Landau Körper und Geist pflegend

Insgesamt 18 Übungen lehrt Heike Seeberger (roter Pullover) ihren Schülern, die sich zu Qigong-Lehrern und -Kursleitern ausbilde
Insgesamt 18 Übungen lehrt Heike Seeberger (roter Pullover) ihren Schülern, die sich zu Qigong-Lehrern und -Kursleitern ausbilden lassen.

Es ist ganz still. Das Einzige, was man im Übungsraum im Landauer Lazarettgarten hört, ist das leise Surren der Heizkörper. Die meisten der angehenden Qigong-Kursleiter nehmen das Geräusch aber nicht wahr. Sie konzentrieren sich auf den Übungsablauf. Ihre Ausbilderin, Heike Seeberger, lehrt ihnen die 18 Übungen des Taiji-Qigong. Diese weich fließenden Bewegungen seien leicht zu erlernen, dienen der Entspannung und besitzen eine heilende Wirkung, wie die Marbacherin im Gespräch mit „Marktplatz regional“ erklärt. Seeberger ist Heilpraktikerin und seit 1997 Lehrerin der Deutschen Qigong Gesellschaft (DQGG). Sie bildet Qigong-Lehrer und -Kursleiter aus. Seit Juni 2018 tut sie das auch in Landau. „Der Bedarf im Südwesten war da“, erklärt Cordula Goulet. Gemeinsam mit Seeberger bietet sie den zweijährigen Kurs an. Dafür treffen sich die Teilnehmer einmal im Monat für ein Wochenende in der Praxis für integrale Heilkunst Panakeia. Sie kommen hauptsächlich aus der Südpfalz. Aber auch aus Trier, Offenburg oder dem Raum Karlsruhe. Es ist bereits das fünfte Wochenende, das die zwölf Frauen und Christian Kremer, der Hahn im Korb, miteinander verbringen. Ihre Abschlussprüfung zum Qigong-Kursleiter der Deutschen Qigong Gesellschaft werden sie im Sommer 2020 machen. Diese berechtigt die Teinehmer, Qigong bei Volkshochschulen oder Sportvereinen zu unterrichten. Außerdem ist sie Grundlage für die aufbauende Qigong-Lehrer-Ausbildung. Bis zum Prüfungstermin haben die Teilnehmer aber noch ein reich gefülltes Programm. Zum Beispiel werden sie sämtliche Qigong-Übungen perfektionieren. Sie werden die Diagnostik und Krankheitslehre der Traditionellen Chinesischen Medizin kennenlernen. Und erfahren, wie die Methodik und Didaktik des Qigong-Unterrichts funktioniert. Für die 54-jährige Landauerin Monika Bug ist der Kurs ein Geschenk an sich selbst. Sie sagt: „Qigong ist mein Instrument, mit dem ich meinen Geist pflege.“ Bei den Übungen spüre sie eine Verbindung zwischen sich und dem großen Ganzen. Sie spüre Dankbarkeit für ihren Körper und Demut gegenüber der Schöpfung, deren Teil sie ist. Astrid Rohwetter, Lehrerin aus Offenburg, nutzt Qigong, um Stress abzubauen. „Die Übungen kann ich im Alltag gut einbringen“, erklärt sie und fügt hinzu: „Ich finde dann zu mir zurück und verliere mich nicht.“ Wie das geht, möchte sie anderen zeigen, deshalb nimmt sie am Kurs teil, der im Sommer vergangenen Jahres begann. Qigong basiert auf jahrtausendealten chinesischen Gesundheits- und Entspannungsübungen und fördert den harmonischen und reichlichen Fluss der Lebensenergie (Qi) durch eigenes Bemühen (Gong). Das erklärt Seeberger, die 1986 zum ersten Mal mit der Bewegungskunst in Berührung kam. Fasziniert von der aufrichtenden und aufbauenden Wirkung sei sie nicht mehr davon losgekommen. „Qigong eignet sich für Menschen jeden Alters und jeder Konstitution. Die Übungen sind so vielfältig, dass sich für jeden das Geeignete findet“, sagt die 62-Jährige. Ihre eigene Lieblingsübung sei der „weiße Kranich“ — eine relativ kurze, gleichzeitig elegante und kraftvolle Bewegungsübung, die alle Atemräume öffnet, die Beweglichkeit unterstützt und Kraft fördert, findet sie. Die Übung, mit der sich der Kurs an diesem Wochenende beschäftigt, ist aber eine andere. Es ist die erste von insgesamt 18 Übungen. Langsam heben die Teilnehmer ihre Arme nach oben, die Handflächen weisen nach unten zur Erde. Dabei atmen sie ein. Es folgt eine sinkende Bewegung. Ihr Oberkörper ist dabei aufgerichtet, ihre Hände bewegen sich zum Bauch. Dabei atmen sie aus. Seeberger beschreibt die Übung als Quelle: Von unten wird Wasser hochgedrückt, dann fließt es ab. „Durch die Übung wird Energie in Bewegung gebracht, das Qi wird geweckt. Gleichzeitig wird Aufgestautes losgelassen“, sagt die Marbacherin, die von ihren Kursteilnehmern wegen ihrer treffenden Beschreibungen gelobt wird. Wer sich zum Kursleiter ausbilden lassen möchte, sollte bereits Erfahrungen mit Qigong haben. Die eigene Bereitschaft zum Üben sei der wichtigste Faktor dafür, betont Seeberger. Denn Qigong könne nur mit ausreichender Eigenerfahrung unterrichtet werden. Ihren Kursteilnehmern rät sie: zu üben und zu beobachten, was kleine Veränderungen bei sich selbst und in der Beobachtung von anderen bewirken. Weil die Nachfrage am Kurs groß gewesen sei, wollen Seeberger und Goulet auch nach 2020 wieder einen Kurs anbieten. Im Netz www.qigong-ausbildung-landau.de

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