 Jahren vegan. Ihre Vorliebe für die vegane Küche ist bereits in den 70er-Jahren entstanden. „In der Studentenzeit waren wir so enttäuscht von der Politik, dass wir aufs Land zogen und Selbstversorgung ausprobiert haben.“ In dieser Zeit habe sie auch mitbekommen, was hinter der Fleischindustrie steckt und sich davon abgegrenzt, indem sie Veganerin wurde. „Die tierleidfreie Ernährung war mein Weg, und ich bin froh, ihn gegangen zu sein“, sagt Frey. Ihre Kochkünste sind dabei gefragt, sind solche rein vegane Lokale doch meist nur in Großstädten zu finden. Wobei viele Betriebe inzwischen ihr Angebot zumindest um vegane Gerichte erweitert haben, um auch diesen Kundenkreis anlocken zu können.

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