Kreis Germersheim Kommentar: Vorsorgen ist besser

Wer mitten in Europa Bau-, Gewerbe- und Industriegebiete

ausweist, der erntet irgendwann auch Verkehr.

Nein, es liegt nicht am Sommerloch: Dass die Bienwald-Autobahn jetzt plötzlich wieder auftaucht, hat einen nachvollziehbaren Grund. In Frankreich hofft man, dass das Nordelsass von einem Lückenschluss im linksrheinischen Autobahnnetz wirtschaftlich profitiert. Aber ob der Bedarf wirklich so stark wächst: Das weiß heute doch keiner. Zur Zeit ist das Verkehrsaufkommen allein jedenfalls kein Grund, den Bau einer Autobahn in Angriff zu nehmen. Es sei denn, man will eine Alternative zu der überlasteten A5. Ein Gedanke, der auch vielen A5-Anwohnern im Badischen gefallen dürfte. Die A5 dürfte aber mittelfristig entlastet werden: Mit ihrem Gotthard-Basistunnel zwingen die Schweizer die Lastwagen Richtung Italien auf die Schiene. Und die werden möglichst früh wechseln, weil das billiger ist. Deshalb wird im badischen Rheintal zur Zeit die Bahnstrecke massiv ausgebaut – ein Projekt, das weitaus wichtiger ist als Stuttgart 21 – und für das wiederum viele badische Gemeinden große Opfer bringen müssen. Die Südpfalz hingegen kann immer noch im Windschatten der ehemaligen Randlage segeln. Aber wer mitten in Europa Bau-, Gewerbe- und Industriegebiete ausweist, der erntet Verkehr. Deshalb ist es richtig, wenn die Planer Vorsorge treffen und Möglichkeiten offen halten statt sie zu verbauen. Die Entscheidung wird dann im Falle der Bienwald-Autobahn wohl erst die nächste Generation treffen (müssen). Das kann sehr sinnvoll sein: So wurde zum Beispiel das Wiederlager der Bahnbrücke Wörth/Karlsruhe beim Bau von den Mittelbehörden recht eigenmächtig so ausgelegt, dass ein zweites Gleis darauf passt. Das dann auch für die Stadtbahn gebraucht und gebaut wurde.

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