Kreis Germersheim Kreis Germersheim: Fastende Dönerverkäufer lächeln mehr

Ermah Barmon fastet während des Tages, verkauft aber Speisen an seine Kunden.
Ermah Barmon fastet während des Tages, verkauft aber Speisen an seine Kunden.

Auch Gastronomen verzichten während des muslimischen Fastenmonats Ramadan bis zum Sonnenuntergang auf Speisen. Dabei reichen sie den ganzen Tag lang Döner und Pide über die Theke. Doch eine Umfrage in Imbissen zeigt: Die Verkäufer haben auch mit leerem Magen ein Lächeln im Gesicht.

Ermah Barmon steht hinter Theke und nimmt die Bestellung eines Kunden an: eine Pizza mit Schinken und Pilzen. Der schlanke junge Mann mit Vollbart ist 29 Jahre alt, Familienvater und vor zwei Jahren aus der Türkei nach Deutschland gekommen. Hält er sich an den Ramadan? „Wenn ich Muslim bin, dann muss ich mich daran halten. Ja, ich halte mich daran.“ Natürlich sei es schwierig. Aber wenn er es geschafft hat, dann freut er sich: „Weil es mir gut tut.“

Ramadan eine Generationsfrage

Der Imbiss am Kreisel in der Eisenbahnstraße in Maximiliansau läuft gut; wieder kommt eine Kundin und bestellt eine Pide mit Spinat und Käse. Ramadan bedeutet für Ermah Barmon nicht nur Fasten, sondern auch das Vermeiden schlimmer Worte, Gerüche oder Bilder. Es fühle sich auch besser an, wenn man niemandem gegenüber böse ist, sagt er lächelnd. Dass er nichts essen und trinken kann, ist daher eine Kleinigkeit für ihn: „Elf Monate kann ich alles essen, trinken und tun, was ich will. Da kann ich einmal im Jahr auch an die Armen denken.“ Denn die Mildtätigkeit gegenüber Schwachen gehört auch zum Ramadan. Dass es viele Muslime gibt, die den Ramadan nicht begehen, ist für ihn eine Generationenfrage. Die jungen Leute seien lockerer, „weil sie alles haben können, was sie wollen“. Ein Problem des Islam ist das aber nicht, er beobachte dieses auch in anderen Religionen wie dem Christentum.

Geld nach Afrika spenden

Grundsätzlich ist seine Meinung, dass sich alle Menschen gut verstehen müssen. Ganz egal, welcher Religion sie angehörten. „Wer weiß. Wenn ich nicht in der Türkei geboren wäre, sondern in Deutschland, dann könnte ich auch ein Christ sein. Der Mensch braucht etwas, woran er glauben kann.“ Auch für Abdullah ist der Ramadan wichtig. Er arbeitet im Pizza- und Döner-Haus in der Ludwigstraße gegenüber der katholischen Kirche in Wörth. „Das Fasten ist nicht schwer, weil ich ein Ziel vor Augen habe. Und das will ich auch schaffen“, sagt der 19-jährige Jockgrimer mit fester Stimme. Er tue es nicht für sich, sondern für Allah. Damit er sieht, wie man an ihn denkt. „Da kann sich von mir aus der Dönerspieß drehen, wie er will. Das ist mir egal.“ Er ist zwar noch Azubi, hat vor wenigen Tagen aber dennoch Geld an ein Projekt in Afrika gespendet.

Glückliche Gesichter beim Fastenbrechen

„Wir können immer essen, wenn wir wollen, aber in Afrika geht das nicht. Im Ramadan dürfen wir den Hunger dann auch einmal spüren.“ Am Ende gibt der freundliche junge Mann noch einen Tipp: Man solle doch mal in Karlsruhe zum Fastenbrechen in ein türkisches Restaurant gehen und in die glücklichen Gesichter der Menschen schauen. Auch der Besitzer des Döner-Imbisses im Industriegebiet beim Wörther Friedhof ist glücklich. „Ich bin zwar als Muslim geboren, aber ich bin ein Mensch. Ob Jude, Christ oder Muslim, Religion ist für mich uninteressant.“ Er schaue nur auf seinen eigenen Weg, sagt er. „Denn wenn ich darauf nicht gucke, dann falle ich um.“ Der Mensch müsse erst einmal Mensch bleiben, erst dann komme die Religion. Und für den Weg gibt er noch die schlichte Beobachtung mit: „Es gibt gute und schlechte Christen genauso wie gute und schlechte Muslime.“ Er spricht es gelassen aus und geht mit einem Lächeln hinter seine Theke.

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