Frankenthal Ladies Madonna

Zu einer entspannten Show in intimem Rahmen hatte das Mannheimer Gesangsquartett Les Brünettes am Samstag in die alte Schmiede der Frankenthaler Schreinerfarm gebeten. Und die war mit 70 Besuchern durchaus gut gefüllt. Doch die vier Damen sind es normalerweise gewohnt, vor weitaus mehr Menschen zu singen – tags zuvor waren es 450 Gäste im Mannheimer Capitol.

Die Brünetten, das sind Juliette Brousset, Lisa Herbolzheimer, Stephanie Neigel und Julia Pellegrini. Bei dem Wohnzimmerkonzert stellten sie ihre CD „The Beatles Close-Up“ vor, auf dem sie ausschließlich Lieder der Fab Four verarbeitet haben – und das a cappella auf ihre eigene, ganz spezielle Art. Stilecht wurden die Aufnahmen dazu in den legendären Londoner Abbey Road Studios eingesungen. Der Aufwand schien zwar für die Authentizität wichtig, überstieg das knappe Budget der Frauenband aber doch weit. So finanzierten sie das Ganze durch Crowdfunding. Vor der England-Reise bat die Gruppe ihre Fans um eine Geldbeteiligung in egal welcher Höhe. Und bei ihren Unterstützern revanchierten sich die Damen – je nach Höhe der Spende – mit kleinen Dankeschön-Aktionen: der Zusendung einer Postkarte aus der Abbey Road, einer unterschriebenen Gratis-CD oder eben – wie in diesem Fall – mit einem Wohnzimmerkonzert. Über 20.000 Euro sind bei der Spendenaktion zusammengekommen, was für die große Beliebtheit spricht, die Les Brünettes nicht nur regional entgegengebracht wird. Ihre Musik kommt an, die Qualität ihrer Sangesleistungen ist unumstritten. Bereits der erste Song, dem für Beatles-Verhältnisse doch recht selten zu hörenden „Blackbird“ aus dem „Weißen Album“ der Pilzköpfe, erntete lang anhaltenden Beifall und begeisterte Pfiffe. Juliette Brousette feuerte die von Anfang an gute Stimmung in der Schmiede weiter an, indem sie als Leadsängerin das nun folgende „Here Comes the Sun“ mit einer große Portion Swinggefühl anreicherte. Sofort wurde im Publikum kräftig mitgeklatscht, mit den Füßen gewippt und den Fingern geschnippt. Das Ensemble machte aus seinem Konzert ein interaktives Erlebnis, indem es den Funken hin- und herspringen ließ. Auch optisch hatten sich die Damen von Les Brünettes einiges einfallen lassen, um bei ihren Anhängern zu punkten. In verschiedenfarbigen Hosenanzügen boten sie zu jedem Lied eine eigene Choreografie. Bei „Lady Madonna“ beispielsweise, der Hommage der Beatles an die Frauenwelt, erschien Brousette als strenge Konzertmeisterin mit Taktstock und dunkler Hornbrille auf der Nase und dirigierte ihre drei Mitmusikerinnen, die jetzt, mit perfektem Satzgesang wie ein klassischer Chor agierten. Erst nach und nach schälte sie dabei die Melodie heraus. Als das Lied schließlich erkennbar war, sah sich Juliette Brousette zu ihrer Freude gezwungen, nicht nur ihren Kolleginnen, sondern auch dem spontan mitsingenden 70-köpfigen Publikumschor vor der Bühne den Takt vorzugeben. Zu einem Höhepunkt der Show wurde schließlich die Nummer „Why Don’t We Do It on the Road“, bei der jede der vier Künstlerinnen ihre eigene Vorstellung von der Interpretation des Titels präsentieren durfte. Das Stück wurde damit also gleich viermal aufführt: abwechselnd auf Rock-, Jazz- und sogar Metalelementen aufgebaut. Julia Pellegrini trug ihre Version in einer sexy-frechen deutschen Fassung vor: „Warum tun wir es nicht auf der Straße?“. Les Brünettes ließen noch ein Beatles-Medley mit den größten Hits der Liverpooler und eine emotionale Fassung von John Lennons „Imagine“ folgen, bevor sie sich nach anderthalb Stunden mit „Happiness Is a Warm Gun“ von ihrem rundum zufriedenen Publikum verabschiedeten.

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