Landau Landau: Streik bei Constellium Extrusions

So schnell geht ihnen die Luft nicht aus: Beschäftigte der Constellium wollen ihren Tarifvertrag.
So schnell geht ihnen die Luft nicht aus: Beschäftigte der Constellium wollen ihren Tarifvertrag.

Zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen haben Beschäftigte der Constellium Extrusions im Mörlheimer Industriegebiet die Arbeit niedergelegt. Sie fordern die Rückkehr des Unternehmens zum Flächentarifvertrag. Die Arbeitgeber schalten auf Durchzug. Gestern machten etwa 200 Streikende ihrem Ärger Luft.

„Die Arbeitgeber sind weiterhin in Blockadehaltung“, sagt Eri Feuerbach, politische Sekretärin bei der IG-Metall-Verwaltungsstelle Neustadt. Während in der Geschäftsleitung die Rollläden heruntergelassen waren, ging es am Eingang des Werksgeländes der Constellium rund: Fast 200 Streikende hatten sich versammelt. Rote IG-Metall-Kappen auf den Köpfen, Trillerpfeifen zwischen den Zähnen. „Aktion statt Resignation“, „Zurück zur Tarifbindung“ oder „Jetzt rappelt’s“ stand auf ihren Bannern und Fahnen. Wer noch eine Hand frei hatte, trommelte damit auf großen blauen Blechfässern. Im Herbst sei das französische Unternehmen Constellium aus dem tarifgebundenen Arbeitnehmerverband Pfalz-Metall ausgetreten. Die Folge für die Beschäftigten: weniger Geld und schlechtere Arbeitszeiten. Deshalb hatte die IG Metall die Betriebsleitung der Constellium Extrusions an den Verhandlungstisch gebeten. Die habe an Gesprächen über die Rückkehr zur Tarifbindung aber wenig Interesse.

Sparkurs in der Kritik

Dass es gestern fast dreimal so viele Streikende wie am 28. Februar (wir berichteten) waren, lag an der Verstärkung aus anderen Standorten: Aus Crailsheim (Baden-Württemberg), Burg (Sachsen-Anhalt) und Singen waren Beschäftigte zur Unterstützung angereist. Sogar Kollegen aus Frankreich kamen zur Hilfe. „Wir wollen dem Management zeigen, dass solche Gaunermethoden keine Chance haben“, sagt Patrick Reinbold, Vorsitzender des Europäischen Betriebsrats. Mit „Gaunermethoden“ meint er die Art und Weise, wie Arbeitgeber auch weiterhin auf Kosten der Beschäftigten sparen würden. „Drei Jahre lang haben die Mitarbeiter ihren Sanierungsbeitrag geleistet“, betont Feuerbach. Unbezahlte Überstunden und Abgaben vom Weihnachtsgeld seien nur ein Teil der Einschränkungen gewesen. „Natürlich können Arbeitnehmer etwas dazu beitragen, dass ein Konzern sich erholt“, sagt Feuerbach. Was die Ertragslage des Unternehmens angeht, zweifeln Beschäftigte und Gewerkschaft mittlerweile aber stark an der Ehrlichkeit der Arbeitgeber. Anders als von der Leitung behauptet, schreibe die Firma eindeutig schwarze Zahlen. Das sagt zumindest Ralf Köhler, Erster Bevollmächtigter der IG-Metall in Neustadt.

Unternehmen äußert sich nicht

Die Arbeitsbedingungen seien definitiv schwerer geworden, betont Feuerbach. Ein Beschäftigter, der seit 25 Jahren dabei ist, stimmt ihr zu: „Wir werden mittlerweile beobachtet wie unter der Stasi. Wegen jeder Kleinigkeit gibt es sofort eine Abmahnung.“ Wenn die Arbeitgeber freiwillig keinen Respekt zeigten, müssten sie eben dazu gezwungen werden, so der allgemeine Konsens. „Wir stellen uns so lange hin, bis wir wieder das haben, was uns genommen wurde“, sagt Heinrich Holl, Betriebsratsvorsitzender aus Singen. „Wenn sich die Firma einen so erheblichen Arbeitsausfall leisten kann, dann ist das Ganze doch eindeutig nur ein Machtspiel.“ Er warf dem Personalchef menschenverachtendes Verhalten vor. Laute Buh-Rufe und Trommelschläge waren die Reaktion darauf, denn da kam der Personalchef auch schon. Das Werk verlassen konnte er allerdings nicht, denn etwa 100 Beschäftigte versperrten seinem Wagen den Weg. „Sie haben die Grundprinzipien der Demokratie nicht verstanden“, rief ihm Uwe Bauer zu, Betriebsratsvorsitzender in Schwäbisch-Hall. Das Unternehmen wollte sich, wie schon Ende Februar, auch gestern nicht zu dem Warnstreik äußern. „Da sind Sie bei mir an der falschen Adresse“, sagte Werkleiter Volker Rothweiler der RHEINPFALZ.

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