Kultur Südpfalz Komponist für Platz und Garten

Der Schlossgarten Rastatt vermittelt heute noch einen Eindruck der Prinzipien, die die Arbeit Gunnar Martinssons leiteten.
Der Schlossgarten Rastatt vermittelt heute noch einen Eindruck der Prinzipien, die die Arbeit Gunnar Martinssons leiteten.

All jene, die die gegenwärtige Stadtentwicklung in Karlsruhe eher beklagenswert finden, können sich in der Badischen Landesbibliothek bestätigt sehen. Diese zeigt aktuell in Kooperation mit dem beim KIT angesiedelten Südwestdeutschen Archiv für Architektur und Ingenieurbau (SAAI) eine Ausstellung mit Plänen, Zeichnungen und Fotografien des bedeutenden schwedischen Landschaftsarchitekten Gunnar Martinsson (1924-2012).

Kuratiert hat sie der Karlsruher Architekt Karl Bauer, der mehrere Jahre Assistent von Professor Martinsson war und die Exponate aus Beständen des SAAI, dem Nachlass der Familie und weiteren Quellen auswählte. Martinsson war 1965, nach seinem viel beachteten Beitrag zur IGA in Hamburg, auf den neuen Lehrstuhl für Landschaft und Garten an der Architekturfakultät der Universität Karlsruhe berufen worden, den er bis 1991 innehatte. Er wurde ein gefragter Landschaftsarchitekt, Garten- und Platzgestalter, der gerade auch im Südwesten nicht nur eine Reihe privater Gestaltungsaufträge für Gärten ausführte, sondern an zahlreichen Wettbebewerben teilnahm und Pläne erarbeitete, die teils auch zur Ausführung kamen. So trug er zur Stadtgestaltung in Karlsruhe bei, aber auch für Institutionen der Fächerstadt, Heidelberger Kliniken, die psychiatrische Landesklinik in Emmendingen oder in der Pfalz in Ludwigshafen, Speyer oder Zweibrücken war er engagiert. Nach seiner Emeritierung ging Martinsson in seine schwedische Heimat zurück, blieb aber einer der prägenden Stadt- und Landschaftsarchitekten der Zeit, so mit Projekten in Maastricht, Stockholm, Göteborg oder Sportgastein, wo es um die Gestaltung eines Skigebiets ging. Als seine geistigen Väter sah er die skandinavischen Gartengestalter Gudmund Nyeland Brandt und Carl Theodor Sörensen. Und diese skandinavischen Elemente bestimmten seine Arbeiten: Klare architektonische Strukturen, ausgeprägt räumliche Konzeptionen und die Freude am gestalterischen Umgang mit geschnittenen Hecken. Da war nichts Zufall, sondern bis zu den Blumen „klare Ansprache“. Martinsson hatte sein Metier von Grund auf gelernt. Nach einer Gartenbauausbildung und Praktika in Stuttgart, Bern und Rom absolvierte er ein Aufbaustudium an der Kunstakademie Stockholm und eröffnete 1957 dort ein eigenes Büro, mit dem er bald Wettbewerbserfolge erzielte. Fortan spielten in seiner Planung höchst akkurate Perspektivzeichnungen eine wesentliche Rolle. Das ist auch in der Karlsruher Auszeichnung gut zu erkennen. Für die zur Ausführung gelangten öffentlichen Projekte wie der Fußgängerzone in Ludwigshafen oder Plätze in Karlsruhe gilt das leider weniger. Ohnehin sei die Pflege von Anlagen in Deutschland bei weitem nicht so ausgeprägt wie etwa in Frankreich, beklagt der Kurator. Am Schlossgarten in Rastatt oder in der Ettlinger Altstadt ist Martinssons Handschrift noch deutlich erkennbar. Wer sich hingegen seine nicht zur Ausführung gekommenen Pläne für den Karlsruher Marktplatz von 1975 anschaut, wird gegenüber dem, was da jetzt vorgesehen ist, in seiner Skepsis nachdrücklich bestärkt. Stadt- und Platzgestaltung hat, gleichwohl Moden und finanziellen Zwängen unterliegend, durchaus auch mit Kunst zu tun. Da sollten allerdings auch die Nutzer, die Menschen also, darin vorkommen. Den Eindruck hat man nicht immer. Informationen Ausstellung über Gunnar Martinsson bis 22. September in der Landesbibliothek Karlsruhe. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9 bis 19 Uhr, Samstag 10 bis 18 Uhr, Eintritt frei. Kuratorenführungen und umfangreiches Begleitprogramm. Weitere Informationen im Internet unter www. blb-karlsruhe.de

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