Kreis Germersheim Kreis Germersheim: Ehrenamtliche retten Leben

Erste Hilfe kann Leben retten: Das wissen die Mobilen Retter nur zu gut. Etwa 300 gibt es zurzeit im Kreis. Um das Netz enger kn
Erste Hilfe kann Leben retten: Das wissen die Mobilen Retter nur zu gut. Etwa 300 gibt es zurzeit im Kreis. Um das Netz enger knüpfen zu können, werden mehr gewünscht. Unser Foto zeigt eine Szene beim Wettbewerb Unfallhilfe des DRK.

Groß war die Aufregung in den sozialen Netzwerken, als die App der „Mobilen Retter“ aktualisiert wurde. Der Organisator gibt Entwarnung: Kein flächendeckender Ausfall. Herausforderungen für die ehrenamtlichen Helfer im medizinischen Notfall gibt es dennoch genug.

Gerüchte, dass es wegen der Software-Umstellung sogar einen Todesfall gegeben haben soll, weist Dr. Matthias Wölfel, Projektleiter im Kreis Germersheim, zurück. Er betont: Die Mobilen Retter sind nicht der Rettungsdienst. „Das sind alles Ehrenamtliche. Wir sind ein zusätzliches System und können nicht garantieren, dass immer ein Mobiler Retter vor Ort ist.“ Manchmal finde sich für den Notfall gerade niemand, manchmal treffe der Mobile Retter gleichzeitig mit dem Rettungsdienst ein. „Und nicht jeder Herz-Kreislaufstillstand ist reversibel“, gibt der Mediziner zu bedenken. Das sagt die Statistik: „Etwas weniger als einmal pro Tag“ würden die Ehrenamtlichen alarmiert, sagt Wölfel. „In 60 Prozent der Fälle finden sich ein bis zwei Mobile Retter.“ Von denjenigen, die dann losfahren, seien 60 Prozent vor dem Rettungsdienst vor Ort. Eine Zahl ist dem Projektleiter wichtig: Drei Menschen im Landkreis Germersheim haben nur überlebt, weil ein Mobiler Retter rechtzeitig vor Ort war. Vielleicht sogar noch mehr. Doch bei vielen anderen Patienten sei das medizinisch und statistisch nicht so leicht nachzuweisen. Dafür übernehmen die Mobilen Retter oft eine andere Aufgabe, „die man vorher nicht so auf dem Schirm hatte“, berichtet Wölfel: Sie stehen den Angehörigen bei, während der Patient gerade vom Rettungsdienst versorgt wird. „Von vielen, vielen Angehörigen“ habe er die Rückmeldung bekommen, wie wichtig das ist, sagt Wölfel. „Wenn ein lieber Mensch auf dem Boden liegt, ist das eine Ausnahmesituation.“ Inzwischen gab es daher extra Schulungen, die Heiner Butz, Leiter der Notfallnachsorge des DRK, übernommen hat. Die Technik hinter dem Konzept der Mobilen Retter – bei dem ausgebildete Ehrenamtliche zu Notfällen gerufen werden – wurde offensichtlich vom Erfolg überrollt: Die App und das gesamte IT-Umfeld waren in Gütersloh bei einer kleinen IT-Firma entstanden. „Damals wurde perspektivisch geplant, man ging von 1000 bis 2000 Nutzern aus“, sagt Wölfel. Doch dann habe das Projekt „eine rasante Entwicklung“ genommen. In acht Kreisen und zwei Regionen gebe es nun über 4500 Mobile Retter. Angesichts der vielen Nutzer sei das System an seine Grenzen gestoßen. Der IT-Dienstleister Adesso habe die kleine Firma gekauft, die Software wurde erstmal korrigiert. Parallel wurde das System neu aufgebaut. Alle Mobilen Retter sollen nun ohne Zeitversatz alarmiert werden können, „ein Quantensprung von der Performance her“, so Wölfel. Denn vor allem in Stoßzeiten, etwa wenn alle Registrierten unterwegs zur Arbeit waren, stieß das System an seine Grenzen: Die konstante Ortung der sich ständig verändernden Standorte brauchte zu viele Ressourcen. Die komplette Umstellung von App und Software erfolgte am 3. September. Im Internet hieß es gleich: Der Zugang geht nicht mehr. „Es gab Reibungsverluste“, bestätigt Wölfel. „Eventuell ein paar Stunden, eventuell mit Log-in-Problemen.“ Die Mobilen Retter seien zwar informiert gewesen, aber es habe Probleme bei den Sonderzugängen gegeben, „bei denen, die ausbilden“. Adesso habe gleich mit Infobriefen reagiert. Die Probleme der ersten Tage hätten sich inzwischen gelegt. Laut Leitstelle funktioniere alles, auch Testalarme. Die Umstellung habe sich gelohnt, so Wölfel: „Das läuft jetzt alles viel smarter.“ Die Mobilen Retter könnten ihre Daten wie Telefonnummer oder Passwort jetzt selbst ändern. Manchmal beschweren sich Helfer, dass ein Einsatz „abgebrochen“ wurde. Das habe dann technische Gründe, sagt Wölfel: Der Alarm wurde noch auf dem Wohnzimmersofa entgegengenommen. Doch auf dem Weg zum Auto hat das Mobiltelefon die Verbindung zum Wlan verloren – und das System aktiviert daher schnell den nächsten Mobilen Retter, der erreichbar ist. „Den Alarm erst einmal in Ruhe annehmen“, rät Wölfel. Etwa 300 Mobile Retter gebe es derzeit im Landkreis, sagt Wölfel. Doch es könnten noch mehr sein. „Wenn man hochrechnet, wie viel Potenzial da wäre ...“ Je dichter das Netz sei, desto schlagkräftiger sei es auch. Am 22. November gibt es die nächste Schulung in Kandel. Kontakt Anmeldung zur Schulung unter www.mobile-retter.de/trainingstermine. Weitere Informationen gibt es auch beim Projektleiter Dr. Matthias Wölfel unter Telefon 07274 5040, oder m.woelfel@asklepios.com.

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